Aktion für Kinder:Fassdrücken und Reifen treiben

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Auch "Fassdrücken" gehört zu den Spielen, die Bruegel einst malte. Dabei gilt es, sich mit einer Stange aus dem Gleichgewicht zu bringen. (Foto: Kultur & Spielraum)

Auf dem historischen Spielfest am Isartor können Kinder ausprobieren, wie ihre Altersgenossen im Mittelalter spielten.

Von Barbara Hordych

Schau nach bei Bruegel: Denn das um 1560 entstandene Gemälde "Kinderspiele" des flämischen Malers Pieter Bruegel des Älteren dient als Inspiration für das historische Familienfest, das der Verein Kultur und Spielraum an diesem Wochenende um den Fortunabrunnen herum am Isartor veranstaltet. "Wir haben dieses Bild sogar nachmalen lassen in einem Format von zwei Mal drei Metern", erzählt Albert Kapfhammer, der Vorsitzende des Vereins.

Auf dem Originalgemälde sind 84 verschiedene Kinderspiele aus der Zeit des Mittelalters dargestellt. Gespielt wurde mit Kreiseln, Steckenpferden, Puppen, Windrädern, aber auch mit umfunktionierten Gegenständen wie Fässern, Fassreifen, Knöchelchen oder Schweinsblasen. Zu sehen sind darüber hinaus Funktionsspiele wie Stelzengehen und Steckenpferd-Reiten, aber auch noch heute bekannte Regelspiele wie Tauziehen und Blinde Kuh.

"Eine ganze Menge davon bieten auch unsere Mitarbeiter an", sagt Kapfhammer. Zunächst einmal könnten die Besucher sich anhand des Gemäldes über bekannte und unbekanntere Spiele informieren. Spannend sind bis heute die alten Holzfässer, mit denen die Kinder schon früher sehr viel anfangen konnten. Beim "Fassdrücken" standen sich etwa zwei Kinder auf Fässern gegenüber und versuchten sich gegenseitig mit einer Lanze aus dem Gleichgewicht zu bringen, bis der erste herunterfiel, erklärt Kapfhammer.

Auch mit den Fassringen aus Eisen ließ es sich damals gut spielen. "Mit Holzstöckchen konnten die Kinder die Räder antreiben und lenken. Wer dabei zuerst das Ziel erreichte, hatte gewonnen", sagt Kapfhammer. Gar nicht so einfach sei das übrigens, das merke man, wenn man es selbst probiere, sagt Kapfhammer und lacht.

Gespielt wurde übrigens im Freien, mitten im Ort. Denn es gab noch keine eigenen Spielplätze für Kinder, auch hatten die wenigsten ein eigenes Kinderzimmer. Dementsprechend findet das historische Fest, das nunmehr zum fünften Mal veranstaltet wird, auch draußen statt.

Anlässlich des kleinen Jubiläums haben sich die Organisatoren neben den beliebten Filz-, Leder-, Flecht- und Druckwerkstätten noch etwas Besonderes ausgedacht: "Wir wollen das Isartor an zwei Tagen in ganz groß nachbauen, in zwölf Meter Länge und vier Meter Höhe", sagt Kapfhammer. Errichtet werden soll es aus Bambusstäbchen in verschiedener Stärke, die mit Gummiringen verbunden werden.

Historisches Spielfest, Sa., 1. und So., 2. Juli, 11 bis 18 Uhr, Wiese an der Ostseite des Isartorplatzes, Fortunabrunnen, Eintritt frei

© SZ EXTRA vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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