Süddeutsche Zeitung

Allach/Untermenzing:Mit drei Mandaten an die Spitze

Pascal Fuckerieder (SPD) wird Chef - mit Unterstützung der CSU

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Das politische Kalkül von CSU und SPD ist aufgegangen: Mit zehn von 17 möglichen Stimmen ist Pascal Fuckerieder von der SPD mithilfe der CSU (sechs Sitze) in der konstituierenden Sitzung des Bezirksausschusses (BA) am Montagabend zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Damit führen die Sozialdemokraten mit gerade einmal drei Mandaten erstmals nach 26 Jahren wieder das Stadtteilgremium an. Sein Gegenkandidat Falk Lamkewitz von den Grünen (fünf Sitze) unterlag auch bei der Wahl des ersten Stellvertreterpostens, der an Stefanie Martin von der CSU ging. Mit elf Stimmen errangen Falk Lamkewitz und die Grünen als zweitstärkste Fraktion lediglich das zweite Stellvertreteramt.

Auch die anderen Wahlgänge in der Aula der Grundschule an der Manzostraße machten größtenteils CSU und SPD für sich aus. Von fünf Unterausschüssen fiel nur einer an die Grünen, unter den zehn Beauftragten ist kein einziger Grüner, wobei Lamkewitz von sich aus nicht mehr Internetbeauftragter sein wollte. Den Vorschlag von Isabella Wach (ÖDP), die Unterausschuss-Sitze von fünf auf sechs zugunsten einer Ausschussgemeinschaft mit der FDP zu erhöhen, lehnte die Versammlung ab. Ebenso den Antrag von Thomas Lösekann (AfD), einen Beauftragten gegen Extremismus einzuführen, für den er sich bewerben würde. Neu installiert wurde dagegen nach intensiver inhaltlicher Diskussion ein Baumschutzbeauftragter.

Den Unterausschuss Planung und Bau leitet weiterhin Stefanie Martin, Kultur Ingrid Haussmann (parteifrei), Budget Anna Attenberger (CSU), Familie, Bildung, Soziales und Sport Neumitglied Lea Paetzold (SPD), Umwelt und Verkehr ging an Lamkewitz. Gabriele Hartdegen, die für die CSU-Stadträtin Heike Kainz nachgerückt ist, bleibt Fraktionssprecherin der CSU. Für die SPD übernimmt nun Friedrich Schneller, für die Grünen weiterhin Lamkewitz. Von einem verkleinerten Sonderausschuss bis August will das Gremium keinen Gebrauch machen. Kainz selbst, die zwölf Jahre an der Spitze stand, wurde mit einem riesigen Blumenstrauß verabschiedet.

Die weitgehende Niederlage der Grünen kommentierte Lamkewitz einen Tag später als "vertane Chance" für Allach-Untermenzing. Als zweitstärkste Fraktion und angesichts des Verlusts von fast 24 Prozentpunkten für CSU und SPD bei der BA-Wahl im März, habe man sich vorgestellt, das in einem rot-grünen Zusammenschluss für eine neue Richtung im Stadtbezirk zu nutzen, gerade für den Umweltbereich, sagte Lamkewitz der SZ. Jetzt stehe zu befürchten, dass es so weitergehe wie bisher. "Und ob der SPD-Vorsitzende von CSU-Gnaden so unabhängig agieren kann, wage ich zu bezweifeln."

Er freue sich riesig auf die nächsten sechs Jahre, sagte hingegen der neue Amtsinhaber Pascal Fuckerieder. "Wir haben eine schöne, bunte Mischung mit viel Erfahrung und Kompetenz im BA." Der 43-jährige Informatiker bei den Stadtwerken lebt seit 20 Jahren in Allach und hat bereits eine Amtsperiode hinter sich. Er wünsche sich ein gutes Zusammenarbeiten jenseits politischer Reibereien und einen respektvollen Umgang, sagte er. Auch dürfte das Vertrauensverhältnis von CSU und SPD im Gremium nach diesem Abend noch stärker geworden sein.

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Quelle:
SZ vom 14.05.2020
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