Starkoch eröffnet Laden in München:110 Gramm Schokolade für 13 Euro

Starkoch eröffnet Laden in München: Schokoumrahmt und tiefenentspannt: Starkoch Alain Ducasse in München.

Schokoumrahmt und tiefenentspannt: Starkoch Alain Ducasse in München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der französische Starkoch und kulinarische Großunternehmer Alain Ducasse eröffnet seine erste deutsche Chocolaterie am Viktualienmarkt. Welche besonderen Kreationen es dort gibt - und warum er sich München als Standort ausgesucht hat.

Von Franz Kotteder

Alain Ducasse ist, man kann es nicht anders sagen: tiefenentspannt. Der 66-Jährige ist der vielleicht berühmteste, auf jeden Fall aber erfolgreichste lebende Koch. Zeitweise betrieb er nicht weniger als 30 Restaurants, drei von ihnen hatten zur gleichen Zeit drei Sterne im Michelin: das Le Plaza Athénée in Paris, das Alain Ducasse at the Essex House in New York und das Le Louis XV im Fürstentum Monaco. An diesem Mittwochvormittag aber ist er in München, um am Viktualienmarkt seine eigene Chocolaterie zu eröffnen. Den Anweisungen der Fotografen folgt er mit einem ironischen Lächeln, bestellt für die Kamera ein Eis an der integrierten Gelateria und guckt prüfend in die Auslagen. Lässig, mit einer Hand in der Hosentasche: ganz der souveräne Chef.

"Monsieur Ducasse, in Ihrem berühmten ,Grand Livre de Cuisine' aus dem Jahr 2005 findet sich auf mehr als 1000 Seiten kein einziges Rezept mit Schokolade - und nun ein eigener Schokoladen-Laden?" Ducasse lächelt milde und sagt dann ganz trocken: "1056 Seiten", was übrigens exakt auch für die deutsche Ausgabe zutrifft, "und 750 Rezepte!" Im übrigen habe er 2013 ein eigenes Buch über Schokolade nachgelegt, die englische Ausgabe hat er mitgebracht: "The Language of Chocolate - From Bean to Bonbon" heißt es und ist im selben Jahr erschienen, in dem er seine erste Chocolaterie in Paris eröffnete.

Inzwischen ist sein süßes Imperium ganz schön gewachsen. 35 Läden in unterschiedlicher Größe mit dem Namen "Le Chocolat Alain Ducasse" gibt es inzwischen, alleine 30 davon in Frankreich, einen in Tokio, einen in Luxemburg, zwei in London und nun also auch einen in München. Der hier am Rosental 7 ist aber etwas Besonderes. "Ein Prototyp", sagt Ducasse, "mit einer kleinen Manufaktur und einer Gelaterie für Speiseeis." So etwas gibt es noch in London und Tokio, sonst noch nicht. "München scheint uns am geeignetsten zu sein für den Einstieg in Deutschland", sagt Ducasse.

Starkoch eröffnet Laden in München: Die Kombination mit einer Gelateria gab es bisher nur in Tokio und London.

Die Kombination mit einer Gelateria gab es bisher nur in Tokio und London.

(Foto: Stephan Rumpf)

Was sicher auch zu tun hat mit dem sichtbaren Reichtum dieser Stadt. Einen gut gefüllten Geldbeutel kann man auch brauchen, wenn man hier einkauft: Die 110-Gramm-Tafel mit ganzen Nüssen kommt schon mal auf 13 Euro, die gemischte Box mit 363 Gramm kostet 59 Euro, und für zwei Kugeln Eis zahlt man bereits 6,50 Euro. Dafür ist die Qualität allerdings auch einzigartig. Man kann wählen zwischen Schokolade aus 15 verschiedenen Herkunftsländern von Kolumbien über Madagaskar bis Vietnam, es gibt zwölf verschiedene Eis- und Sorbetsorten. "Alles mit wenig Fett und wenig Zucker, nur der reine Geschmack", sagt Matteo Casone, der Chef-Gelatier von Ducasse, der mit aus Paris angereist ist.

Schokoladentafeln, aufgereiht wie Goldbarren

Der Laden, der bis vor Kurzem noch ein einfaches Café mit überwiegend vegetarischen Snacks und Bowls gewesen ist und davor ein ordinärer Handyladen, ist teuer umgebaut worden. Die wuchtigen Regale gehörten einst zu einer Bank. Angeblich waren dort Geldbündel gestapelt, und die Assoziation "Goldbarren" drängt sich förmlich auf, wenn man die die Schokoladentafeln, aufgereiht wie in einer Juwelierhandlung, und die Pralinen in gläsernen Vitrinen so sieht. Manche Osterlämmer oder Schokohühner von Ducasse sehen aus, als wären sie in der kubistischen Phase von Picasso entstanden. Der überwiegende Teil der Produkte - fast möchte man sie "Exponate" nennen - kommt direkt aus der Manufaktur in Paris. Ein Teil der Endfertigung geschieht aber auch in der gut einsehbaren Showküche neben dem Laden.

Starkoch eröffnet Laden in München: Für Köstliches aus dieser Chocolaterie braucht man einen gut gefüllten Geldbeutel.

Für Köstliches aus dieser Chocolaterie braucht man einen gut gefüllten Geldbeutel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Während der Pandemie haben sich die Schokoboutiquen und Eisdielen für das Unternehmen Ducasse als Rettungsanker erwiesen, schließlich handelte es sich um Lebensmittelläden für den, nun ja, täglichen Bedarf, während die Restaurants alle viele Monate lang im Lockdown waren. Inzwischen, so sagt Ducasse freimütig, mache er mit den Läden mehr Umsatz als mit seinen Restaurants. Und München wird da künftig ein wenig dazu beitragen dürfen.

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