Actionsport:Happening mit den Weltbesten

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Das Festival Munich Mash feiert die Szene, die 77000 Besucher und nicht zuletzt den Olympiapark - im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen entspannte Sportstars aus aller Welt.

Von S. Leisgang, R. Tögel und S. Winter

Der vierte Munich Mash ist Geschichte. Es waren wieder frische, friedliche und bunte Tage, an denen die Actionsport-Szene gefeiert und den Besuchern in allen Facetten näher gebracht wurden. Familien, Szene-Publikum, Neugierige, 77 000 Menschen insgesamt, die trotz des vielfältigen Angebots der Stadt München am Wochenende bei den Stars der Actionsportszene vorbeischauten. Die stehen trotz Lifestyle, Party und Happening im Fokus. Und die weltbesten BMX-Fahrer, Wakeboarder und Skateborder bekommt man nicht alle Tage auf einmal zu sehen.

Geklickert

Es ist ja so eine Sache mit Besucherzahlen, besonders wenn eine Veranstaltung keinen Eintritt kostet. Was mit Ausnahme der Skateboarder in der Olympia-Eishalle der Fall war. 5000 passen rein, 5000 waren drin, ausverkauft! Ansonsten wird für gewöhnlich geschätzt, von Menschen, die darin Erfahrung haben. Dennoch wollte die Olympiapark GmbH (OMG) die Genauigkeit mal überprüfen, weshalb sie eine externe Firma, die sich mit ebensolchen Eventevaluationen beschäftigt, mit einer Besucher-Erfassung betraute. Ein sechsköpfiges Team unter Leitung zweier Professoren für Marktforschung und Sportmarketing positionierte sich also an strategisch wichtigen Punkten und klickerte mit einem Personenzähler, was die Finger hergaben. 77 000 Klicks standen am Schluss, sowie die Erkenntnis, dass die OMG eher konservativ schätzte. "Die Zahlen am Samstag haben uns positiv überrascht", sagt OMG-Pressechef Tobias Kohler. Da waren alleine insgesamt 40 000 Menschen in den Park geströmt - ohne Streetleague.

Bauchgefühl

Nein, sagt Felix Georgii, "ich bin nicht so der Contest-Typ". Warum? Na ja, vor den Wettbewerben war er immer sehr nervös, erinnert er sich, "ich hatte Bauchweh und musste dauernd aufs Klo". Der 24-Jährige hat eine einfache Lösung gefunden: Wettkampf ausblenden, Spaß haben. Dass dies funktioniert, war in seinem Gesicht abzulesen, der Allgäuer lief mit einem Dauergrinsen durch den Park: "Wenn der Spaß da ist, dann kommt auch der Sieg." Hat nicht so ganz geklappt, Georgii schied mit der zweitbesten Wertung aller acht Starter in der K.-o.-Runde aus, sein Gegner hatte blöderweise die beste. Kleiner Trost war der Preis für den besten Trick, die Laune war sowieso bestens, denn: "Das mit dem Gewinnen ist mir nicht so wichtig."

Küsse und Radi

Nyjah Huston fährt den Kicker hoch, hebt ab - doch er verliert sein Board in der Luft, das ganz woanders landet, während Huston unfreiwillig den Betonboden küsst - vor 5000 Skateboard-Verrückten. Der Star der Szene und spätere Sieger des Contests fällt auf die Nase. Der 22-jährige Kalifornier hat die Szene natürlich gleich sehr uneitel auf Facebook gepostet, weit mehr als 100 000 Aufrufe hatte das Video schon am Montag. Bei den BMX-Fahrern lief auch nicht alles völlig rund: Jose Torres Gil zeigte auf der neuen Spine Ramp am Coubertinplatz so hohe Sprünge, dass die Aaaaaahs und Ooooohs des Publikums nicht enden wollten. Und die Punktrichter? Gaben dem Argentinier 179,6 Zähler - exakt 0,4 zu wenig für den Sieg. Kurz darauf beim Interview auf einem Sofa wollte Torres Gil nicht vom vor ihm drapierten Radi, dem Obazdn oder den Brezn kosten. Lag aber weniger daran, dass er sauer war, sondern wohl eher am Radi. Argentinier essen bekanntlich am liebsten Fleisch.

Die Boss

Ein bisschen stutzte Daniel Dhers dann doch. Er war auf dem Weg zur Spine Ramp, Fototermin. Sein Fahrrad hatte er nicht dabei, von derlei Kleinigkeiten lässt sich ein BMX-Profi aber nicht aus der Ruhe bringen. "Write, it's my race bike", Grinsen, alles klar. Noch schnell ein paar wichtige Hände geschüttelt, dann steht diese nette Frau vor ihm, Dhers grinst: "Hi, I'm Daniel." Die Frau sagt: "Hi, I'm Marion, I'm the boss." Kurze Pause. "Cool", findet Dhers, und ab zum gemeinsamen Foto auf der Rampe. Nächstes Jahr will der Boss noch mehr Frauen zum Mash bringen, OMG-Geschäftsführerin Schöne fände weibliche Skateboard-Profis beim Mash cool. "Mal schauen", sagt sie - und lächelt.

Auf den Zahn gestochert

Es ist nahezu unmöglich, Cody McEntire ohne Zahnstocher anzutreffen. Der Skateboarder hat immer einen im Mund. Wobei immer bedeutet: nur nicht beim Schlafen. Sonst aber: immer! Beim Chillen, wie das heute heißt, beim Skaten, selbst beim Trinken. Das hat ihm in der Szene den Spitznamen Toothpick Guy eingebracht. Fragt sich nur: Was soll das? In einem Interview, das er, man ahnt es, mit Zahnstocher gegeben hat, verriet er einst, dass er früher geraucht hat. Nun ist er das Laster los, denn inzwischen kaut der 30-jährige Texaner eben auf Zahnstochern herum. Als Ersatzdroge quasi. Man kann davon halten, was man will. Fakt ist: Gesünder ist's allemal.Solange man sie nicht verschluckt.

Banden-Diebstahl

Einträchtig, beschwingt und etwas eigentümlich: Munich Mash 2017 - das war auch der ganz normale Wahnsinn dieser extravaganten Actionsportwelt. So sah man am Samstagabend im Olympia-Eisstadion zum einen überschwängliche Athleten, die Skateboards mitten in die Zuschauermasse hineinschleuderten. Zum anderen übermütige Fans, die Werbebanden abmontierten und mitgehen lassen wollten, beim Ausgang jedoch aufgehalten wurden. Die Frage blieb: Was hatten die Lausbuben damit vor? Einen privaten Skaterplatz im Wohnzimmer? Man wird es wohl nie erfahren.

Nichts für Kühe

Ein paar szenetypische Kleinigkeiten, gab die Pressestelle der Polizeiinspektion 43 zu Protokoll, hätte es zu regeln gegeben. Dürfte mit Alkohol oder Gras (nicht das, das Kühe gern essen) zu tun gehabt haben, die waren aber so klein, dass es kaum einer mitbekam. Ansonsten sorgten etwa 100 Polizisten (teils in Uniform, teils in Zivil) insgesamt, sowie etwa weitere 100 Ordner täglich für Ruhe. War nicht sonderlich schwer, teilt die Polizei weiter mit: "Es war ein sehr entspanntes Familiensportfest."

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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