Allach/Untermenzing:Konfusion in der Sackgasse

Die Diskussion im Bezirksausschuss um die Gestaltung einer verkehrsberuhigten Stichstraße auf dem Diamaltgelände verläuft kontrovers. Nicht zuletzt geht es um die Frage, ob dem Verkehr oder den Menschen Vorrang gewährt wird

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Die Bänke haben eine Mehrheit gefunden, nur eine einzelne keine, zwei Bänke immerhin erhielten auch noch mehr Zustimmung als Ablehnung, und Baumscheiben wollten alle im Gegensatz zu Baumgräben: Zu entscheiden hatte der Bezirksausschuss in seiner letzten Sitzung des Jahres über drei Varianten einer verkehrsberuhigten Sackgasse zwischen der ehemaligen Werkstätte und und Wohngebäuden auf dem Diamaltgelände. Es ist eine 45 Meter lange und 8,50 Meter breite Stichstraße, die, was Verkehr betrifft, einzig zu der hinten liegenden Tiefgarage führt.

Kristin Hennenhöfer, Projektleiterin der Abteilung Straßenplanung und Bau im Baureferat, stellte die mögliche Gestaltung vor, die in der Hand der Stadt liegt. Variante 1 sieht - im Sinne einer guten Aufenthaltsqualität - versetzt stehende Bänke und Bäume mit Baumscheiben vor, sodass deren Wurzelbereich betretbar ist. Die zweite Möglichkeit ist ähnlich, nur dass die Bäume in Baumgräben angeordnet sind, sprich im Gras oder in Bodenflechten. Bei Variante drei wären alle Bäume und Bänke auf nur einer Seite platziert. Variante vier wäre ein konventioneller Ausbau mit einer Gehbahn rechts und links der Fahrbahn.

Zunächst gab es nur Verwirrung, weil die Pläne nicht in Nord-Süd-Ausrichtung hingen, hinzu kam die schlechte Akustik im Foyer der Manzo-Grundschule und - zwar zweitrangig - eine mitunter gereizte Stimmung, weil alle froren.

Die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz bezeichnete es als wichtig und richtig für die Optik und das Klima, dort Bäume zu pflanzen. FDP-Mann Henning Clewing wollte sichergestellt haben, dass dort gleichzeitig zwei Fahrzeuge "in Transporter-Größe" aneinander vorbeikämen, wohingegen Ingrid Haussmann (parteifrei) von einem etwas "schwierigen Nutzungsmix" von Kindern und Verkehr sprach. Stefanie Martin (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses "Planung und Bau", hielt es für sinnvoller, die Bäume und Bänke nur auf der Wohnseite zu haben und aus der Sackgasse "nicht einen Parcours" für Autofahrer zu machen. Bänke seien für die Senioren wichtig, die gerade noch vors Haus könnten.

Dem konnte sich SPD-Sprecher Pascal Fuckerieder, Vorsitzender des Unterausschusses Verkehr, nicht anschließen. Hierbei gehe es immerhin um das direkte Umfeld des ehemaligen Werkstättengebäudes, und dort solle Leben hinein. "Es ist schade, dass die erste Priorität ist, dass die Autos gut durchkommen. Erste Priorität sollten die Menschen und nicht die Autos haben." Funktionieren müsse es dennoch, sagte Kainz. Ihr sei vor allem eine gute Optik wichtig, denn die Hauptaktivitäten fänden schließlich im künftigen Park und auf dem Quartiersplatz statt.

Fuckerieder rechnet mit 180 Fahrbewegungen pro Tag von und zu den 90 Stellplätzen der Tiefgarage. CSU-Sprecherin Gabriele Hartdegen plädierte für eine eher praktische Gestaltung, schließlich solle die Tiefgarage auch genutzt werden. Auch Bernhard Freitag (CSU) fand es überzeugender, die Bäume auf die Seite zu setzen, weil dort die Hauseingänge liegen.

Was dann wiederum zu der Diskussion führte, welche Bäume eigentlich vorgesehen seien, welche Höhe diese erreichten und wie es dann mit der Verschattung der Wohnungen aussehe. Kristin Hennenhöfer sagte, dass an Laubbäume gedacht sei, die Sorten seien noch nicht festgelegt, die Höhen auch nicht. Dies führte zu der Anregung aus dem Publikum, doch blühende Bäume zu nehmen, die auch einen Nutzen für Insekten haben.

Das Problem, so Kainz, sei dann wieder, dass zu viele Insekten angezogen würden. Ihre Idee, auch noch blühende Pflanztröge aufzustellen oder nur solche, fand wegen Fragen der Pflege nicht so viel Begeisterung, wird aber mit aufgenommen. Man sollte auch nicht alles zustellen, sagte Freitag. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten der einseitigen Bepflanzung aus, vorbehaltlich des Konzepts, das sich die Lokalpolitiker noch vorstellen lassen wollen.

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