Altenpflege:Mehr Plätze, mehr Bedarf

Trotz neuer Pflegeheime bleibt es schwierig, Zimmer zu bekommen

Von Sven Loerzer

Obwohl das Angebot an Pflegeplätzen in Münchner Altenheimen im vergangenen Jahr durch die Eröffnung von zwei neuen Häusern gestiegen ist, blieb die Belegungsquote insgesamt weiterhin auf sehr hohem Niveau: 95,9 Prozent der 7757 belegbaren Plätze in 58 Einrichtungen waren Mitte Dezember 2018 belegt. Im Jahr zuvor waren 97,6 Prozent der Plätze belegt. Offenbar bestehe "nach wie vor eine hohe Nachfrage nach vollstationären Pflegeplätzen in der Landeshauptstadt", kommentiert Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) den aktuellen Marktbericht zur Pflege. "Im Moment ist es wirklich schwierig, sofort einen Pflegeplatz zu finden", sagt auch SPD-Stadträtin Anne Hübner. Das liege aber vor allem am Personalmangel.

Das Angebot an Pflegeplätzen ist zwar im Jahr 2018 durch die Neueröffnungen um 353 Plätze gestiegen. Allerdings waren, wie auch schon ein Jahr zuvor, rund 300 Plätze nicht belegbar, was zum Teil mit Umbauten, aber auch mit dem Mangel an Pflegekräften zu tun hat, was die Einschränkung der Belegung zur Folge hat. Die hohe Auslastung verdeutliche, dass in der Landeshauptstadt "weiterhin vollstationäre Pflegeplätze benötigt werden und offensichtlich eine konstante Nachfrage nach diesen Angeboten besteht", erklärt die Sozialreferentin. Dies bekräftige, dass das kommunale Engagement in der pflegerischen Versorgung notwendig sei. Die Stadt werde deshalb auch weiterhin Flächen für die Planung von Altenheimen in unterversorgten Gebieten reservieren. Priorität müsse dabei ein Pflegeheimneubau im Münchner Norden haben, fordert SPD-Stadträtin Hübner. Damit dieser dann aber nicht leer stehe, müssten die Bedingungen für Fachkräfte verbessert werden. Denn der Kampf um Pflegepersonal hat sich verschärft. "Kliniken zahlten neuen Mitarbeitenden seit 2018 zum Teil hohe Abwerbeprämien und im Schnitt höhere Gehälter", betont Dorothee Schiwy.

Bei fast der Hälfte (44,5 Prozent) der Heimbewohner besteht eine diagnostizierte Demenzerkrankung. Um knapp einen Prozentpunkt gestiegen ist die Einzelzimmerquote der Pflegeheime auf 79,1 Prozent im Gesamtdurchschnitt. Immer noch nicht erfüllen aber 18 Heime die vorgeschriebene Einzelzimmerquote von 75 Prozent. Hoch ist die Nachfrage nach den 45 belegbaren, festen Kurzzeitpflegeplätzen. Weiter gestiegen ist das Angebot an festen Tagespflegeplätzen von 242 auf 312.

Gut ein Drittel der Menschen, die im Pflegeheim leben, sind auf Sozialhilfe angewiesen, weil ihre Rente und ihr Vermögen zusammen mit den Leistungen der Pflegeversicherung nicht ausreichen, um die Heimkosten zu decken. Andererseits verdienten aber Fachkräfte in der Altenpflege zu wenig, "um auch mit Familie in München gut leben zu können", betont Hübner. "Leider bedeuten höhere Gehälter automatisch auch deutlich höhere Kosten für die Pflegebedürftigen." Um dies zu überwinden, müsse die Pflegeversicherung reformiert werden. "Die Leistungen müssen endlich auf ein höheres Niveau gehoben und dann jährlich dynamisiert werden", fordert Anne Hübner.

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