Allach/Untermenzing:Land in Sicht

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Ein halbes Jahrhundert warten die Allacher auf eine neue Mitte. Jetzt wurde am Oertelplatz Richtfest gefeiert

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Ein Richtfest ist eigentlich ein Fest für die Handwerker, ausgeführt wird es immer auf der Baustelle und immer während der Arbeitszeit. Das war es am Dienstagabend auf dem Oertelplatz auch. Doch für die Allacher und Untermenzinger war es viel mehr: "Etwas ganz Einmaliges in der Geschichte des Stadtbezirks", ein "Meilenstein nach einem sehr langen Weg", wie es die örtliche Bezirksausschussvorsitzende und CSU-Stadträtin Heike Kainz in ihrer Rede sagte.

Ein halbes Jahrhundert hat es Kainz zufolge gebraucht, bis der Stadtbezirk auf dem Oertelplatz vor dem Allacher Bahnhof endlich ein eigenes Stadtteilzentrum erhält. Die 130 Wohnungen der Demos-Wohnbau GmbH sind fast fertig, die ersten Bäume sind gepflanzt, für das Einkaufszentrum mit dem sich zum Platz hin vorgeschobenen Kopfbau ist mit dem Richtfest für die Bauherrin Moeg GmbH, eine Gemeinschaftsgesellschaft der Zech Group und der Christmann Beteiligungen GmbH & Co KG, nun Halbzeit, während Kranführer und Bauarbeiter unverdrossen weiter an der Tiefgarage arbeiteten.

"Nun hat der Bau sich hier erhoben...": Dem Richtspruch des Zimmermanns folgten die Reden auf dem Dach des Kopfbaus. (Foto: Martina Seidl/Moeg GmbH/oh)

Ganze Generationen an Bürgern, Politikern aus dem Bundestag, Landtag, der Stadt und an Stadtviertelvertretern waren beteiligt, Bürgermeister Josef Schmid (CSU) nannte eine Liste an Namen. Es sei geplant, geändert und verworfen worden, immer wieder seien Hindernisse bis hin zum Stillstand aufgetaucht, resümierte Kainz. "Jetzt ist Land in Sicht."

Das neue Stadtquartier "Am Oertelplatz" entsteht auf einer Gesamtgrundstücksfläche von 33 880 Quadratmetern, aufgeteilt in 12 800 Quadratmeter Geschossfläche für Wohnnutzung, 700 Quadratmeter für eine Kindertagesstätte und 14 300 Quadratmeter für das Einkaufszentrum Ever.S und das Solitärgebäude, das die Stadtsparkasse für eine Filiale und ein Beratungscenter erworben hat. Sie wird in dem dreigeschossigen Bau das Erdgeschoss und ein halbes Obergeschoss nutzen. Angesiedelt wird dort auch die Volkshochschule und ein Alten- und Service-Zentrum. Ein markanter Punkt wird der Brunnen auf den Quartiersplatz sein. 85 wasserspeiende Düsen auf 90 Quadratmetern im Boden sollen vor der Einkaufszeile zum Verweilen einladen. Auf der begehbaren Fläche werden bis zu 280 Meter lange, wellenartige Fontänen sprudeln können. Und auf dem Bahnhofsvorplatz entstehen neue Flächen für Busse, Kurzparker, Taxis sowie Bike- und Park-and-ride-Stellplätze.

Herzstück soll aber das Einkaufszentrum sein mit über 30 Geschäften, Dienstleistern und Gastronomie und einer gläsernen Lichtkuppel in der Ladenstraße. Projektleiter Wolfrat Voigt äußerte sich zuversichtlich, dass der Oertelplatz Belebung erfahren wird. Beitragen werde dazu auch die Volkshochschule mit ihrem breiten Bildungsangebot. Bürgermeister Schmid sprach von einem Mehrwert für die Gegend, ja, den gesamten Münchner Nordwesten. Konkurrenz für die bestehenden Geschäfte befürchte er nicht. Im Gegenteil, öffne sich das Einkaufszentrum zur Vesalius- und den anderen Straßen und damit den Blick auf die umliegenden Geschäfte. Durch das ASZ werde die neue Mitte auch zum Ort des Austauschs zwischen verschiedenen Generationen. Dierk Schafmeyer von den mitgestaltenden Tchoban Voss Architekten bezeichnete den Quartiersplatz als "fantastische Sache" für die Wohn- und Arbeitswelt in Allach und schloss auch Marktstände nicht aus.

Herzstück soll das Einkaufszentrum sein mit über 30 Geschäften, Dienstleistern und Gastronomie und einer gläsernen Lichtkuppel in der Ladenstraße. (Foto: Martina Seidl/Moeg GmbH/oh)

Die Investitionssumme beträgt laut Reinhard Christmann an die 100 Millionen Euro. Das Firmen-Konglomerat wird das Ganze allerdings nicht behalten. Es soll noch in diesem Herbst verkauft werden, sagte er. Kainz sagte, sie freue sich schon auf gemeinsame Feste mit den umliegenden Bewohnern und wohl auch darauf, dass deren Belastung mit der Großbaustelle bald ein Ende haben wird. Eröffnung soll im Mai sein. An der neuen Allacher Mitte arbeiteten und arbeiten Menschen aus ganz Europa. Diese begrüßte beim Richtfest Sylvie Christmann in deren jeweiliger Landessprache. Und da es keine Dachsparren mehr gibt, sondern nur noch Beton und Glas, trieben Zimmermann und Bauherren die Nägel symbolisch in ein zum Tisch umfunktioniertes Brett.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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