Süddeutsche Zeitung

Allach/Untermenzing:Frustrierendes Tempo

Bei einer Informationsveranstaltung zur Schulentwicklung offenbart sich die Diskrepanz zwischen den berechtigten Wünschen der Eltern und den Zwängen, denen die Verwaltung oft unterliegt

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Es ist ein Dominowerk. Der vieles entscheidende Stein zur Verbesserung der Schullandschaft in Allach-Untermenzing ist die Carl-Spitzweg-Realschule. Für sie hat das Referat für Bildung und Sport (RBS) zwei Spielzüge. Entweder Neubau und Umzug an die Franz-Nißl-Straße oder das Klötzchen wird ein wenig weiter nach unten an einen völlig neuen Standort zwischen Bauseweinallee und Weinschenkstraße verschoben. Von beidem verspricht sich das RBS eine spürbare Entlastung des Schulzentrums an der Pfarrer-Grimm-Straße, wo neben der Realschule noch das Louise-Schroeder-Gymnasium und die Grundschule sind. Welche Variante realisiert wird, soll Anfang nächsten Jahres entschieden werden.

Stadtschulrätin Beatrix Zurek bemüht in der Informationsveranstaltung zur Schulentwicklung im Stadtbezirk an diesem Abend oft den Vergleich mit den Dominosteinen, um die wechselseitigen Abhängigkeiten der einen von der anderen Entscheidung klarzumachen, was die Planungen zu einer Herausforderung mache. Doch die entscheidende Frage, die vielen Rednern unter den rund 130 Anwesenden in der Aula der Manzoschule auf den Nägeln brennt, ist, warum so lange nichts passiert ist. Die Grundschule an der Pfarrer-Grimm-Straße sei in einem "erbarmungswürdigen Zustand und baulich nicht tragbar", sagte Eva Schröder vom Elternbeirat des Horts an der Kupfferstraße. "114 Projekte sehen die Schulbauprogramme in ganz München vor, aber an der Pfarrer-Grimm-Straße kommt jenseits des Gymnasiums nichts an. Sie kaprizieren sich auf unrealistische Dinge", so ihr Vorwurf. Dies betreffe immerhin jeden Tag 2000 Schüler. Eine andere Frau wies darauf hin, dass sich der Stadtbezirk enorm verjüngt habe. Die demografische Entwicklung sehe sie in der Planung aber nicht abgebildet. Jürgen Marek, Leiter der Stabsstelle für Kindertagesstätten und Schulbedarfsbildung widersprach: Die Bauentwicklung würde frühzeitig mitgeteilt, fortgeschrieben und beachtet. "Aber warum sehen wir kein Ergebnis? Warum sind wir so in Not gekommen?", wollte eine junge Frau wissen. Marek wies auf die Komplexität von Baumaßnahmen hin: Es könne nicht über den Bedarf hinaus gebaut werden, wie bei der Manzoschule seien Naturschutz und der Baumbestand zu berücksichtigen, oft seien schwierige Grundstücksverhandlungen zu führen. "Deshalb können wir nicht nur wie am Reißbrett planen." Und nicht jeder freue sich, wenn gebaut werden solle, fügte Zurek an. Es gebe Interessen auch in die entgegengesetzte Richtung.

Salome Benz vom Immobilienmanagement überraschte damit, dass "relativ aktuelle" Machbarkeitsstudien vorlägen. Für das Schulzentrum hapere es noch am Grundstückserwerb, ebenso bei der Manzoschule, weswegen Pavillons überbrücken müssten. "Wir machen kurzfristige Lösungen, sind aber an langfristigen dran", versicherte sie. Marek räumte mit dem, wie er sagte, Gerücht auf, die Manzi-Mittagsbetreuung hänge im kommenden Schuljahr in der Luft. "Wir haben Platz, es gibt aber wie an allen Grundschulen keine Exklusivansprüche auf bestimmte Räume." Wie Bernd Bauer vom Baureferat vortrug, könne der viergruppige Hort an der Schöllstraße wegen Personalmangels derzeit nur zweigruppig fahren. Betreut würden dort vorrangig Kinder aus der Eversbusch- und Pfarrer-Grimm-Schule.

Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Heike Kainz (CSU) sagte am Ende, sie verstehe die Ungeduld der Eltern, man müsse aber auch die Zwänge sehen. Sie sei überzeugt, dass das RBS die Dringlichkeit erkannt habe. Hinterher wurde die Debatte noch in Einzelgesprächen fortgesetzt. Die gezeigte Präsentation mit allen laufenden, fertigen und geplanten Einzelheiten ist demnächst online auf der Website des Referats für Bildung und Sport einsehbar.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2019
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