Ärgernisse zu Hause:Wohnst du noch oder bebst du schon?

In den eigenen vier Wänden verbringen wir einen großen Teil unserer Zeit. Doch manchmal wird das regelrecht zu einer Qual. Vielen Ärgernissen entkommt man jedoch einfach nicht. Die schlimmsten Stadt- und Landplagen im Überblick.

5 Bilder

Aufstockung und neue Wärmedämmung für einen Wohnblock in München, 2011

Quelle: Florian Peljak

1 / 5

Vielen Ärgernissen vor der eigenen Haustür entkommt man einfach nicht - die fünf schlimmsten Stadt- und Landplagen im Kurzporträt.

Die Dauerbaustelle

Es gibt Gegenden, in denen die Bewohner keinen Wecker brauchen. Das sind jene Viertel, die in der Werbung "aufstrebend" genannt werden. Und wird das "einmalige Altbauflair" gepriesen, sollten bei Wohnungssuchenden, die keinen Lärm vertragen, die Alarmglocken schrillen. Denn wer einmal in solch einer Gegend gewohnt hat, weiß diese Chiffren zu deuten: Hier wird saniert!

Deshalb ist es in Gegenden wie dem Dreimühlen- oder dem Glockenbachviertel oft spätestens um sieben Uhr aus mit der Ruhe. Wenn die Wand vibriert und selbst Ohropax samt Kissen über dem Kopf nichts gegen den Krach ausrichten, weiß man, dass das Nebenhaus bald neue, betuchtere Bewohner bekommt. Von denen ist zumindest zu erhoffen, dass sie es ruhig lieben und sich auch leise verhalten, wenn sie schon einen Haufen Geld für die Stadtwohnung im sanierten Denkmal hingeblättert haben.

Und irgendwann, so tröstet man sich, ist die Fernwärmeleitung und das Glasfaserkabel in der Straße vor dem Haus verlegt. Es ist ja für die gute Sache: Jeder freut sich doch über schnelles Internet, eine moderne Heizung, Strom- und Wasseranschluss. Dass die Straße alle Vierteljahr wieder aufgegraben wird, für Reparatur- oder andere Modernisierungsmaßnahmen, damit muss man leben. Den neuen Nachbarn im Nebenhaus sei gesagt: Wenn ihr es wirklich ruhig wollt, müsst ihr halt aufs Land ziehen.

Andreas Schubert

Windkraft in Hessen

Quelle: dpa

2 / 5

Das Windrad

Glaubt man der Bürgerinitiative "Windrad 180", wird derzeit in der Region eine Vernichtung von Vermögen betrieben, gegen die die Landesbank-Misere ein leichtes Säuseln war. "Bis zu 50 Prozent Verlust, die niemand ersetzt" prophezeien die Aktivisten den Immobilienbesitzern in Johanneck im Kreis Freising, sollte das dort geplante Windrad - 850 Meter und mehr von den Häusern entfernt - gebaut werden. Und solche sind derzeit ja bald überall geplant - und treffen überall auf Menschen, die Windkraft gut, diesen Standort aber schlecht finden. Des Lärms, der Gesundheit, des Wertverlustes wegen.

Die Debatte treibt teils skurrile Blüten. Auf der bemerkenswerten Internetseite des Landwirts Franz Pentenrieder aus Wangen kann man in einem sechsminütigen Film virtuell über den Landkreis Starnberg fliegen, in dem Pentenrieder Dutzende Windräder verteilt hat, als wäre dort die norddeutsche Tiefebene. Das alles sieht beeindruckend hässlich aus, ist jedoch auch reichlich irreal. 10 bis 15 Räder sind dort nur geplant.

Kassian Stroh

-

Quelle: EBE

3 / 5

Die Eigentümerversammlung

Was folgt, ist Realität, keine Karikatur: Eigentümerversammlung einer kleinen Wohneinheit im Osten der Stadt. Ort: eine Sportgaststätte, Hinterzimmer. Anwesend: Immobilienverwalterin, Kassenwart, fünf Eigentümer. Top 5: vermietete Wohnung im obersten Stock. "Also, Frau Huber, ihre Mieter, ich muss schon sagen..." - "Ja, die sind schon laut." - "Und kriegen andauernd Besuch!" - "Und die dunklen Flecken im Treppenhaus!" - "Sind ja auch Schwarze, hahaha!" - "Die Farb' bringens ned weg, Frau Huber, aber redens halt mal mit denen." - "Überhaupt, zahlen die wenigstens?" - "Das geht Sie nichts an." - "A so a Gschwerl in unserm Haus!" - "Beide sind Professoren an der Uni." - "Jaja, und i bin da Kaiser von China."

Karl Forster

MOBILFUNK-ANTENNEN

Quelle: DPA/DPAWEB

4 / 5

Die Strahlenbelastung

Elektro-Smog allerorten: Erst waren da die Mobilfunkantennen. Schön sichtbar, mithin bedrohlich. Dann kamen die Masten für den neuen digitalen Polizeifunk. Und ganze gerne vergessen werden all die schnurlosen Telefone und WLAN-Netze - in großen Mietshäusern hat man leicht ein Dutzend Nachbarn, das auf diese Weise in die eigenen vier Wände funkt und hochfrequentpulst. In diesem Fall solle man mit ihnen reden, rät der Münchner Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte. Er bietet auch deeskalierende Musterbriefe an. Doch bei uneinsichtigen Nachbarn rät er zur Schocker-Methode: Vielleicht helfe "ein Hinweis darauf, dass gepulste Hochfrequenzstrahlung zu DNA-Doppelstrangbrüchen und damit zu Krebs führt, auch wenn Sie nichts spüren".

Kassian Stroh

Annemarie Wendl in der 'Lindenstraße', 1998

Quelle: dpa/dpaweb

5 / 5

Der Hausmeister

Er ist der Mann, der für kleinere Reparaturen zuständig ist, der Pakete annimmt, wenn man nicht da ist, der das Grün im Innenhof liebevoll pflegt und der darauf achtet, dass die Fahrräder schön in Reih und Glied aufgestellt sind. Kurzum: Der Hausmeister ist die Seele einer Wohnanlage, geschätzt von den Bewohnern für sein Engagement. Er ist manchmal aber auch der Mann, der lieber die Hauselektronik komplett lahmlegt, statt einen Fachmann zu rufen, bei dem Pakete wochenlang liegenbleiben, weil er nicht Bescheid sagt, der mit dem Laubbläser am Samstagmorgen alle verrückt macht, der alte Räder ohne Ankündigung zum Sperrmüll bringt. Kurzum: Der Hausmeister ist die Plage einer Wohnanlage. Gebraucht - und zugleich gehasst.

Andreas Schubert

© SZ vom 21./22.01.2011/tob
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: