Irgendwie ist Paro schon süß. Paro ist der Name einer Roboter-Robbe, die seit einigen Jahren in Japan gebaut wird und die bei demenzkranken Menschen Gefühle wecken soll. Auch in deutschen Altenheimen wird sie bereits eingesetzt. Dabei ist Paro ein verhältnismäßig primitives Kuscheltier, wer sich ein bisschen mit moderner Robotik beschäftigt, wird nicht daran zweifeln, dass auch in Pflegeheimen oder Kliniken Maschinen einen Teil der Arbeit übernehmen könnten.
Zukunftsmusik? Werden Roboter in 20, 30 Jahren in der Pflege eingesetzt? Werden in 50 Jahren menschenähnliche Androiden die Einkäufe für daheim lebende Kranke übernehmen? Werden Maschinen Gefühle zeigen, wie in den Science-Fiction-Filmen "Blade Runner" oder "I, Robot"?
Nun, die Forschung ist schon ziemlich weit. Prothesen werden immer ausgefeilter und sensibler, es gibt Gehhilfen, die wie ein externes Skelett Menschen mit einer Behinderung wieder mobil machen. Videos aus Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum zeigen, dass von Chirurgen gesteuerte Robotertechnik bald in den Operationssaal Einzug halten könnte. Auch die Visionen früherer Science-Fiction-Autoren nähern sich immer weiter der Realität. Maschinen können sich schon heute in bestimmten Situationen wie Menschen verhalten, etwa indem sie Gesichter erkennen und auf Berührungen reagieren.
In Japan werden Pflege-Roboter schon lange getestet
In Japan wird der Einsatz von Robotern ernsthaft erprobt, etwa um Pflegebedürftige aus dem Bett zu heben. Die Maschine, die das kann, hat ein süßes Bärchengesicht. Dass Roboter schon in ein paar Jahren in Heimen zum Einsatz kommen können, davon ist man beim US-amerikanischen Unternehmen Hanson Robotics überzeugt. Dort stellen sie Maschinen her, die Menschen täuschend ähnlich sehen und sowohl Gefühle simulieren als auch menschliche Stimmungen erkennen sollen. Realistischer, da erkennbar eine Maschine, ist da schon der Care-O-bot des Fraunhofer Instituts. Der kann Personal unterstützen, etwa indem er selbständig Material von Zimmer zu Zimmer transportiert.
Sulemann Ghafoori und Dzenan Ramic sind skeptisch, was solche Entwicklungen betrifft. Sie absolvieren gerade eine Ausbildung zum Altenpfleger bei Münchenstift. Dass technische Hilfe in der Pflege das Personal unterstützen kann, wäre aus ihrer Sicht zwar wünschenswert. Aber Maschinen sind Maschinen, da sind sie sich einig. "Also ich möchte mal nicht von einem Roboter gepflegt werden", sagt Sulemann. Er ist gerade einmal 17 Jahre alt, also vom Alter der Heimbewohner, um die er sich bei Münchenstift kümmert, weit entfernt. Echter menschlicher Kontakt wird seiner Meinung nach - Forschung hin oder her - niemals in Heimen oder Krankenhäusern zu ersetzen sein.
Die Roboter sind auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel
Dieser Kontakt ist auch der Grund, warum sich Sulemann und sein 21-jähriger Kollege Dzenan für diesen Beruf entschieden haben. Sie geben den Bewohnern Wärme - und bekommen auch welche dafür zurück. Dass sich Forscher aber überhaupt so viele Gedanken machen, liegt nicht nur an ihrem Forschertrieb, sondern unter anderem auch daran, dass es traditionell schwer ist, für die Pflege überhaupt Personal zu bekommen. Und weil die Menschen immer älter werden, wird es auch immer mehr Menschen geben, die auf Pflege angewiesen sind.
Japan ist weit weg. Und an Roboter in der Pflege mag Siegfried Benker trotz der demografischen Entwicklung nicht denken. "Ein schwieriges Thema", sagt der Geschäftsführer der Münchenstift GmbH. Als solcher weiß er, dass der Markt an Pflegefachkräften leergefegt ist. Auch Benker betont, dass alles, was menschliche Gefühle und Zuwendung erfordert, nicht von Maschinen zu leisten ist.
Technische Hilfen, wie es sie teils schon heute gibt, wie Sensormatten vor den Seniorenbetten, die einen Sturz melden, sind auch aus seiner Sicht zu begrüßen. Auch bessere Hebehilfen, modernere technische Unterstützung beim Baden oder beim Aufstehen, kann er sich vorstellen. "Aber einem demenziell beeinträchtigten Menschen das Bild eines Menschen vorzugaukeln - das ist Betrug am Menschen", sagt er. "Ich weiß auch nicht, welche Ängste entstehen, wenn überall seltsame Roboterwesen herumlaufen."