Süddeutsche Zeitung

Abenteuerserie:Geschichten von gestern

Die Autorin und Stadtführerin Petra Breuer verpackt Münchens Vergangenheit in eine zehnbändige Kinderbuchreihe

Interview von Barbara Hordych

Stadtführer für Kinder gibt es viele - doch Petra Breuers Ansatz, Münchens Vergangenheit in eine historische Kinderbuchserie zu verpacken, ist bislang einmalig: Vier Bände umfasst ihre Stadtgeschichtsreihe "Abenteuer in München" inzwischen und wird in ganzen Klassensätzen von Grundschulen geordert. Passend zu ihren von Nicole Teusler liebevoll illustrierten Geschichten bietet Breuer historische Spaziergänge zu real existierenden Orten ihrer Bücher sowie "Museums-Vorlese-Führungen" in Kooperation mit dem Münchner Stadtmuseum an.

SZ: Wie muss man sich das Konzept Ihrer Bücher vorstellen?

Petra Breuer: Zunächst einmal gibt es Ben und Anna, meine beiden zehnjährigen Protagonisten. Sie, beziehungsweise ihre Nachfahren, leben in Zeiten, in denen sich für München besonders prägende Ereignisse abgespielt haben. Ich lehne mich mit meinen Themen an den Heimat-und Sachunterricht der Grundschulen an, so sind meine Bücher auch unterrichtsbegleitend, genau so wie die historischen Stadtführungen, die ich auch für Schulen anbiete.

Wann setzt Ihre Reihe ein?

Begonnen habe ich mit dem Band "Angriff des Löwen" im Jahr 1158, also zur Zeit der Gründung Münchens. Da belauscht die zehnjährige Anna heimlich Heinrich den Löwen, wie er mit seinen Mannen über eine "neue Brücke" spricht. Und das, nachdem kurz zuvor der Ort Föhring niedergebrannt worden war. Der gleichaltrige Benedictus, der den Flammen nur knapp entkommen konnte, wird Annas bester Freund. Zusammen verfolgen sie von nun an den Bau der ersten Brücke des aufstrebenden "apud Munichen" aus nächster Nähe. Anna und Ben werden dann zu den Urahnen einer Dynastie, in deren Familien es immer ein Zwillingspaar gibt, das Ben und Anna heißt. In meinem neuesten Buch, "Rätsel um die Morisken", leben die Zwillinge im Spätmittelalter.

Welche Themen behandeln Sie dabei?

Es ist das Jahr 1480, also die Zeit, in der die Frauenkirche gebaut wird. Ein Onkel von Ben und Anna heißt Jörg (Ganghofer) und ist Baumeister. Dem werden die Pläne für die Frauenkirche gestohlen. Ein anderer Onkel der Zwillinge ist Kämmerer, und auch der hat ein Problem: Er hat eine Rechnung von dem Bildhauer Erasmus Grasser über 16 holzgeschnitzte Morisken für den Tanzsaal des Münchner Rathauses erhalten - es sind aber nur zehn vorhanden. Ben und Anna haben also einiges aufzuklären.

Es gibt aber auch wieder eine Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt?

Ja, ich setze mein Konzept vom "Buch im Buch" fort. Es gibt jedes Mal eine in der Jetztzeit lebende, gleichaltrige Anna, die die Abenteuer von Ben und Anna in der Vergangenheit liest. Gemeinsam mit ihrem Opa geht sie dann im München von heute auf Spurensuche und betritt genau die gleichen Schauplätze, an denen Ben und Anna ihre Abenteuer erleben: die Frauenkirche, den Marienplatz, das Alte und das Neue Rathaus und das Stadtmuseum. Dort stellt sie dann fest, dass von den ursprünglich 16 Figuren, die Erasmus Grasser abgerechnet hat, tatsächlich nur zehn erhalten und im Stadtmuseum ausgestellt sind.

Bis wann soll die Reihe gehen?

Als Schlusspunkt habe ich mir die Zeit König Ludwigs II. gesetzt. Das dürften dann zehn Bücher werden. Ich habe also noch viel Arbeit vor mir, für einen Band brauche ich rund ein Jahr. Das Projekt ist als eine Art Sammel-Lexikon mit Abenteuercharakter gedacht, für Münchner Kinder, aber auch für Kinder im Umland oder für Touristen, die öfters nach München kommen. Letztens nahm eine Oma aus Pullach mit ihren in Berlin lebenden Enkeln an einem meiner historischen Rundgänge teil - die wollte gerne, dass die Kinder etwas über Münchens Vergangenheit erfahren.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2015
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