Allach/Untermenzing:Angst vor dem Verkehrsinfarkt

Wertstoffhof Plus in Langwied eröffnet, 2014

Könnte Teil des neuen Areals werden: der große "Wertstoffhof plus" des Abfallwirtschaftsbetriebes München an der Mühlangerstraße.

(Foto: Robert Haas)

Der Plan, das Gebiet südlich der Paulaner-Brauerei in ein Gewerbeareal zu verwandeln, stößt auf Widerstand

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Mit Skepsis sieht der Bezirksausschuss (BA) die Pläne der Stadt, das Gebiet südlich der Paulaner-Brauerei bis hin zur Mühlangerstraße in ein Gewerbeareal zu verwandeln. Paulaner will dort einen für das Unternehmen arbeitenden Logistiker und eine Vorratsfläche für ein Hochregallager platzieren, im Südteil will der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) eine Vorbehaltsfläche zur Ver- und Entsorgung. Letztere hängt vor allem mit den Erweiterungswünschen von Möbel-Höffner in Freiham zusammen: Die Stadt hat dafür ein anderes Grundstück aufgegeben und im Gegenzug die jetzige Stelle bekommen. Zuvor war als Ersatz ein Standort an der Ludwigsfelder Straße im Gespräch, was der Bezirksausschuss seinerzeit kategorisch abgelehnt hatte.

Zwar gehört die neue Fläche zum benachbarten Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied, doch die Allacher und Untermenzinger befürchten, Hauptbetroffene des zusätzlichen Verkehrs zu werden. Abgewickelt werden soll dieser über die Autobahnen und die Mühlangerstraße. Diese könnten selbst unter "Volllast" den Verkehr bewältigen, sagt Stadtentwicklungsplaner Bernd Schmiedlau aus dem Planungsreferat. "Volllast" deshalb, weil der AWM auch wegen des bereits bestehenden Wertstoffhofs an der Mühlangerstraße die Fläche derzeit akut nicht benötige. Doch das könnte sich ändern, sollte es zu einer Neuauflage des Kreislaufwirtschaftsgesetzes kommen, das schon seit einigen Jahren im Gespräch sei.

"Wir haben Halblast, und es funktioniert jetzt schon nicht mehr", griff Friedrich Schneller (SPD) Schmiedlaus Duktus auf. "Erst muss der Verkehrsausbau her und dann das Gewerbe." Von den 24-Stunden-Hochrechnungen halte er, Schneller, gar nichts, weil die immer nur gute Ergebnisse hervorbrächten. Stefanie Martin (CSU), Vorsitzende des BA-Unterausschusses Planung und Bau, gab zu bedenken, dass der Autobahnring schon jetzt regelmäßig verstopft sei, was den Stadtbezirk enorm belaste. Angesichts des beträchtlichen Bevölkerungszuwachses und neuer Gewerbeflächen werde das noch zunehmen. Schneller sprach von einem "Verkehrsinfarkt". Und die Grünen hatten unlängst gefragt, warum die Stadt die Fläche nicht in Freiham ausweise. Das liege ebenso an der Autobahn.

Schmiedlau entgegnete, dass es die angesprochenen Verkehrsprobleme nur in den Spitzenzeiten gebe. Die üblichen Belastungen einer Millionenstadt seien in besagtem Gebiet ansonsten nicht zu erkennen. Ursache der Probleme sei nicht der zusätzliche Gewerbe-, sondern der vorhandene Grundverkehr. Der nehme aber nicht dadurch ab, dass man keine Gewerbegebiete mehr ausweist.

Die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz konterte, es sei ja wohl nicht vom Tisch zu wischen, dass die Autobahnen den Verkehr aus dem Gewerbegebiet nicht mehr aufnehmen können. Auch die Bebauung des Diamalt-Geländes sei verkehrlich nicht unproblematisch. Da könne man doch erwarten, dass die Verkehrsplaner solche Probleme lösen und auch den MVV verbessern. Doch der Stadtbezirk erhalte keine zusätzlichen Linien. "Deshalb haben die Leute hier zwei Autos, weil sie so schlecht angebunden sind", hielt sie Schmiedlau entgegen. "Wir kriegen das, wir kriegen das und kriegen das", brachte Josef Feig (CSU) den Unmut auf den Punkt. Es sei mittlerweile aber "Mode der Stadt", etwas hinzustellen und dann zu sagen, den Rest kriegen wir schon hin, statt sich zuerst einmal um die mangelnde Infrastruktur zu kümmern.

Für die Lokalpolitiker bleibt die Ausweisung an der Mühlangerstraße letztlich das kleinere von zwei Übeln: Froh sind sie einzig darüber, dass die Entsorgungsfläche nicht an der Ludwigsfelder Straße angesiedelt wird.

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