Promis und ihr letzter Wille:Die einurnigen Zwillinge

Promis und ihr letzter Wille: Originale vor Originalkostümen: Alice und Ellen Kessler in der Ausstellung "100 Jahre Bavaria Film".

Originale vor Originalkostümen: Alice und Ellen Kessler in der Ausstellung "100 Jahre Bavaria Film".

(Foto: Claus Schunk)

Alice und Ellen Kessler wollen auf dem Waldfriedhof in Grünwald für ihre letzte Ruhe ungewöhnlich eng zusammenrücken - was mehr als eine Frage aufwirft.

Glosse von Stefan Simon

Zwillinge auseinanderzuhalten, erfordert manchmal gute Augen und ein gutes Gedächtnis obendrein. Es hilft zum Beispiel wenig zu wissen, dass sich die zwei eineiigen Mitschülerinnen aus der Schulbank hinten rechts durch ein winziges Pünktchen auf der linken Wange ganz leicht unterscheiden lassen, wenn man sich dann beim Anschmachten nicht merkt, welche der beiden nun die mit dem Mini-Mal ist und welche die mit ohne.

Noch komplizierter verhält es sich im Fall der Kessler-Zwillinge. Die beiden aus Film, Funk und Fernsehen international bekannten, wenngleich inzwischen leicht betagten Damen haben angekündigt, sich in (naher oder ferner) Zukunft eine Urne teilen zu wollen. Asche zu Asche, Staub zu Staub, aber wer ist wer? Das alte Problem mit Zwillingen, neu interpretiert.

Ihren Letzten Willen hinterlegten Alice und Ellen K. in Deutschlands Top-Notariat, der Bild. Ziel ihrer letzten Reise ist demnach der Waldfriedhof in Grünwald. Sehr exklusive Lage. Asche zu Asche, Promi zu Promi. Dort fristen schon viele gewesene Freunde und Kollegen der Zwillinge ein staubiges Dasein, Regisseure, Produzenten, Sänger, Tänzer und sogar ein echter Traumschiffkapitän. "Es fährt alles an einen Ort", heißt es in der Bibel. Genau das ist aber das Problem.

Man hätte die Idee einer gemeinsamen Urne als Beweis für die künstlerisch-kreative oder romantische Ader der Kesslers sehen können. Die Wahrheit ist: "Die gemeinsame Urne dient auch zur Platzeinsparung. In der heutigen Zeit sollte man überall Platz sparen. Auch auf dem Friedhof", sagt Alice Kessler. (Oder war es Ellen?)

Es ist nicht so, dass es die Schwestern nötig hätten, enger zusammenzurücken, das nicht. Sie, die einmal zu den schönsten Frauen der Welt gezählt haben sollen, geben der Welt etwas zurück. Eine schöne Idee, ein Funeral for Future. Vor allzu begeisterter Nachahmung sei jedoch gewarnt: Die Zwillinge haben bald 83 Jahre Übung darin, wie sie es miteinander aushalten. Der Schritt von eineiigen zu einurnigen Zwillingen ist nicht überhastet, wiewohl eine behördliche Prüfung noch aussteht.

Alice und Ellen Kessler hätten gerne, dass ihre Asche vermischt wird, was die Gesetze nicht vorsehen - und nicht nur das: Ihr Testament zielt ab auf eine Mehrgenerationenurne, ihre bereits vor vielen Jahren gestorbene Mutter soll mit von der Partie sein. Der Vater wiederum muss draußen bleiben, aus guten Gründen, aber auch aus praktischen: Er hatte eine Seebestattung.

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