Alfons Schuhbeck:Der Herrscher vom Platzl

Von Waging auf die Wiesn - Alfons Schuhbeck legt eine steile Karriere hin. Eines ist sicher: Der Einstieg auf dem Oktoberfest war nicht der letzte Streich.

Astrid Becker

Er expandiert und expandiert. Längst hat Sternekoch Alfons Schuhbeck die Regentschaft am Münchner Platzl fest in der Hand. Nun also zieht es ihn, wie berichtet, auch noch auf die Wiesn. Und es ist alles andere als ausgeschlossen, dass es der Meister des Kochlöffels in den nächsten Jahren von seinem 2,50 Meter langen Stand im "Hippodrom" noch zu einem eigenen Zelt bringen wird - wenngleich jenes wohl nicht sofort den Ausmaßen des Reiches seines jetzigen Kooperationspartners und Hippodrom-Wirts Sepp Krätz entsprechen wird. Aber wer weiß: Schuhbeck ist letztlich alles zuzutrauen.

Alfons Schuhbeck

Immer mehr in München auf dem Vormarsch: Alfons Schuhbeck.

(Foto: Foto: Hess)

Denn eines muss man ihm lassen: Es ist schon eine Leistung, was der einstige Chef des Waginger Kurhausstüberls innerhalb kürzester Zeit in München zuwege gebracht hat. 2001 sickert die Nachricht durch, dass der Sternekoch das bislang von ihm seit 1980 geführte bayerische und seit 1983 mit einem Michelin-Stern dekorierte Restaurant am See seines Adoptivvaters Sebastian Schuhbeck verlassen und nach München gehen will.

Zuvor hatte der 1949 in Traunstein geborene Eckart Witzigmann-Schüler nicht nur mit positiven Schlagzeilen von sich reden gemacht. Er war in den Dunstkreis der sogenannten "Schwarzen Witwe" Maria Bertram geraten, die ihm mit dubiosen Anlagegeschäften sehr viel Geld aus der Tasche gezogen hatte. Im Zuge dessen wurde Schuhbeck sogar selbst beschuldigt, Betrug begangen zu haben - zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht nur wenig erstaunlich, dass Schuhbeck 2001 einen Neuanfang beschließt.

Es dauert eine Weile, bis er eine geeignete Location für seinen neuen Sternetempel findet. Genauer gesagt, bis zum Februar 2002. Dann unterschreibt Schuhbeck einen Pachtvertrag mit dem Südtiroler Weinbauernverband und der Südtiroler Marketing GmbH.

Der Herrscher vom Platzl

Es geht um die "Südtiroler Stuben" am Platzl, einem Lokal, mit dem der Südtiroler Wein hierzulande bekannt gemacht werden sollte, mit dessen Umsatz die Eppaner aber bereits seit längerem nicht mehr so recht zufrieden sein wollten. Das Lokal wird komplett umgebaut und renoviert - Trennwände verschwinden, es gibt neue Böden, eine neue Küche, neues Geschirr, neue Leitungen.

Nichts bleibt von den in die Jahre gekommenen "Torggelstuben" übrig. Bereits im Sommer darauf will Schuhbeck sein neues Lokal eröffnen: Doch Asbest, lange Lieferzeiten, die Suche nach passenden Mitarbeitern verzögern den Eröffnungstermin bis in den Februar des Folgejahres. Wenigstens seine Kochschule und die "Münchner Kindl Stuben", einem Nebenraum der Südtiroler Stuben, kann er bereits im Dezember 2002 in Betrieb nehmen.

Seither ist der Mann, der sich bereits vorher wegen seiner vielen Buchveröffentlichungen und Fernsehauftritte den Vorwurf oder auch das Kompliment gefallen lassen musste, "omnipräsent" zu sein, immer mehr in München auf dem Vormarsch.

Auf dem Platzl hat er nahezu komplett die Herrschaft übernommen: Er verfügt dort über einen Gewürzladen, einen Eis- und Schokoladen sowie über das "Orlando", das er 2007 übernommen hat. Seine Gewürze und sein Eis werden mittlerweile auch im "Galeria Kaufhof" verkauft, sein Partyservice brummt.

Schuhbeck ist längst zum Leibkoch des FC Bayern geworden - und auch unter den Betreibern von Dinnershows in Spiegelzelten darf er nicht fehlen. Von 20. Oktober an gastiert er damit wieder, diesmal allerdings unter dem Namen "teatro", an der Neuen Messe Riem. Doch davor geht der Mann, der nur sehr wenig Schlaf braucht, erst noch auf die Wiesn. Und eines ist bereits jetzt klar: Das wird nicht der letzte Streich des Alfons Schuhbeck sein.

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