75 Jahre CSU in Bayern:Söders Dilemma mit den Frauen

"Mehr Weiblichkeit" wünscht er sich, stößt in der von Männern dominierten Partei aber an Grenzen

"Bis in alle Ewigkeit" vom 12. September und das Bestehen der CSU seit 75 Jahren:

Die CSU wurde und wird von Männern dominiert. Markus Söder hat dieses Defizit erkannt und will die CSU weiblicher machen. Allerdings verweigert ihm die Parteibasis die Gefolgschaft. Sein Vorstoß beim vergangenen CSU-Parteitag auf Einführung einer verpflichtenden Frauenquote auf Kreisebene scheiterte spektakulär. Markus Söder ist jedoch nicht bereit, länger zu warten, sondern praktiziert stattdessen eine Frauenquote "von oben herab", indem er die zehn CSU-Ministerposten der Staatsregierung paritätisch mit fünf Männern und fünf Frauen besetzt.

Bei der Besetzung der Ministerposten holt Markus Söder jedoch das Dilemma der CSU in Sachen "Weiblichkeit" wieder ein. Während er die fünf männlichen Minister unter 66 Abgeordneten der Landtagsfraktion auswählen kann, ist das Personaltableau für die fünf Ministerinnen deutlich kleiner, denn der männerlastigen CSU-Fraktion gehören nur 18 Frauen an. Und so kommt es am Kabinettstisch zu Konstellationen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite ein Ministerpräsident, der seine politische Karriere mit Akribie geplant und mit brachialer Entschlossenheit vorangetrieben hat. Auf der anderen Seite die junge Abgeordnete Judith Gerlach, die nicht wusste, wie ihr geschah, als Markus Söder sie zur Digitalisierungsministerin ernannte.

Wie sich aktuell zeigt, ist die Einführung der Frauenquote "von oben herab" allerdings mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Auch Gesundheitsministerin Melanie Huml wurde in jungen Jahren in die Staatsregierung berufen. An Erfahrung sollte es ihr nach 13 Jahren Kabinettszugehörigkeit nicht mangeln. Und dennoch sieht sich Markus Söder nun gezwungen, ihr im Kampf gegen die Corona-Pandemie eine Riege an zusätzlichen Beratern zur Seite zu stellen. Roland Sommer, Diedorf

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