Oper im Museum:Der Gesang des toten Pharaos

Oper im Museum: Alte Ägypter auf Zeit: Robson Bueno Tavares als Aye, Jinjiang Zhang als Hoherpriester, Konstantin Riedl als Haremhab (vordere Reihe, v.l.); Dilay Girgin (Teje), Kiuk Kim (Echnaton) und Carolin Ritter als Nofretete (hintere Reihe).

Alte Ägypter auf Zeit: Robson Bueno Tavares als Aye, Jinjiang Zhang als Hoherpriester, Konstantin Riedl als Haremhab (vordere Reihe, v.l.); Dilay Girgin (Teje), Kiuk Kim (Echnaton) und Carolin Ritter als Nofretete (hintere Reihe).

(Foto: Aylin Kaip)

Die Opera Incognita wählt stets ungewöhnliche Orte für ihre Aufführungen. Diesmal geht das Ensemble ins Ägyptische Museum, um seinem Publikum Phil Glass' Oper über König Echnaton zu präsentieren.

Von Susanne Hermanski

An der Metropolitan Opera in New York ist Philip Glass' Oper "Akhnaten" immer ausverkauft. Die Minimal Music des großen zeitgenössischen Komponisten ist zugänglich und von beinah ritueller Magie, die Sänger zeigen Stimmakrobatik, das Bühnenbild aber ist wohl der größte Star dabei. Monumental wie die Grabmale der Pharaonen und in ein Licht gesetzt, das es mit dem schönsten Sonnenuntergang aufnehmen kann.

Könnte man derlei je übertreffen? Wohl kaum. Aber mindestens ebenso interessant machen kann man es. Mit einem klugen Schachzug: Das vergleichsweise minimalistisch kleine, freie Opernkollektiv "Opera Incognita" rund um Andreas Wiedermann (Regie) und Ernst Bartmann (Musikalische Leitung) zieht für seine Interpretation der Glass'schen Echnaton-Oper geradewegs ins Ägyptische Museum in München. Das steht in der Tradition des findigen Ensembles, das für seine Aufführungen stets ungewöhnliche Orte auswählt. Im Müller'schen Volksbad spielte es etwa schon "Idomeneo", und ebenfalls im Ägyptischen Museum die "Aida".

Uraufgeführt wurde "Akhnaten" 1984 im Staatstheater Stuttgart. Die Oper ist nach "Einstein on the Beach" und "Satyagraha" Abschluss einer großen "Portrait-Trilogie" von Glass über Albert Einstein, Mahatma Gandhi und Echnaton. Der Pionier der Minimal Music erzählt darin in assoziativen Bildern vom Leben Echnatons. Der versuchte Mitte des 14. Jahrhunderts vor Christus mit dem "Aton"-Kult einen religiösen Staatsmonotheismus einzuführen. Der Pharao und seine Gemahlin, die sagenumwoben schöne Nofretete, scheiterten damit tragisch. Die Texte des Librettos stammen unter anderem aus Pyramidenschriften, den Amarna-Briefen, dem legendären Totenbuch und dem von Echnaton - der auch als großer Reformer der Künste in seinem Land gilt - verfassten Sonnenhymnus.

Wiedermann gibt im Preludio zunächst eine historische Einordnung des Geschehens im Bezug zu heute, erst dann führt er die Zuschauer zurück in die Kindheit Echnatons. Der Hintergrund: 2022 feiert die Archäologie bedeutsame Jubiläen. Zum einen jährt sich der Geburtstag Heinrich Schliemanns zum 200. Mal, zum anderen entschlüsselte 1822 der damals 31-jährige Sprachwissenschaftler Champollion die ägyptischen Hieroglyphen. "Beide Ereignisse haben sich tief ins kollektive Gedächtnis einer historisch interessierten Weltöffentlichkeit eingebrannt und gelten bis heute als Meilensteine kreativen Entdeckertums und der Leistungsfähigkeit menschlichen Geistes", sagt Wiedermann. Die Opera Incognita wolle dies mit der Münchner Erstaufführung von "Akhnaten" würdigen.

Akhnaten von Philip Glass, Kammerversion von Timothy Sexton, Premiere: Sa., 27. Aug. , weitere Vorst.: 31. Aug. sowie 2., 3., 7., 9., 10. und 16. September. Beginn je 19.30 Uhr, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München, Kartenvorverkauf über München Ticket

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