Alarm am Feringasee:Saugwurm-Larven befallen Badegäste

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Sie reifen heran im Leib von Wasserschnecken - und bohren sich dann in die Haut von Enten oder Menschen. Am Feringasee werden die Badegäste von Zerkarien befallen. Immer mehr Besucher klagen über Juckreiz und Hautausschläge. Doch einen Schutz vor den Mini-Parasiten gibt es nicht.

Ines Alwardt

Sie reifen heran im Leib von Wasserschnecken, bohren sich in die Haut von Enten oder Menschen und sind nur etwa einen Millimeter groß: Zerkarien, die Larven von Saugwürmern, gedeihen am besten in warmem Wasser, im Idealfall zwischen 21 und 26 Grad Celsius. Befallen die Parasiten den Menschen, hat das unangenehme Folgen: rote Quaddeln, die aussehen wie eine Mischung aus Mückenstich und Nesselausschlag, aber viel stärker jucken und mindestens zwei Wochen bleiben.

Nur ein Schild von vielen: Den Hinweis auf den Parasitenbefall nehmen die meisten Badegäste am Feringasee überhaupt nicht wahr oder auch nicht ernst, weil sie die Hautschwellungen wie Mückenstiche in Kauf nehmen. (Foto: Florian Peljak)

Einige Badegäste am Unterföhringer Feringasee wissen längst, wie sich die Larven im Körper anfühlen. In dem beliebten Badesee schwärmen derzeit hohe Konzentrationen der Parasiten aus und befallen besonders gerne diejenigen, die sich im flachen Uferbereich im Wasser erfrischen.

Dort, wo sich zwischen Sträuchern und Gestrüpp auch Enten und andere Wasservögel aufhalten, denn die sind die primären Wirtstiere der Larven. Sie geben die Wurmeier über den Kot ins Wasser ab - für die Wasserschnecken am Grund sind sie ein beliebtes Nahrungsmittel. Sie verspeisen die Eier, die anschließend in ihrem Körper heranreifen und wiederum von den Enten gefressen werden.

Ihren Wirt verlassen sie durch die Haut - und bohren sich manchmal auch in die Haut von Menschen. "Fehlwirt" heißt das in einem solchen Fall.

Gerhard Schmid hat nun Warnschilder aufstellen lassen, am Eingang zum See und auf der Liegewiese. Aber der Leiter des zuständigen Gesundheitsamts im Landkreis München will keine Panik verbreiten: "Das ist im Allgemeinen nicht gefährlich, sondern überwiegend lästig und ein überregionales Problem."

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Ein Badeverbot will Schmid nicht aussprechen, nur wenn die Konzentration der Larven über einen längeren Zeitraum anhielte, könne das nötig werden. Dies sei aber nicht zu erwarten. Zudem gehe "Eigenverantwortung vor Fremdbestimmung", sagt der Mediziner.

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Erfahren hatte Schmid von den Zerkarien im See Ende vergangener Woche, als sich erste Betroffene meldeten und über Ausschlag und Juckreiz klagten. Zusammen mit der Gemeinde besichtigten Vertreter der Behörde den See. Zwar überprüft das Gesundheitsamt regelmäßig die bakterielle Qualität des Badewassers nach den Kriterien der sogenannten Badegewässerverordnung, aber Zerkarien sind darin nicht erfasst. "Wir erfahren nur von dem Befall, wenn das besonders ausgeprägt ist und sich die Leute an uns wenden", erklärt Schmid.

Auch vorgehen könne man gegen die Parasiten nicht. "Wir werden nicht mittels des Infektionsschutzgesetzes den Abschuss von Wasservögeln anordnen, das wäre nicht verhältnismäßig." Schließlich seien auch die Tiere ein Stück Natur. Der Mensch müsse sich eben darauf einstellen, dass bei diesem Wetter Zerkarien im Wasser gedeihen.

Attila Stephan Antal, Dermatologe an der Hautklinik der Ludwig-Maximilians-Universität, weiß: "Für die Betroffenen fühlt sich der Befall an, als würden sie sich einmal in Brennnesseln legen." Acht bis 24 Stunden nach dem Larvenkontakt entstehen die Quaddeln am Körper, beim ersten Kontakt dauert es etwa zwei Wochen, bis die Symptome abklingen. Die Larven sterben in der Haut ab.

Mit cortisonhaltigen Präparaten und kühlenden Umschlägen könne man die Entzündungen effektiv lindern, rät Antal. Präventiv gibt es Cremes, die vor der Infektion schützen sollen. Wer auf Nummer sicher gehen will, dem bleibt aber nur eins: Badeseen bei heißen Temperaturen ganz meiden.

© SZ vom 03.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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