Schon im vergangenen Jahr entfaltete der gemeinsame Aktionstag „Macht Theater“, für den sich acht Münchner Theater im Zeichen der kulturellen Bildung verbanden, eine mächtige Anziehungskraft: Im Foyer des Residenztheaters drängten sich die jungen und älteren Menschen. „Von dort aus schwärmten sie nach der Begrüßung in die teilnehmenden Häuser aus, die Workshops waren alle voll, teilweise kamen ganze Familien, die sich in unterschiedlichen Kursen aufteilten“, sagt Elke Bauer, Theatervermittlerin an den Kammerspielen und Organisatorin der dortigen Workshops.
Die zweite Ausgabe des Aktionstages am Sonntag, 20. Oktober, fällt nun in eine Zeit, in der die städtischen Häuser wegen Kürzungen des Kulturetats um 16,8 Millionen Euro alarmiert sind. „Natürlich war der Aktionstag schon seit Längerem geplant. Aber im Zuge der jüngsten Diskussionen könnte es keinen besseren Zeitpunkt geben, um die Münchner Theaterlandschaft ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und durch die Vernetzung freier, städtischer und staatlicher Bühnen auf den Stellenwert der Kunst in der Stadt hinzuweisen“, sagt Bauer.
Die Künstler, Künstlerinnen und Mitwirkenden, die in zehn kostenlosen Workshops ihr Wissen teilen, öffnen die Türen zu den Münchner Kammerspielen, dem Metropoltheater, dem Residenztheater, dem HochX, der Bayerischen Staatsoper, der Schauburg, dem Staatstheater am Gärtnerplatz und dem Pathos Theater.
Der Startschuss fällt um elf Uhr im Foyer des Residenztheaters, danach sind alle Theaterfans von sechs Jahren an zum Mitmachen eingeladen: Spielen, Schreiben, Tanzen, je nach individueller Vorliebe kann man die ganze Bandbreite der Theatervermittlung ausprobieren. Für die gemeinsame Abschlusspräsentation kommen alle um 16 Uhr in der Therese-Giehse-Halle zusammen. „Zuschauen können und dürfen dort alle, auch wenn sie an keinem der Workshops teilgenommen haben“, sagt Bauer.

Was wird konkret geboten? In den Kammerspielen etwa geben die Autoren Jan Geiger und Denijen Pauljevic vom „Netzwerk Münchner Theatertexter*innen“ einen Schreibworkshop mit szenischen Übungen und improvisierten Dialogen zu Emotionen wie Wut, Trost und Freude. Und zeigen den Teilnehmenden, wie sie ihre Texte auf der Bühne performen können. In der Schauburg liegt der Schwerpunkt am Aktionstag auf Musik und Sound. Die Theater- und Musikpädagogen Till Rölle und Alexander Löwenstein wollen mit den Teilnehmenden hinaus in den Stadtraum gehen, um dort Stimmen aufzunehmen. Was denkt und sagt die Stadt? Welche Meinungen äußern, welche Sprüche klopfen die Menschen in München? Auf dieser Basis sollen in der Sound-Werkstatt elektronische Kompositionen entstehen, werden die Wortfetzen in Sprechrollen verwandelt.
Im Staatstheater am Gärtnerplatz wiederum hat sich Susanne Schemschies, die Leiterin des Jungen Gärtnerplatztheaters, vorgenommen, „Farbe zu bekennen“: „Das ist ganz wortwörtlich zu verstehen, ich will zeigen, wie sich Farben mit Tönen verbinden und umgekehrt“, sagt Schemschies. Kindern von sieben bis zehn Jahren spielt sie Ouvertüren aus der „Zauberflöte“, „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ und der „Fledermaus“, aber auch einfach einmal ein „Instrumental-Gewitter“ vor. Aber beim Zuhören bleibt es nicht, Schemschies hat große Papierrollen vorbereitet. „Und ich bin gespannt, welche Bilder die Kinder zu den Partituren, zu Blitz und Donner malen“, sagt Schemschies.
Wichtig sei ihr dieser Aktionstag, „um ein großes Ausrufezeichen zu setzen“: Denn auch wenn die acht Häuser unterschiedliche Programmausrichtungen hätten, arbeiteten die Theatervermittler doch alle für dasselbe Ziel: „Wir wollen das Theater verbreiten und zu den Menschen bringen.“
Macht Theater, 6–99 Jahre, Sonntag, 20. Oktober, Begrüßung elf Uhr Residenztheater, Abschlusspräsentation 16 Uhr Kammerspiele, Therese-Giehse-Halle, kostenlos aber mit Anmeldung: machttheater@muenchen.de