Allach/Untermenzing:"Es reicht hinten und vorne nicht"

Gleise am Rangierbahnhof in München Allach, 2010

Wohin geht die Reise? In Sachen Verkehr - hier die Gleise des Rangierbahnhofs - fordert Allach-Untermenzing mehr städtisches Engagement.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bei der Diskussion des Nahverkehrsplans wird klar, dass sich der Stadtbezirk von der Stadt vernachlässigt fühlt

Von Thomas Kronewiter, Allach/Untermenzing

Es ist derzeit eines der ganz großen Themen in der Stadt, und das dürfte bis auf weiteres auch so bleiben. Nicht von ungefähr wird über den Entwurf des Nahverkehrsplans für ganz München derzeit intensiv in den 25 Stadtbezirken diskutiert. In Allach-Untermenzing sieht man sich von den Ausführungen nicht übermäßig tangiert - und genau dieser Umstand ist für die Lokalpolitiker quer durch die Fraktionen auch das Grundproblem.

"Wir sind ein vernachlässigter Stadtbezirk", fand Ingrid Haussmann (CSU) und gab damit in verkehrlicher Hinsicht ein Resümee letztlich für den ganzen Stadtbezirk ab. Auch die Gremiumsvorsitzende Heike Kainz (CSU) fand die Stadtratsvorlage ernüchternd: "Es reicht hinten und vorne nicht." Einzig vernünftiger Schnellbahn-Anschluss sei nach wie vor die Linie S 2. In die, hieß es, komme man zwischen 7 und 8 Uhr morgens gar nicht hinein - so voll sei sie. Vom Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke erwarten Allacher und Untermenzinger naturgemäß ebenfalls keine Abhilfe, eher von einer Schnellbahnerschließung als Spange auf einer gedachten Achse Pasing - Untermenzing - Moosach.

Auch wenn das derzeit kein reales Projekt darstellt, sieht nicht nur Falk Lamkewitz (Grüne) den weiteren Ausbau der Schieneninfrastruktur als alternativlos an. Dem Ausbau der bisher nur als Güterbahnstrecke genutzten Nordring im Zuge einer S-Bahn-Erschließung bringen die Allacher und Untermenzinger denn auch gesteigertes Interesse entgegen, und ebenso allen Bekundungen aus Politik und Referaten, Stadtgrenzen-überschreitende Schienenverbindungen zu untersuchen, vorzugsweise unter Beteiligung der Nachbarlandkreise. Außerdem wird bei den vorhandenen Tramlinien eine Verlängerung nicht nur Richtung Planegg, sondern auch Richtung Dachau geprüft, letzteres zum Beispiel als Verlängerung einer möglicherweise künftigen Tram Petuelring - Am Hart.

Die Liste der Defizite endet keineswegs bei S- oder U-Bahn. So sei Allach zwischen 3 und 6 Uhr morgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht erreichbar. Eine entsprechende Berücksichtigung etwa im Nachtbusliniennetz sehen die Stadtteilvertreter als dringend notwendig an - selbst nach Karlsfeld komme man in dieser Zeit leichter, hieß es.

Grundproblem der Bewohner am nordwestlichen Stadtrand ist natürlich die geringere Siedlungsdichte. Der Nahverkehrsplan unterscheidet denn auch Gebiete mit hoher und mit niedriger Nutzungsdichte und setzt Grenzwerte für die Fahrzeugauslastung. Und am Allacher Bahnhof zu vorgerückter abendlicher Stunde in einen Bus Richtung Obermenzing oder zum Westfriedhof einzusteigen, wenn man etwa auf die S 2 länger warten müsste, kann durchaus bedeuten, dass der Fahrgast einige Haltestellen lang mit dem Fahrer allein bleibt.

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