Allach/Untermenzing:Neue Nachbarn

Verkehr und Baudichte sind die Hauptthemen der digitalen Erörterung zum Kirschgelände

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Ein neues Stadtquartier mit gut 1300 Wohnungen und etwa 3000 Bewohnern auf dem Gewerbegebiet Kirschgelände, das wirft in der Bevölkerung, bei Nachbarn, Anrainern und (Noch-)Mietern viele Fragen auf. An die 50 Bürger hatten sich gleich zu Beginn in die digitale Erörterung am Dienstagabend mit Vertretern der Stadt eingeloggt, kurz danach waren es an die 100. Den Hauptteil der vom Bezirksausschuss-Vorsitzenden Pascal Fuckerieder (SPD) moderierten Veranstaltung zur frühzeitigen Bürgerbeteiligung verfolgten konstant 80 bis 90 Interessierte, die über eine Chat-Funktion direkt Fragen stellen konnten.

Die meisten Bedenken kamen zum Verkehr, der Höhe und Größe des Neubaugebiets, das auf dem zwölf Hektar großen Areal zu den größten privaten Wohnbauprojekten in München zählt. Aber auch wegen der Zukunft der dort noch ansässigen Betriebe. Der Hinweis von Bernd Willer von der Stadtplanung, sich für einen Standort auf dem Junkersgelände zu bewerben oder sich an das Referat für Arbeit und Wirtschaft zu wenden, erwies sich als nur wenig hilfreich. Laut Fuckerieder gibt es für die 15 Parzellen auf dem Junkersgelände bereits 126 Bewerbungen. Dem Stadtteilgremium vorgreifend versicherte der BA-Chef, den Dialog zu suchen mit dem Investor ALLPG, einem Konsortium der Eckpfeiler Immobiliengruppe und der Büschl Unternehmensgruppe. Auch wegen der Gemeinschaftsunterkunft an der Hintermeierstraße würden Gespräche mit der Regierung von Oberbayern und dem Sozialreferat geführt. In ihr leben zum Teil sehr große Familien, die seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt im Stadtbezirk haben.

Große Sorge bereitet den Nachbarn das Nadelöhr der Allacher Unterführung und dass es zu Parkdruck in den umliegenden Wohnstraßen kommen könnte.

Zwar würden die Verkehrsuntersuchungen noch fortgeschrieben, sagte Jonas Wurtz vom Mobilitätsreferat. Doch lasse sich jetzt schon sagen, dass es ähnlich viel Verkehr wie heute geben werde, aber mit deutlich weniger Schwerlastverkehr. Auch würde sich der Verkehr anders verteilen als der eines Gewerbegebiets. Ebenso gehe man für die Willi-Wien-Straße von keinen größeren Steigerungen aus, die Anwohner seit Bekanntwerden der Pläne befürchten. Für einen Ausbau der Unterführung liege derzeit kein Auftrag vor, auch an eine U-Bahn ist nicht gedacht, aber an eine Busanbindung über die Elly-Staegmeyr-Straße. Einen höheren Takt und mehr Zuverlässigkeit bei der S-Bahn erhoffe man sich durch die zweite Stammstrecke. Alles nicht so ganz zufriedenstellend, fasste Fuckerieder die Antworten zusammen.

Auf die Frage, inwieweit sich das Quartier mit - gestaffelt hin zur Mitte und Bahnlinie - drei- bis sechsgeschossigen Baukörpern und höheren Hochpunkten in die meist kleinteilige Bebauung ringsherum integriere, sagte Willer: Es werde nicht das alte Allach nachgebaut, sondern es entstehe Neues mit verschiedenen Gebietscharakteren, das über Schnittpunkte zum Alten führe. "Alt und neu, aber nicht fremd."

Ob sich ein durchgehender Radweg entlang der Bahn zwischen den S-Bahnhöfen Allach und Untermenzing realisieren lässt, ist noch offen. Hier sieht das Mobilitätsreferat Konflikte mit der dort vorgesehenen ökologischen Vernetzungszone und denkt eher an eine Verbindung durch den Grünteil des neuen Quartiers. "Wir nehmen es aber mit", sagte Wurtz. Auch Unterflurcontainer sieht die Verwaltung kritisch. Diese nähmen der Elly-Staegmeyr-Straße viel Raum weg und müssten großflächig angefahren werden können, sagte Robert Schätzle von der Grünplanung. Die aber wolle man berücksichtigt haben, beharrte Fuckerieder, "wenn man schon ein Quartier neu gestaltet und mal keine Kabel und Sparten im Weg sind".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: