Ärztepfusch:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schönheitschirurgen

  • Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen einen Münchner Schönheitschirurgen - unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung.
  • Etwa 30 Geschädigte werfen dem Mediziner vor, durch seine Eingriffe geschädigt oder gar entstellt worden zu sein.
  • Obwohl das Referat für Gesundheit und Umwelt in der Praxis in der Innenstadt erhebliche Hygienemängel monierte, operierte der 40-Jährige offenbar noch weiter.

Von Julian Hans

Faulende Nasen, vernarbte Brüste, entzündete Narben - ein Münchner Schönheitschirurg soll zahlreiche Patientinnen übel zugerichtet haben. Selbst nachdem das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) in der Praxis in der Innenstadt erhebliche Hygienemängel monierte, operierte der 40-Jährige offenbar noch weiter.

Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte am Mittwoch, dass gegen den Münchner Arzt wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt wird. Auch Drogenmissbrauch stehe als Vorwurf im Raum. Etwa 30 Geschädigte werfen dem Mediziner vor, durch seine Eingriffe geschädigt oder gar entstellt worden zu sein.

Nachdem sich mehrere Patientinnen über den Arzt beschwert hatten, habe das RGU vor einigen Wochen die Praxis inspiziert und dabei "gravierende Hygienemängel und Mängel in der Patientensicherheit festgestellt" teilte eine Sprecherin mit. Außerdem seien Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetzes festgestellt worden. Die Aufsichtsbehörde versiegelte daraufhin den Operationsraum und weitere Räume der Praxis. Diese Siegel seien regelmäßig überprüft worden, hieß es aus dem RGU. Außerdem seien bei dem Vorgehen auch die Regierung von Oberbayern, die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei eingebunden gewesen.

Doch offenbar hat das den Schönheitschirurgen nicht davon abgehalten, weiter zu machen: Bei einer Begehung der Praxis in der vergangenen Woche mussten die Prüfer feststellen, dass die angebrachten Siegel gebrochen wurden. Auch weitere Auflagen seien nicht eingehalten worden, teilte das RGU mit.

Einige Betroffene sind durch den Ärztepfusch regelrecht traumatisiert. Nach einer Nasenkorrektur im September habe der Arzt eingeräumt, dass die Operation nicht so verlaufen sei, wie geplant, berichtet der Mann einer Betroffenen im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Bei dem anschließenden Versuch, Fehler zu korrigieren, sei alles nur noch schlimmer geworden: "Die Nasenlöcher sind ungleich verheilt, es wurde auch an der Lippe etwas gemacht, was nicht vereinbart war". Seitdem leide seine Frau auch psychisch sehr unter den Folgen des verpfuschten Eingriffs. Vor zwei Wochen entschloss sich das Paar schließlich, den Arzt anzuzeigen. Inzwischen stehen sie auch mit andern Opfern in Kontakt. Ursprünglich hatten sie sich aufgrund positiver Bewertungen im Internet für die Münchner Praxis entschieden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: