Süddeutsche Zeitung

Allach/Untermenzing:Auf den Hund gekommen

Wie der Streit zwischen Grünen-Politikern und Anwohnern der Angerlohe eskaliert

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

In der Debatte über die Angerlohe hat Falk Lamkewitz, Fraktionssprecher der Grünen im örtlichen Bezirksausschuss (BA), jetzt öffentlich nachgelegt. In einem Schreiben an die Geschäftsstelle, die BA-Mitglieder und Pressevertreter bezichtigt er die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz, "wiederholt gegen die Geschäftsordnung verstoßen" zu haben. Sie sabotiere seine Bemühungen auf eine einvernehmliche Lösung mit den Behörden und habe durch ihr Verhalten die "polarisierende Diskussion im BA angezettelt".

So habe Heike Kainz "das Pamphlet" eines Hundehalters auf die Tagesordnung der jüngsten BA-Sitzung gesetzt, dass an sie persönlich adressiert gewesen sei und ihn und andere zum Thema auch noch zu Wort kommen lassen, ohne das Gremium darüber abstimmen zu lassen, wirft ihr Lamkewitz vor. In seinem Gesprächsbeitrag hatten Rigobert Kaiser und andere Anwohner der Angerlohe den Grünen vorgeworfen, ein verallgemeinerndes und diffamierendes Bild von Hundehaltern aufzubauen, sie und ihre Tiere zerstörten fahrlässig das Landschaftsschutzgebiet und scherten sich nicht um die Sicherheit anderer Spaziergänger. Vom BA forderte Kaiser, sich die Behauptungen der Grünen mal nachweisen zu lassen. Diese wiederum sahen sich ihrerseits als Hundehasser diffamiert. Als weiteren Verstoß gegen die Geschäftsordnung macht Lamkewitz aus, dass nach dem Antrag zur Geschäftsordnung auf Ende jener Debatte Kainz sich noch selbst "einen ausgiebigen und wenig hilfreichen Kommentar" erlaubt habe.

Auf Nachfrage wies Heike Kainz alle Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als "völlig überzogen", "unzumutbar" und "unerträglich". Wenn ein Bürger an sie ganz persönlich schreibe, setze sie das Anliegen nicht auf die Tagesordnung, wenn sie aber in ihrer Funktion als BA-Vorsitzende angeschrieben werde, "nehme ich das immer in die Tagesordnung auf". Und wer ein Anliegen geschickt habe, der habe auch Rederecht im Gremium. Ihr sei es schon immer wichtig gewesen, eine gute bürgerfreundliche Atmosphäre zu haben, Bürger im Rahmen des Möglichen zu Wort kommen zu lassen und deren Anliegen, ob schriftlich oder mündlich, im Gremium zu behandeln. Obwohl sie sich keines Fehlverhaltens bewusst sei, werde sie dennoch Rücksprache mit dem Direktorium halten. "Ich bin da sehr strikt und sehr streng", sagte sie.

Zur Sache selbst wollte sich Heike Kainz nicht weiter äußern. Nur so viel: "Das Thema hat eine Fahrt aufgenommen, die nicht hilfreich ist." Die Tonalität zwischen Hundebesitzern und denen, die sich den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben haben, sei alles andere als gut.

In einer Stellungnahme der Grünen auf Kaisers Schreiben sieht sich Lamkewitz selbst als "Hundehalterdiffamierer" verunglimpft. Er verweist darin auf eine nicht unumstrittene Studie der neuseeländischen Öko-Architekten Robert und Brenda Vale von 2009, wonach der "ökologische Fußabdruck" eines Schäferhundes größer sei als der eines SUV, weil Hunde Fleisch fressen und ihre Hinterlassenschaften in Plastikbeutel wandern.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2019
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