Stadtbau:Grünes Licht für den Umbau der Alten Akademie

Stadtbau: Der Umbau der Alten Akademie ist in der Stadt heftig umstritten.

Der Umbau der Alten Akademie ist in der Stadt heftig umstritten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Die Signa-Gruppe hat vom Stadtrat die Erlaubnis bekommen, einen großen Teil der Arkaden der Alten Akademie für Ladenflächen zu nutzen.
  • Die Stadtbaurätin Elisabeth Merk sieht das kritisch. Sie glaubt, die Arkaden zur Kapellenstraße hin hätten zu einem beliebten öffentlichen Raum werden können.
  • Alle Einwände wurden geprüft. Das Planungsreferat kommt zu dem Ergebnis, der Beschluss des Stadtrats könne "unverändert weitergeführt werden".

Von Sebastian Krass

Diese Gelegenheit, dem Investor ihre Meinung zu sagen, wollte Elisabeth Merk sich nicht entgehen lassen. Sie war Mitte April in die Alte Akademie geladen, zu einer Diskussion auf der Konferenz "Architecture Matters". Mit der Stadtbaurätin auf dem Podium saß Tobias Sauerbier, neuer Deutschlandchef der Immobilienaktivitäten von René Benkos Signa-Gruppe und damit quasi Hausherr.

Es sei ja begrüßenswert, dass es in der Alten Akademie nun "Wohlfühlaktionen" wie die Zwischennutzung und eine Diskussion wie diese gebe, sagte Merk. "Aber ich hätte mir gewünscht, dass Sie sich früher einer kritischen Auseinandersetzung stellen, was Sie hier eigentlich vorhaben." Gern, sagte Merk, hätte sie mit der Signa diskutiert, ob sie nicht doch die Arkaden der Alten Akademie komplett erhalten und für die Öffentlichkeit aufwerten wolle. Das wollte die Signa, die die Alte Akademie 2013 vom Freistaat für 65 Jahre im Erbbaurecht überlassen bekommen hat und nun einen weitgehenden Umbau plant, aber nicht. Letztlich bekam Signa gegen Merks Widerstand vom Stadtrat die Erlaubnis, einen großen Teil der Arkaden dem Innenraum zuzuschlagen und zu Ladenfläche zu machen.

An diesem Donnerstag nun bringt Merk die Alte Akademie wieder in den Stadtrat. Sie legt dem Planungsausschuss einen Billigungsbeschluss vor, es ist ein vorentscheidender Schritt im Verfahren zu einem Bebauungsplan. In der Alten Akademie soll eine Mischung aus Einzelhandel, Büros und Gastronomie entstehen - und Wohnraum, allerdings vermutlich in eher hoher Preislage. Vor gut einem Jahr hatten CSU und SPD die bisherige Beschlusslage geändert: Die aus der Nachkriegszeit stammenden Arkaden entlang der Kapellenstraße dürfen nun doch weg, und die Passage am sogenannten Hettlage-Bau darf deutlich verschmälert werden.

Um diese Frage wird seit Jahren erbittert gestritten. Für die Kritiker wird hier öffentlicher Raum zugunsten von Kommerzinteressen hergegeben, das könne zum Präzedenzfall für andere Arkaden und Durchgänge in der Altstadt werden. Merk glaubt, die derzeit wenig frequentierten Arkaden zur Kapellenstraße hin hätten zu einem beliebten Ort werden können, wenn Signa dort ein Café eingeplant hätte - erst recht, wenn die Kapellenstraße einmal zur Fußgängerzone zwischen Neuhauser Straße und Maxburg würde.

Inzwischen hat das Planungsreferat den Auftrag des Stadtrats in den Entwurf des Bebauungsplans eingearbeitet und sich mit "zahlreichen und umfangreichen Einwendungen" auseinandergesetzt. Das Münchner Forum etwa hat mit Unterstützung von Alt-OB Hans-Jochen Vogel einen "Appell" für den Erhalt der Arkaden eingereicht und Muster-Protestschreiben verbreitet, die von 450 Münchnerinnen und Münchnern eingereicht wurden. Hinzu kamen 100 weitere individuelle Stellungnahmen. Zudem sieht die Tochter des Architekten Josef Wiedemann, der nach dem Zweiten Weltkrieg die heutige Gestalt der Alten Akademie entworfen hat, mit dem Umbau das Urheberrecht verletzt, das auf sie übergegangen sei.

Die Alte Akademie, ein "Trophy Asset"

Das Planungsreferat hat alle Einwände geprüft, erkennt darin aber "keine neuen Sachverhalte", der Beschluss des Stadtrats könne "unverändert weitergeführt werden". Der Denkmalschutz etwa sieht keinen Grund einzuschreiten, das Baudenkmal bleibe ja "in seiner stadträumlichen Gestalt erhalten". Auch das Urheberrecht falle in der Abwägung mit den Interessen des Investors und der Öffentlichkeit nicht genug ins Gewicht. Das Planungsreferat verweist auch darauf, dass der bisher für die Öffentlichkeit unzugängliche Schmuckhof künftig geöffnet werde und darin 250 Quadratmeter "von jeglicher Nutzung freizuhalten" seien.

Die Signa-Gruppe sieht in der Alten Akademie ein "Trophy Asset", wie ihr Vertreter Sauerbier auf der Tagung im April erklärte. "Wir glauben an Innenstädte", das treibe Signa an, "unsere Gebäude müssen Identifikation erzeugen". Tatsächlich ist die Alte Akademie erst der Anfang. Dem Unternehmen gehört ja auch der Karstadt zwischen Stachus und Hauptbahnhof, es will diese Achse ebenfalls groß umgestalten. Stadtbaurätin Merk appellierte an die Signa, sich dann endlich einer Diskussion zu stellen, "bevor man das Projekt durchgerechnet hat". Auf ihre Kritik ging der Signa-Vertreter nicht ein.

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