Neue Vorwürfe gegen Alfons Schuhbeck:Eine Anklage, die es in sich hat

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Die Staatsanwaltschaft erhebt erneut Anklage gegen Alfons Schuhbeck. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 75-jährigen Starkoch auf mehr als 100 Seiten unter anderem Insolvenzverschleppung und Subventionsbetrug bei Corona-Hilfen vor. Bemerkenswert ist, welche Verteidiger ihm mittlerweile zur Seite stehen.

Von Klaus Ott

Falls das stimmt, was die Staatsanwaltschaft München I behauptet, dann muss der Starkoch Alfons Schuhbeck noch lange im Gefängnis bleiben. Dann bliebe es nicht bei der Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung; dann käme noch einiges obendrauf. Die Ermittlungsbehörde hat bei Gericht eine neue Anklage gegen den prominenten Gastronomen vorgelegt, die es in sich hat: Betrug, versuchter Betrug, Subventionsbetrug und Insolvenzverschleppung. Außerdem soll Schuhbeck in fast 500 Fällen die für seine Beschäftigten fälligen Krankenkassenbeiträge nicht gezahlt haben.

Die Vorwürfe gehen in ihrer Summe weit über das hinaus, weswegen der Starkoch im Oktober 2022 zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden war. Damals war es um ein einziges, wenn auch schwerwiegendes Delikt gegangen, um Steuerhinterziehung. Schuhbeck hatte in seinen Luxusrestaurants Orlando und Südtiroler Stuben Einnahmen in Millionenhöhe am Fiskus vorbeigeschleust. Jetzt zeichnet sich ein neuer Prozess am Landgericht München I ab.

Der aus vielen Kochsendungen im Fernsehen bekannte Küchenkünstler hat zwar die Chance, über seine beiden Anwälte gegen die Anklage Stellung zu beziehen, um ein Gerichtsverfahren abzuwenden. Angesichts der massiven und in langen Ermittlungen zusammengetragenen Vorwürfe ist aber davon auszugehen, dass das Landgericht einen Prozess ansetzt. Mit einer öffentlichen Verhandlung ist aber wegen des enormen Umfangs der Akten erst im kommenden Jahr zu rechnen. Die Anklageschrift umfasst 124 Seiten, hinzu kommen 45 Aktenordner. Darüber lässt sich nicht in wenigen Wochen entscheiden.

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Der Sternekoch gesteht, in seinem Restaurant "Orlando" in die Kasse gelangt zu haben. Er müsse sich eingestehen, dass er kein guter Kaufmann sei. Offenbar griff aber noch jemand zu.

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Bemerkenswert ist, wer Schuhbeck inzwischen nach einem Wechsel verteidigt. Der eine Anwalt ist Norbert Scharf, der einst den langjährigen Formel-1-Impresario Bernie Ecclestone in einem aufsehenerregenden Prozess in München vor dem Gefängnis bewahrt hatte – wie auch viele andere Mandanten. Ecclestone konnte sich mit 100 Millionen Dollar von Korruptionsvorwürfen freikaufen. Schuhbeck hätte nach dem Niedergang seines einst aus etlichen Firmen bestehenden Gastronomie-Imperiums gar kein Geld mehr, um sich freizukaufen, und es würde wohl auch nichts nützen. Zu schwer wiegen die Vorwürfe.

Aber vielleicht kann ja der andere neue helfen, Joachim Eckert, im Verbund mit Scharf. Eckert ist bei Gericht in München bestens bekannt, als langjähriger Richter. Der erfahrene Jurist hat früher selbst Wirtschaftsverbrecher verurteilt, in manch großen Verfahren. Und er war auch in Sachen Ethik beim korruptionsanfälligen Fußball-Weltverband Fifa zugange. Jetzt steht er bei der Justiz gewissermaßen auf der anderen Seite und soll und will Schuhbeck vor einer weiteren harten Strafe bewahren. Ob das gelingt oder nicht, bleibt abzuwarten. Jedenfalls gilt die Unschuldsvermutung, bis zum Beweis des Gegenteils.

Um das Gericht von den Anschuldigungen zu überzeugen, hat die Staatsanwaltschaft seit Ende 2021 ermittelt. Und 80 Gläubiger von Schuhbecks pleite gegangenen Firmen angeschrieben, um herauszufinden, was geschehen ist. Einige von Schuhbecks Firmen sollen schon 2017 pleite gewesen sein; mehrere Jahre, bevor Schuhbeck offiziell Insolvenz anmeldete. Das soll dazu geführt haben, dass Geschäftspartner des Gastronomen im Vertrauen auf dessen finanzielle Lage ihm weiterhin zu Diensten waren, aber ihr Geld nicht bekamen. Mindestens ein anderes Unternehmen, behauptet die Staatsanwaltschaft, sei daher selbst pleite gegangen.

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Das will ein Insolvenzverwalter herausgefunden haben. Hat Alfons Schuhbeck also die Insolvenz verschleppt, womöglich mit hinterzogenen Steuern? Das könnte für den Koch noch einmal böse Konsequenzen haben.

Von Klaus Ott

Und dann sind da noch die Corona-Hilfen, die der Staat nach Beginn der Pandemie Unternehmen gewährte. Schuhbeck soll laut Staatsanwaltschaft hier „wissentlich falsche Angaben“ gemacht haben, um für Firmen von ihm „nicht gerechtfertigte Subventionen großen Ausmaßes“ zu erlangen. Die vom Staat ausgezahlten Hilfen habe er aber dazu verwendet, einen Großteil des Geldes an andere seiner Gesellschaften zu überweisen oder deren Schulden zu begleichen. Die Staatsanwaltschaft spricht von Subventionsbetrug in 19 Fällen.

Alles sehr schwerwiegend. Aber seine Anwälte Eckert und Scharf denken gar nicht daran, klein beizugeben. Schuhbeck werde sich „gegen die Anklagevorwürfe verteidigen“, kündigen sie an. Voreilige Festlegungen verböten sich. Auch liege die „Herrschaft“ über den weiteren Ablauf bei Gericht, erklären Eckert und Scharf. Das ist eigentlich nicht der Erwähnung wert. Dass die beiden Verteidiger das trotzdem tun, lässt darauf schließen, dass sie ziemlich sauer sind über die Staatsanwaltschaft, die ihre vielen Vorwürfe in einer umfangreichen Pressemitteilung in vielen Details schildert. Das wiederum lässt erst einmal einen Prozess erwarten, der bestimmt nicht langweilig wird.

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