Allach:Zu spät fürs Ramadama

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Es ist nicht alles Silber, was glänzt: Gleich wandert ein Alufetzen beim Ramadama 2017 des Gartenbauvereins Allach-Untermenzing in den Müllsack. (Foto: Florian Peljak)

Der Gartenbauverein Allach-Untermenzing hat sein großes Abfallsammeln für den 16. März angesetzt. Aus Naturschutzgründen dürfen solche Aktionen auf Münchner Stadtgebiet allerdings nur bis zum 15. März stattfinden - nun fällt das Saubermachen womöglich aus

Von Anna-Leandra Fischer und Ellen Draxel, Allach

Wendelin Jehle, Vorsitzender des Gartenbauvereins Allach-Untermenzing, ist aufgebracht. Eigentlich wollte er eine Ramadama-Aktion am Samstag, 16. März, organisieren. Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn sollten Allachs Wälder, Wiesen und Flussufer vom Müll befreit sein. Doch er hat den Termin dafür zu spät angesetzt, denn vom 15. März an darf in der Stadt aus Gründen des Naturschutzes kein großflächiges Abfallsammeln mehr stattfinden.

Dabei hatte Jehle den Termin mit Absicht erst auf Mitte März gelegt; im vergangenen Jahr hatte er zwei Termine Anfang des Monats wegen Schnees absagen müssen. Deswegen ist er nun enttäuscht, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) den von ihm angeforderten Müllcontainer nicht bereitstellen will. Die zeitliche Begrenzung für Ramadama-Aktionen sei nicht willkürlich gewählt, sondern orientiere sich an den Vorgaben für Baumfällarbeiten der Unteren Naturschutzbehörde, stellt Evi Thiermann, Pressesprecherin des AWM, klar.

In den Herbst- und Wintermonaten wird in ganz München aufgeräumt. Von Anfang Oktober bis Mitte März finden stadtweit zahlreiche Aufräumaktionen der Natur statt: Allein der AWM fördert 25 dieser von Vereinen, Bezirksausschüssen, Schulen oder Bürgerinitiativen organisierten systematischen Müllbeseitigungen. Sechs von ihnen stehen bis zum 15. März noch aus. Auch nach Ansicht des Kommunalreferats können die Aktionen nicht ganzjährig erlaubt werden, wie bereits vergangenes Jahr die Bürgerversammlung von Allach-Untermenzing gefordert hat. Auch aus Gründen des Tierschutzes. "Ramadama-Aktionen", erklärt die Behörde, "finden häufig in Schutzgebieten und auf anderen, für den Erhalt der Artenvielfalt bedeutenden Flächen statt". In diesen wenig frequentierten und empfindlichen Bereichen sei das Einsammeln von Abfällen durch mehrere Personen besonders störend.

Die Zeitvorgabe der Verwaltung orientiert sich weitgehend am Bundesnaturschutzgesetz und nimmt damit Rücksicht auf die Brut- und Aufzuchtzeit der Vögel sowie die Geburts-, Säuge-, Aufzucht- und Entwicklungszeit anderer Wildtiere. Sie stelle ohnehin bereits einen "Kompromiss" dar, so das Referat: Eulenvögel etwa begännen schon vor dem 1. März mit dem Brutgeschäft, und manche Fledermausarten wählten ihre Winterquartiere bereits im August aus. Spätestens von Mitte März an sei dann davon auszugehen, dass auch Amphibien ihre Winterquartiere verließen. "Die Frösche, Kröten und Molche verstecken sich häufig im Laub oder unter Gras und können leicht unbemerkt zertreten werden."

Jehle kann die Argumentation nicht nachvollziehen. Vögel und andere Tiere benutzten doch keinen Kalender, so der Naturschützer. Falls er das Ramadama am 16. März nicht ansetzen kann, will er sich künftig nicht mehr ehrenamtlich für den Naturschutz engagieren. "Es tut mir weh, wenn ich durch die Landschaft gehe", sagt Jehle, aber wegen der fehlende Unterstützung seitens der Verwaltung gebe er langsam auf. Der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing steht jedenfalls auf der Seite von Jehle und befürwortet eine "erweiterte Ramadama-Zeit bis Ende der ersten Aprilwoche". Man habe sich erkundigt, wie die Zeiträume für die Aufräumaktionen in anderen Städten gehandhabt würden. Dort seien die Vorgaben nicht so streng wie in München, sagt Heike Kainz (CSU), Vorsitzende des Bezirksausschusses. Sie verstehe, dass das Eingreifen in die Tier- und Pflanzenwelt schädlich sei. Aus Sicht des BA genüge es jedoch, wenn man die Müllsammler bitte, nicht zu nahe an grünende Büsche und Sträucher zu gehen.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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