Ärger um Theateraufführung:Haus der Kunst will kein Breivik-Stück

Lesezeit: 2 min

Das Theaterstück über den Massenmörder Anders Breivik ist kontrovers - offenbar zu kontrovers für das Haus der Kunst in München. "Breiviks Erklärung" darf dort nicht aufgeführt werden - das Münchner Volkstheater, Veranstalter des Abends, kann das nicht verstehen.

Ein Theaterstück über den norwegischen Massenmörder Anders Breivik darf nicht im Münchner Haus der Kunst aufgeführt werden. "Wir haben eine Klausel im Mietvertrag, die rechtsradikale und antisemitische Inhalte ausschließt. Das umfasst auch Verharmlosung und Satire", sagte die Sprecherin des Hauses, Elena Heitsch, und bestätigte damit Medienberichte.

Das Stück "Breiviks Erklärung" des Schweizer Regisseurs Milo Rau sollte im Rahmen des Nachwuchs-Regiefestivals "Radikal jung" im Haus der Kunst aufgeführt werden. Das Münchner Volkstheater, das das erfolgreiche Festival ausrichtet, hatte dafür den Terrassensaal gemietet.

In Raus Stück liest die deutsch-türkische Schauspielerin Sascha Ö. Soydan die krude Rede, mit der Breivik vor dem Osloer Gericht seine 77 Morde rechtfertigen wollte. Er bekundete darin seine Verbundenheit zu Al-Kaida und zur deutschen NSU und skizziert seine Theorie des Untergangs Europas durch Einwanderung und Multikulturalismus.

Volkstheater-Intendant Christian Stückl habe nicht differenziert genug erläutert, was mit dem Stück bezweckt werden solle. "Das war uns nicht präzise genug", sagte Heitsch. Sie gehe davon aus, dass Stückl an einem ehemaligen Nazi-Bau als Aufführungsstätte interessiert gewesen sei. Das Museum wurde unter Adolf Hitler als "Haus der deutschen Kunst" errichtet und zum Symbol für die Gleichschaltung der Kunst im Nationalsozialismus. "Wenn Fragen offen bleiben, dann ziehen wir es vor, uns nicht als architektonische Folie zur Verfügung zu stellen."

Ausweichstätte gefunden

Das Volkstheater kann die Absage nicht verstehen. "Es geht um ein Theaterstück, das kontrovers zu diskutieren ist, aber mitnichten wollen wir da rechtsradikales Gedankengut verbreiten", betonte Theatersprecher Frederik Mayet. "Gerade im Rahmen des NSU-Prozesses ist das ein Thema in unserer Gesellschaft."

Das Theater habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Es habe Vorbesichtigungen gegeben; dem Haus der Kunst sei umfangreiches Material zur Verfügung gestellt worden. "Der Wunsch von Milo Rau war auf jeden Fall, das außerhalb eines Theaters zu machen", erläuterte Mayet. "Das ist für ihn wichtig, dass das nicht ein normaler Theaterabend wird." Darum seien mehrere Räumlichkeiten in der Nähe des Volkstheaters angefragt worden. Darunter auch die Musikhochschule, ebenfalls ein ehemaliger Nazi-Bau, und die Reithalle, die keinerlei historische Vorbelastung habe.

"Es hätte auch durchaus Sinn gemacht, das in einem Raum zu machen, der mit dem Dritten Reich irgendwas zu tun hat", sagte Mayet. Das sei aber nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen. Inzwischen hat das Theater eine Ausweichstätte gefunden. "Breiviks Erklärung" wird am 22. April in einem Raum des Münchner Stadtmuseums aufgeführt. Allerdings werden dort nur rund 230 Zuschauer Platz finden. Im Haus der Kunst wären es knapp doppelt so viele gewesen.

© dpa/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: