Allach/Untermenzing:Alter Ärger, frischer Vorschlag

CSU und SPD möchten ein Industriegebiet loswerden, indem sie Platz für eine Bezirkssportanlage beantragen

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Ein gemeinsamer Antrag von SPD und CSU zum Gebiet südlich der Ludwigsfelder Straße hat im Bezirksausschuss gegen die sieben Stimmen von Grünen und ÖDP eine Mehrheit gefunden. Schwarz und Rot fordern darin die Stadt auf, das Noch-Industriegebiet östlich der Hackersiedlung am Storchenweg, wie im Flächennutzungsplan vorgesehen, als Gewerbegebiet auszuweisen. Darüber hinaus solle südlich davon auf den städtischen Grundstücken eine Gemeinbedarfsfläche für Sport ausgewiesen werden. Das Ansinnen bekräftigte die CSU-Stadträtin Heike Kainz in einem eigenen Antrag an den Stadtrat einen Tag später.

Seit knapp fünf Jahren sieht die Stadt die Änderung des Flächennutzungsplans vor, die aber immer noch auf sich warten lässt. Es ist der Bereich, in dem sich Air Liquide mit einem Lager für Gase hatte ansiedeln wollen, nach umfangreichen Protesten aber Abstand von dem Vorhaben nahm. Seit etwa fünf Jahren ist auch im Gespräch, auf einem der Areale dort eine gemeinsame Bezirkssportanlage für Moosach und Allach-Untermenzing vorzusehen, nachdem ein Standort am Teplitzer Weg in Moosach aus Lärmschutzgründen als nicht realisierbar gilt.

Das Industriegebiet an der Ludwigsfelder Straße loszuwerden, ist für die Grünen im BA Allach-Untermenzing ebenso ein Anliegen wie für CSU und SPD. Bei der Sportanlage allerdings können Grüne wie ÖDP nicht mitgehen. Sie halten die Stelle wegen Erschließung und Artenschutz für völlig ungeeignet. Den Verkehr von Süden über Waldhornstraße und Trinkl-Siedlung dorthin zu führen, würde den Durchgangsverkehr stark erhöhen, trug Julia Zimprich vor. Die Anbindung von Westen über die Angerlohstraße als Amphibienwanderroute sei nicht denkbar und erfordere einen teilweisen Ausbau. Den Verkehr über die Ludwigsfelder Straße zu bewältigen halten die Grünen für ungünstig für beide Stadtteile. Zudem müssten dafür zirka 12 000 Quadratmeter für einen Straßenneubau versiegelt werden, was Landschaft zerschneide und landwirtschaftliche Flächen zerstückele und deren Bewirtschaftung erschwere. Zudem würden streng geschützte Populationen von Wechselkröten, aber auch Feldvögel ihren Lebensraum verlieren. Die Grünen empfehlen stattdessen, lieber bestehende Schulsportanlagen und Turnhallen in beiden Stadtbezirken auszubauen und zu modernisieren.

Auch aus der Bevölkerung regt sich Widerstand: Man habe beinahe Air Liquide in 500 Metern Entfernung vor die Nase bekommen, sagte Andi Frey aus dem Vorstand des Siedlervereins "Untere Angerlohe". Mit dem Betonwerk habe man seinen Frieden geschlossen, auch beim Rangierbahnhof habe man nicht gemeckert. Doch eine Sportanlage mit null Abstand und Flutlicht bis 22 Uhr auch an Wochenenden und Feiertagen gehe zu weit, sagte er.

Dem Vorschlag von Grünen-Sprecher Falk Lamkewitz, dem Vorsitzenden des Unterausschusses Umwelt und Verkehr, den Antrag in zwei Teile zu trennen, konnten hingegen CSU und SPD nicht viel abgewinnen. Der Antrag sei auch ein Anstoß, über ein existierendes Ansinnen wie das der Bezirkssportanlage die Umwandlung vom Industrie- in ein Gewerbegebiet voranzubringen, sagte Stefanie Martin, Vorsitzendes des Unterausschusses Planung und Bau. "Das Industriegebiet hängt wie ein Damoklesschwert über diese Fläche." Auch Ingrid Haussmann (parteifrei) ist sich sicher: "Ohne einen konkreten Anlass wird dort nichts passieren." Und die Möglichkeit, eine nichtstädtische Fläche für Sport zu erwerben, "werden wir nicht mehr erleben", sagte der BA-Vorsitzende Pascal Fuckerieder (SPD).

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