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Allach/Untermenzing:Kultur nach drei Seiten

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Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum Bau des neuen Bürgerhauses auf dem Gelände des Allacher Vereinsheims kommen im Viertel an. Besonders die Variante zwei fügt sich gut ins Ortskern-Ensemble ein

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Äußerst angetan ist der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie zum Bau des neuen Kulturbürgerhauses auf dem Gelände des Vereinsheims. Die Lokalpolitiker befürworten einhellig die Variante zwei, die auch von allen anderen beteiligten Referaten, dem Heimatpfleger und dem Landesamt für Denkmalpflege favorisiert wird. Vorgesehen ist ein großer Saalbau mit einem rechtwinklig angeordneten kleineren Saal, verbunden durch ein gemeinsames Foyer. Mit dem bestehenden Vereinsheim eröffnet sich so ein zentraler 800 Quadratmeter großer Innenhof. Zur Würm hin sind großzügige Öffnungen in den Sälen und eine Außenterrasse vorgesehen. Im ersten Obergeschoss sollen Gemeinschafts-, Gruppen- und Musikräume Platz finden, im Untergeschoss eine Kegelbahn sowie Technik- und Sanitärräume.

Die Lokalpolitiker sehen in dieser Variante die Anforderungen an ein Stadtteilkulturzentrum am besten verwirklicht. Auf dem großen Innenhof könnten weiterhin traditionelle Veranstaltungen mit Festzelt gefeiert werden. Bestechend sei auch die Dreiseitstruktur im geschützten Ensemble des Allacher Ortskerns: "Die Gebäude bilden in dieser Variante die häufigen Dreiseit-Bauernhöfe ideal ab", sagte die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz. Das Kommunalreferat spricht von einer "städtebaulichen Einheit".

Heike Kainz hob zudem die Terrasse auf der Würmseite hervor, die in Variante eins gänzlich fehle. Auch würde das bestehende Vereinsheim für sich gestellt sein und die "Villa" auf diese Weise optimal sichtbar. Denn der alte Saalanbau und die südliche Kegelbahn sollen abgerissen werden. Dem Vereinsheim selbst bescheinigt das Kommunalreferat einen einigermaßen guten baulichen Zustand ohne gravierende konstruktive Mängel, sodass es ohne umfangreiche Eingriffe weiter genutzt werden könne.

Einbezogen in die Planung sind auch die städtischen Anwesen Eversbuschstraße 159 und 155, auch wenn deren Nutzung noch nicht klar ist. Ersteres steht als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz, letzteres Grundstück wollte die Stadt eigentlich veräußern, will die Verkaufsabsichten jetzt jedoch zurückstellen. Heike Kainz und der Bezirksausschuss drängen darauf, in dem Gebäude den Integrationskindergarten "Spielwerkstatt" unterzubringen, der von September 2020 an ein neues Zuhause benötigt, weil das alte abgerissen wird. Dass zu einem späteren Zeitpunkt Haus 159 eventuell mit der Tiefgarage des Kulturbürgerhauses verbunden werden könnte, fand ebenfalls positiven Anklang. Allerdings wird der derzeitige Mieter, ein Straßen-, Pflaster- und Landschaftsbaubetrieb mit dem Baubeginn weichen müssen.

Gelöst sind offenbar auch alle Fragen hinsichtlich Grundwasser, Landschaftsschutz und Überschwemmungsgebiet. Die neuen Baukörper halten der Beschlussvorlage für den Stadtrat zufolge durchgehend 15 bis 17 Meter Abstand zur geschützten Uferzone der Würm ein, und damit den geforderten Mindestabstand von 15 Metern, in denen keine Eingriffe zulässig sind. Um Überschwemmungen vorzubeugen, wird die Oberkante der Fertigfußböden gemäß den Anforderungen des Wasserwirtschaftsamts 15 Zentimer über dem bisher dokumentierten Höchstwasserstand des Gebiets liegen. Auch erwartet das Wasserwirtschaftsamt keinen Zustrom von Grundwasser an die seitlichen Uferflächen der Würm, da das von der Würm selbst gegrabene Bett dicht sei. Das Grundwasser auf dem Baugrund liege deshalb in der Regel weit unter der Würmsohle. Als Ausgleich für die vom Neubau verdrängte Wasserfläche ist das freie Areal westlich der heutigen Kegelbahn und ein Teil des Grundstücks Eversbuschstraße 155 vorgesehen. Unangetastet bleiben wird die Mariensäule direkt am Eingang zum Vereinsheim, die dort mit Unterbrechungen seit 1901 steht. Sie ist ebenfalls ein Einzeldenkmal.

Die Allacher und Untermenzinger werden sich allerdings erneut gedulden müssen: Am vergangenen Donnerstag wollte sich eigentlich der Kommunalausschuss des Stadtrats mit der Machbarkeitsstudie befassen, er hat das Thema dann aber in eine der nächsten Sitzungen vertagt.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2018
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