Adele-Konzerte in München:„Das sprengt alle Dimensionen“

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Bei der Pressekonferenz zeigten die Veranstalter auch eine Visualisierung der Bühne, auf der Adele im August auftreten soll (Visualisierung Stufish). (Foto: Robert Haas)

Zehn Konzerte, 740 000 Zuschauer, eine neue Riesenbühne und eine Rekord-Bildschirmwand: Mit den Konzerten des britischen Superstars wollen die Veranstalter Maßstäbe setzen. Was die Fans im August erwartet.

Von Michael Zirnstein

Bei der großen Pressekonferenz zu den zehn Konzerten von Adele in München fehlte eigentlich nur eine: Adele Laurie Blue Adkins. Das war für die meisten keine große Enttäuschung, denn das Erscheinen der Künstlerin war ja auch nicht angekündigt gewesen. Aber intern hatte es vor ein paar Tagen durchaus Stimmen gegeben, die britische Musikern würde sich den Medien am Dienstag persönlich präsentieren.

Und dann tauchte sie jüngst ja sogar in Deutschland auf, auf der Tribüne beim EM-Halbfinale Englands in Dortmund. Und es kursierten Fotos von ihr im Dirndl und als Brezn-Verkäuferin in einer Bierhalle – nun ja, Produkt einer künstlichen Intelligenz, das war schnell klar. Aber dann wieder Fotos: Adele beim Aufbau ihres eigenen Stadions ins München am Wochenende...

Aber, wie das so ist bei Welststars, schon war sie wieder weg. Und, nein, am Dienstag sagte sie nichts dazu, wie sie sich ihre Zeit in München vorstellt, wo sie immerhin zehn Konzerte geben und den ganzen August verbringen wird. Nicht einmal in einer Videobotschaft.

Veranstalter Marek Lieberberg, Adeles Manager Jonathan Dickens und Co-Produzent Klaus Leutgeb (von links) erzählen, wie sie Adele nach München geholt haben. (Foto: Robert Haas)

Die Fotografen und Kamerateams in der Halle C6 der Messe München, wo sich in zwei Wochen vor dem ersten Konzert die VIP-Konzertgäste verwöhnen lassen werden, scharten sich daher um andere Stars: Wenn einem so ein Coup gelingt, kann man sich auch als Veranstalter wie ein Rockstar fühlen. Und so durfte Promoter-Legende Marek Lieberberg, Geschäftsführer von Live Nation Germany, erklären, wie er diese größte Produktion seiner an Massenereignissen sicher nicht armen Karriere („Rock am Ring“, Rolling Stones) über die Bühne bringen werde. Und weil „jeder Wahnsinn einen Ursprung hat“ (Lieberberg) und sich ohne geniale Einfälle nichts bewege, durfte sein Partner und Co-Produzent, der Grazer Klaus Leutgeb, auch kurz erzählend glänzen, wie er den Weltstar für dieses nie dagewesene Ereignis nach München locken konnte.

Tatsächlich, so Leutgeb, sei die Idee vor zweieinhalb Jahren in München entstanden, als er hier mit Florian Wieder zusammengesessen habe. Dieser weltweit gebuchte Bühnendesigner und -architekt hatte bereits für ihn das Pop-up-Stadion für die Messe-Großkonzerte von Andreas Gabalier, Helene Fischer und Robbie Williams entworfen. Diesmal, so ergänzte Wieder bei der Pressekonferenz, schmiedeten sie den Plan, ein eigenes Stadion maßzuschneidern zu 100 Prozent nach den Bedürfnissen einer einzigen Künstlerin. „Das ist ein Statement!“ Mit dem visuellen Konzept hätten sie sich auf den Weg nach Las Vegas gemacht, wo sie Adele und ihr Management dafür begeistert hätten, erzählte Leutgeb.

Der Aufbau für das Konzertgelände in Riem läuft. (Foto: Robert Haas)

Das konnte Jonathan Dickens bestätigen – er, der so nah an Adele dran ist wie kaum einer sonst, war am Dienstag nach München gekommen. „Wir hatten keine Pläne, in Europa zu spielen, bis Klaus mit dieser verrückten Idee kam“, sagte Adeles Manager. Seit 18 Jahren arbeiten sie eng zusammen. Es werden „Stand-alone Shows“ werden, sagte Dickens, mit nichts zu vergleichen. „Alles wird eigens für sie kreiert“, von der Riesenbühne mit einer Rekord-Bildschirmwand bis zu den Drinks. „Wir erschaffen ein neues Modell für Konzerte von Stars“, sagte Dickens.

Und es werde „das totale Gegenteil von den sehr kleinen Shows in Las Vegas sein“, wo Adele seit November 2022 und noch bis 16. Juni 2024 intime Weekend-Konzerte im Ceasar’s Palace gibt. „Es wird in München eine andere Setlist als in Las Vegas geben. Natürlich werden auch die Klassiker dabei sein“, sagte der Manager, „aber mehr sage ich nicht, es muss ja noch etwas Überraschendes geben.“ Adele jedenfalls habe sich mit großer Leidenschaft persönlich in die Planungen eingebracht, sogar ins Getränke- und Speisenangebot. Die Fans werden Adeles Lieblingsdrinks trinken können, „einige von uns kuratierte Cocktails“, welche genau, verriet Dickens nicht.

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Was bei normalen Konzerten schlicht „Catering“ heißt, ist hier die „Adele-World“. Die sei neben dem Konzert selbst und der Arena eine von drei tragenden Säulen des Adele-Ereignisses, erklärte Lieberberg. Seitlich vom Stadion soll es Wein-Lauben, ein englisches Pop-up-Pub, weitere Foodtrucks, einen Farmers’ Market, eine Nebenbühne für eine Comedienne, ein Riesenrad und mehr geben. Etwa 14 000 Sitzplätze sind in der „Adele-World“ geplant, und dennoch soll es gemütlich zugehen. Die Gäste dürfen hier schon ab 15.30 Uhr genießen und nach dem Konzert noch bis Mitternacht verweilen – das sei Teil des Konzepts, so wolle man Stoßzeiten bei der An- und Abreise der Gäste entzerren.

Das Verkehrskonzept, so erklärte Leutgeb, sei darauf ausgelegt, dass alle etwa 75 000 Gäste mit der U-Bahn oder mit Shuttle-Bussen vom Max-Weber-Platz anreisen könnten, individueller Taxi- oder Auto-Verkehr wäre „ein Add-on“.

Dass so viele Menschen auch in der Adele-Arena Platz in elf Arealen mit insgesamt 85 Blöcken haben werden, das zeigte Live-Nation-Produktionsleiter Stefan Pichler bei einem kurzen Rundgang. Die vier 17 Meter hohe Tribünen-Blöcke stehen schon, im Halbrund ausgerichtet auf die Bühne mit der gewaltigen, 200 Meter breiten, wie eine Filmrolle designten Bildschirmwand, auf der gerade Testbilder laufen. Die Bühne steht – anders als bei den bisherigen Messekonzerten – direkt an der Autobahn und schirmt so den Lärm ab.

Die Plätze der letzten Reihen sind nicht weiter als bei einem Fußballstadion von der Hauptbühne entfernt, Adele bekommt aber auch einen 96 Meter langen „Catwalk“ und eine 200-Meter-„Passarelle“ (einen halbrunden Umlauf), um mitten in die Menge laufen zu können. Sollte es regnen, wird sie genauso nass wie die Zuschauer bei diesem Open-Air (bei schwerem Unwetter könne man sich in die Messehallen flüchten). Aber niemand wird im Matsch stehen: Es wurde eigens wasserdurchlässiger Asphalt auf dem ganzen Freigelände aufgebracht.

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Nasse Füße hat auch Lieberberg nicht: 80 000 Gäste pro Show waren angepeilt, die Behörden hätten etwa 74 000 Tickets genehmigt, 95 Prozent der Karten zwischen 79 und 430 Euro seien verkauft. Die Stadt München zahle übrigens „null“ dazu. Das sagte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner. Dafür erwartet er Einnahmen von 560 Millionen Euro für München, etwa durch den ÖPNV oder die Miete an die Messe. Die Konzertserie sei ein „ökonomischer Glücksfall“ für die Stadt – aber auch für München als Kulturstandort „von unschätzbarem Wert“.

In zwei Wochen, am 2. August, ist es soweit. Man sei „voller Vorfreude, aber auch in großer Anspannung aufgrund des Wahnsinns, den wir hier mit Methode betreiben“, sagte Veranstalter Lieberberg, „schließlich hat es so etwas noch nie gegeben. Das sprengt alle Dimensionen.“ Adele scheint es nicht anders zu gehen, wie ihr Manager verriet: „Sie ist sicher aufgeregt vor den Shows – und darüber hinaus. Immerhin war sie seit 2016 nicht für ein Konzert in Deutschland.“ Aber sie werde München genießen, sagte er.

Adele werde die meiste Zeit im August in der Stadt bleiben (die Bild-Zeitung will herausgefunden haben, dass sie die ganze Etage eines Luxus-Hotels in der Innenstadt gemietet hat), sie habe einen jungen Sohn, da passe das gut, sagte Dickens. Und was sagt Adele? Immerhin lässt sie ihren Social-Media-Account sprechen: Sie zeigt sich mit blonden Haaren und Bauweste beim Betrachten der Riesenbühne sowie in einem Baustellen-Fahrzeug; und dazu schreibt sie: „It’s all a bit bloody exciting.“

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