Frauenklinik, Postscheckamt und jetzt Clublocation: Die Isarpost in der Sonnenstraße hat eine bewegte Vergangenheit. Wo früher Frauen ihre Kinder zur Welt brachten, führten nach einem Umbau des Gebäudes ab den Zwanziger Jahren Beamte der Post die Konten von sogenannten Postscheckteilnehmern.
Das 8seasons ist umgezogen. Die neue Bleibe ist wieder ein ehemaliges Postgebäude. Diesmal in der Sonnenstraße.
(Foto: Foto: Gruber)Jetzt wummern jeden Dienstag, Freitag und Samstag Bässe im Takt der House-Musik durch die hohen, fast hallenartigen Räumlichkeiten, die ganz in weiß gehalten sind. Denn seit dem 11. Juli 2009 dient die Isarpost zwischen Stachus und Sendlinger Tor wieder einem neuen, gänzlich anderem Zweck: In die hellen Räume ist der Nachtclub 8seasons eingezogen. Für die Location hat es laut Betriebsleitung des 8seasons mehrere Interessenten gegeben, unter anderem das "Baby" und die "089-Bar".
Der Name 8seasons dürfte Münchner Nachtschwärmern bekannt sein: Im Jahr 2004 hatte der Club seine Zelte in der Maximilianstraße aufgeschlagen - in der ehemaligen Residenzpost. Ursprünglich sollte das 8seasons nur zwei Jahre, also acht Jahreszeiten, in der Maximilianstraße bleiben, musste wegen Bauverzugs am Gebäude allerdings erst dieses Jahr ausziehen - und fand seine neue Bleibe wieder in einem ehemaligen Postgebäude. Außerdem hat das neue 8seasons wie auch schon in der Maximilianstraße einen Außenbereich zu bieten. Außerdem legt das 8seasons immer noch Wert darauf, nicht nur junge Clubgänger anzusprechen, sondern auch etwas ältere Nachtschwärmer, die sich auch zahlreich unter den Gästen tummeln und das Herzstück des Clubs, die Tanzfläche, unsicher machen.
Harry Klein, 59:1, Milchbar: Mit dem 8seasons ist die Liste der Clubs, die in die Sonnenstraße gezogen sind oder dort neu eröffnen, um einen Eintrag länger geworden. Die zentrale Lage bringt für das 8 seasons aber auch Probleme mit sich. Der Außenbereich des Clubs liegt direkt an der vielbefahrenen Sonnenstraße. Vor der historischen Fassade der Post, die im neugotischen Stil gehalten ist, kann man deshalb zwar kurz Luft schnappen - frisch ist die allerdings nicht unbedingt. Große Pflanzen in mächtigen Trögen schirmen die Gäste zumindest vom Verkehrslärm ab.
Im Inneren des Clubs
Im Inneren der Isarpost gibt es viel Platz - nicht nur in die Höhe. Vom großzügigen Eingangsbereich mit Bar und Sitzgelegenheiten geht es rechts auf die Tanzfläche und nach links zu einem weiteren Raum mit Sitzgelegenheiten. Dort kann man sich problemlos unterhalten, denn die laute Musik dringt nicht von der Tanzfläche herüber.
Das schicke Innere des denkmalgeschützten Gebäudes ist neu renoviert, die weißen Wände werden indirekt beleuchtet. Angesichts einer Deckenhöhe von fast sechs Metern ein toller Anblick für die Clubbesucher. Beherrschende Farbe der Beleuchtung ist ein kräftiges Pink.
Zwei-Klassen-Gesellschaft auf der Tanzfläche
Unter der großen Diskokugel über der Tanzfläche finden sich schnell viele tanzbegeisterte Gäste ein. Es wird eng, dank einer guten Belüftung aber nicht heiß und stickig. Glück hat, wer einen Stock höher in den balkonartigen VIP-Bereich darf und die feiernde Menge von oben betrachten kann. Das Fußvolk stört diese Zwei-Klassen-Gesellschaft wenig, zur House-Musik wird ausgelassen gefeiert. Neben funkigen Tönen bekommen die Besucher an diesem Abend auch Party-Kracher, etwa aus dem Tanzfilm "Dirty Dancing" zu hören. Der Alkohol steht flaschenweise auf den Tischen - in noblen Behältnissen voller Eiswürfel.
Angesichts der stilvollen Umgebung will sich das Münchner Partyvolk offensichtlich nicht lumpen lassen und holt die schicken Klamotten aus dem Kleiderschrank. Wer ins 8seasons kommt, ist gut gestylt. Dekorativ an die Bar gelehnt warten Frauen auf ihre Drinks und werfen einen prüfenden Blick aufs Handy, Männer stehen in kleinen Grüppchen herum, halten ein 4-Euro-Bier in der Hand und lachen ab und zu laut.
8seasons, Sonnenstraße 26, dienstags ab 18 Uhr, freitags je nach Veranstaltung, samstags ab 22 Uhr
