Süddeutsche Zeitung

Adventskalender:Renate B. ist wegen eines Herzfehlers fast blind

Früher hat Renate B. nie verstanden, warum sich jemand das Leben nimmt. Heute weiß sie es genau. "Man will nur aufhören", sagt die 47 Jährige, "und denkt nicht an Verpflichtungen."

(SZ vom 19.12.03) — Zweimal hat sie einen Selbstmordversuch unternommen. Eine schwere Erkrankung stürzte die alleinerziehende Mutter in die tiefe Krise: Im Jahr 2000 wurde ein Herzfehler gefunden, der überall im Körper Blutgerinnsel verursacht.

Die Augen von Frau B. sind dadurch so geschädigt, dass sie fast blind ist. Zuerst kam sie in eine psychiatrische Klinik, in der auch ihre Tablettensucht behandelt wurde, danach lag Frau B. noch Monate zu Hause im Bett: "Ich wollte nur allein sein."

Keine Rente

Die Großeltern kümmerten sich um die jetzt zwölfjährige Melanie, die seit der Krankheit ihrer Mutter 30 Kilo zugenommen hat. Das Kind sei sehr verschlossen, sagt Renate B., "und frisst alles in sich rein".

Vom Arbeitslosengeld der ehemaligen Sekretärin bleiben 200 Euro zum Leben, Blindengeld und eine Rente bekommt sie bisher nicht: "Wir stopfen ein Loch mit dem anderen."

Die Fast-Blinde bräuchte feste Winterschuhe, in denen sie sicher gehen kann, und Melanie möchte ihr Kinderzimmer jugendlicher gestalten - mit einem Schreibtisch und neuen Vorhängen.

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