Air&Style in München:Plötzlich abgestürzt

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Weil der Hauptsponsor fehlt, wird die für November geplante Snowboard-Veranstaltung Air & Style im Olympiastadion abgesagt.

Sebastian Winter

Es war eine traumhafte Geschichte, die die Zuschauer an jenem nasskalten Dezembertag im Münchner Olympiastadion erzählt bekamen. Da raste ein 17-jähriger Bursche die riesige Schanze hinab, zum ersten Mal bei den Erwachsenen, er sprang, drehte sich im Blitzlichtgewitter der 28000 Zuschauer spektakulär um die eigene Achse und landete sicher auf seinem Snowboard.

Ein Bild, das es in diesem Jahr nicht mehr geben wird: Ein Snowboarder fliegt im Olympiastadion. (Foto: Foto: Getty)

Mikkel Bang aus Norwegen war der Held des Abends, er hatte sich in die Herzen des jugendlichen Publikums gesprungen, und auf Platz zwei der Snowboard-Veranstaltung Air & Style. Auch Andrew Hourmont war glücklich. Gerne wäre Bang wieder angetreten in diesem Jahr, am 29. November. Doch daraus wird jetzt nichts, denn Hourmont, der Gründer, hat das Air & Style nun abgesagt.

Viele erfolglose Sitzungen

Schon im Juli war der Hauptsponsor abgesprungen. Ein großer Mobilfunk-Konzern hatte immerhin fast ein Drittel des Etats von gut zwei Millionen Euro getragen. Ein Konzernsprecher sagte, man habe "die Marketing-Aktivitäten überprüft" und wolle nach neun Jahren einen anderen Schwerpunkt setzen.

Das Thema Navigationsgeräte sei jetzt wichtiger als die Werbung für Handys - und dafür sind die jungen Snowboard-Fans nicht mehr die richtige Zielgruppe. "Die Sponsorengelder in kürzester Zeit neu zu beschaffen, war nicht möglich", sagte Hourmont. Sein Münchner Co-Veranstalter Klaus Cyron bedauerte die gemeinsam getroffene Entscheidung, das Air & Style abzusagen: "Eigentlich ist München der perfekte Ort für so ein Event. Seit der Absage im Juli haben wir in vielen Sitzungen versucht, das Ganze noch zu retten." Gelungen ist das Cyron und Andrew Hourmont nicht, und man fragt sich unweigerlich, warum.

Denn das Air & Style ist ein Wettbewerb, der aus Sicht der Vermarkter fast ohne Makel ist. Hourmont hat ihn 1993 erfunden, in der Innsbrucker Berg-Isel-Arena etabliert und dem Musiksender MTV schmackhaft gemacht. Er hat Bands wie Faith no More und Bad Religion verpflichtet und Motocross-Fahrer die Schanze hinabrasen lassen, als Beiwerk sozusagen.

Und selbst nach der Katastrophe von 1999, als fünf Menschen bei einer Massenpanik in Innsbruck zu Tode gequetscht wurden, ging es nur bergauf. Zunächst in Seefeld in Österreich, seit 2003 in München. Vergangenes Jahr dann das Märchen mit Mikkel Bang. Fast nur 14- bis 29-jährige Fans waren in Boots und Winterjacken ins Olympiastadion gekommen, die jugendliche Masse feierte ein großes Fest und jubelte den Idolen zu.

Hourmont, der 42 Jahre alte Waliser, sprach später von der besten Snowboard-Veranstaltung, die die Welt je gesehen habe. Zwar kannte laut einer Studie der Technischen Universität München vom November 2007 nur gut ein Fünftel der Befragten das Air & Style, doch von diesen wollte fast die Hälfte ins Stadion gehen, um sich die Snowboarder anzuschauen. Das sind für einen Veranstalter traumhafte Werte - umso überraschender kam nun die Absage.

Arno Hartung, Pressesprecher der Olympiapark München GmbH, glaubt nicht an einen Imageschaden für die Stadt München oder gar die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2018. "Wir hätten die Veranstaltung gerne bei uns gehabt, aber das müssen wir nun akzeptieren. Das ist eine spezielle Sache des Sponsors und wird nicht auf die Olympiabewerbung ausstrahlen."

Air & Style-Gründer Hourmont sieht nicht unbedingt nur den Rückzug des Hauptsponsors problematisch, sondern die Sponsoring-Kultur in Deutschland. Hier werde wenig Jugendmarketing betrieben: "Man hat in Deutschland nicht erkannt, dass das ein großer Markt ist", meint er.

Deshalb müsse er nun schauen, ob er überhaupt in Deutschland bleibe. "Die Kontakte sind da, in den USA, in Russland und in Asien." Diese Option behalte er sich offen. Auch wenn er sich mit Klaus Cyron darauf geeinigt habe, das Air & Style 2009 wieder in München auszutragen: "Erfolgreicher kann man ja nicht mehr sein." Seltsam nur, dass ihm selbst die Kontakte nach Übersee keinen neuen Sponsor für München einbrachten.

© SZ vom 09.09.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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