Eine Frau mit vielen Gesichtern und Stationen ist Alexandra Helmig. Die gebürtige Düsseldorferin machte nach dem Abitur und einem Französisch-Studium in Paris von 1996 an eine Schauspielausbildung in Hamburg, spielte schon währenddessen an den Hamburger Kammerspielen und ist seitdem regelmäßig in Fernsehfilmen und -serien zu sehen. Auch als Sprecherin für Hörbücher arbeitet sie, begleitete schon Elizabeth Gilbert und Margaret Atwood auf ihren Lesereisen. Was auch mit ihrem zweiten künstlerischen Strang zu tun hat: 2002 ist Helmig nach München gezogen, um "Kreatives Schreiben" an der LMU zu studieren. Die für den Jugendliteraturpreis nominierten "Kosmo & Klax"-Kinderbücher stammen aus ihrer Feder, aber auch Drehbücher und Theaterstücke. Ihr Stück "Frau Mutter Tier" wurde 2018 verfilmt, unter ihrer Beteiligung als Drehbuchautorin, Produzentin, Schauspielerin - und Musikerin.
Denn die Musik ist der nächste, zunehmend wichtigere Strang, der sich durch Helmigs Leben zieht. In München nahm sie bei Karen Edwards Jazz-Gesangsunterricht, 2012 durfte sie die Masterclass von Fay Victor an der New York Jazz Workshop School besuchen und 2014 Claus Reichstallers "Jazz Masters Workshop" an der Jazz Akademie Burghausen. Um nicht das Klischee von der singenden Schauspielerin zu bedienen, hatte sie sich für die Musik schon ein Jahr zuvor ein Pseudonym zugelegt: Ada Morghe. Inzwischen mit London als zweitem Wohnsitz, erschien 2019 ihr in den legendären Abbey Road Studios aufgenommenes Debütalbum "Pictures" bei Sony. Ein Jahr später der Nachfolger "Box", jetzt in Peter Gabriels Real World Studios und für das eigene Label Lalabeam produziert.
In derselben Konstellation ist jetzt Ada Morghes drittes Album "Lost" entstanden, das sie beim Heimspiel ihrer Release-Tour im Milla Club vorstellt. Man mag kaum glauben, dass sie und ihr Quartett mit dem Gitarristen Luca Boscagin, dem Bassisten Livingston Brown und dem Drummer Gareth Brown - alles Top-Leute der New-London-Jazzszene - diesmal nur mit der Idee, ein Album über die vier Elemente zu machen, zusammenkamen, ohne Noten, Texte oder Regeln. Denn das Ergebnis sind wieder zwar jazzige, vor allem mit viel Soul unterfütterte, aber absolut ausgefeilt und eingängig wirkende Pop-Songs. Obendrein mit einem schönen Retro-Touch, der in den flotteren Nummern entfernt an M-People oder Incognito denken lässt, bei den anderen dank Morghes variabler, gerne auch dunkler Stimme wechselweise an Grace Jones (etwa auf "Water"), Lisa Stansfield oder Sade. Eine coole und wuchtige Scheibe zugleich, auf deren Live-Umsetzung man gespannt sein darf.
Ada Morghe: "Lost", Lalabeam Records; Release-Konzert am Mi., 22. März, 20 Uhr, Milla, Holzstr. 28