Allach/Untermenzing:Ohne Keller

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Bezirksausschuss findet Vorgabe für "Wohnen für alle" falsch

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Die städtische Wohnungsgesellschaft GWG steht in den Startlöchern, um mit dem Bau der Häuser aus dem Sofortbauprogramm "Wohnen für alle" an der Achwaldstraße beginnen zu können. Die Fertigstellung ist für Ende September/Anfang Oktober 2017 geplant. Der Belegungsplan sei mit dem Sozialreferat fast abgeschlossen, aber noch nicht ganz fertig, sagte William Ringsdorf von der Projektleitung "Neubau" der SZ, nachdem er den Bezirksausschuss (BA)

über den Stand der Planung informiert hatte. Entstehen sollen insgesamt 28 Wohnungen in vier ein wenig versetzt stehenden Häusern auf einem Teil des leeren Grundstücks zwischen Achwald- und Rudorffstraße. Drei der Gebäude sind zur Rudorffstraße hin ausgerichtet, das vierte in der Mitte dahinter. Für das Erdgeschoss sind jeweils drei kleine Wohnungen und ein Technikraum geplant, im ersten Stock vier Wohnungen, die aber so zusammengelegt werden können, dass daraus zwei große entstehen können. Jede Wohnung verfüge über einen Balkon. Im nördlichen Teil des Grundstücks sind elf Stellplätze und ein Müllhäuschen in Holzlatten-Optik vorgesehen, an der Rudorffstraße sechs Parkplätze und zwei kleinere Häuschen für den Abfall. Ein Stück Grund werde zur geplanten Erweiterung der Rudorffstraße an die Stadt abgetreten. Alle Bäume sowie das bestehende Feldkreuz blieben erhalten, sicherte Ringsdorf zu.

Auf nach wie vor große Kritik stieß im BA, dass keines der Häuser unterkellert wird. Er werde diesem Projekt jetzt noch zustimmen, aber keinem anderen mehr, das ohne Kellerräume geplant sei, kündigte Friedrich Schneller (SPD), erster stellvertretender BA-Vorsitzender, an. Damit gingen Wasch- und Trockenräume, Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder, Kinderwagen und nicht täglich Gebrauchtes verloren. "Wenn man so saubere Häuser hinstellt, gehört ein Keller dazu", sagte Schneller. Ringsdorfs Einwand, dass schnell gebaut werden müsse und eine Unterkellerung zu aufwendig und zu teuer sei - "wir haben eine Kostenobergrenze" - mochte Schneller nicht akzeptieren. "Das kostet Sie zeitlich höchstens vierzehn Tage mehr", sagte er. "Die Vorgabe müssen wir an die Stadt München als Auftraggeber stellen", wandte Ingrid Haussmann (parteifrei) ein. "Wenn die Stadt keine Keller in Auftrag gibt, kann die GWG sie auch nicht bauen." Henning Clewing (FDP) prophezeite, dass die Häuser in zwanzig Jahren ein Viertel ihres Wertes eingebüßt haben werden, weil sie nicht unterkellert seien. Auch die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz sprach von einem "riesigen Fehler", angesichts knapper Flächen und hoher Bodenpreise auf Keller zu verzichten. Christiane Schenk (SPD), Vorsitzende des Unterausschusses Familie, Bildung und Soziales, machte auch auf die Verschwendung von Wohnraum aufmerksam: Die mangels Keller im Erdgeschoss untergebrachten Technikräume schluckten insgesamt fast 100 Quadratmeter, das allein wären schon zwei Wohnungen. Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder und Kinderwagen sind draußen vorgesehen.

Weiterhin wichtig ist dem Bezirksausschuss auch eine bunte Mischung bei der Belegung. Lange diskutierten die Stadtviertelvertreter darüber, ob pro Haus gleich von Anfang an große Wohnungen für Familien eingeplant werden sollen und wenn ja wie viele, um sich die späteren Umbauten beim Zusammenlegen zweier kleiner in eine große zu sparen. Letztlich blieb es aber bei dem bereits gefassten Beschluss, pauschal zu fordern, dass Familien die Hälfte der Bewohner ausmachen sollen. "Wir werden noch einmal darauf schauen, sobald der Belegungsplan und das Betreuungskonzept vorliegt", sagte Heike Kainz. Die Allach-Untermenzinger wollen beim Sozialreferat darauf drängen, dass dies schnell geschieht.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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