Süddeutsche Zeitung

61. Münchner Bücherschau:Impulse fürs Lesen

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Die 61. Münchner Bücherschau bietet im November jede Menge großer Namen im Gasteig auf. Diesmal sind die Schriftsteller nicht nur leibhaftig, sondern auch im Stream zu erleben

Von Antje Weber

Zur Abwechslung mal gute Nachrichten: Die Münchner Bücherschau im November findet tatsächlich statt, das Programm steht. Und so kann Michael Then bei einer Pressekonferenz im Gasteig geradezu entspannt auf Max Frisch verweisen: "Die Krise ist ein positiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen", zitiert der Vorsitzende des Landesverbands Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den Schweizer Schriftsteller. Es gehe darum, "die Fahne hochzuhalten für das Buch", assistiert Geschäftsführer Klaus Beckschulte, gerade "wenn man sieht, was alles nicht stattfindet".

Denn natürlich schwingt auch das mit bei diesem Pressegespräch: Das große Literaturfest für dieses Jahr ist bekanntlich abgesagt; zu sehr war Nora Gomringers Forum-Konzept analog ausgerichtet, zu groß sind auch die Sparzwänge, wie Michael Ott vom Kulturreferat später noch einmal bedauern wird. Umso tröstlicher ist es, dass der Branchenverband an der Bücherschau festhält, die in diesem Jahr zum 61. Mal die Flure des Gasteig mit Regalen, Büchern, Ausstellungen und gar Menschen füllen wird. Womöglich wird es sogar noch mehr nach einer Messe aussehen als sonst, denn einzelne Verlage sollen sogar eigene Stände bespielen können.

Und natürlich lautet das Zauberwort auch bei der Bücherschau: hybrid. Die zum Teil in größere Säle verlegten Live-Veranstaltungen - in den Carl-Orff-Saal etwa dürfen derzeit 100 Besucher - werden zusätzlich als kostenlose Streams in einer Mediathek abrufbar sein. Dafür hat sich der Weltbild-Verlag als Technologiepartner gefunden: "Die digitale Plattform ist unser Beitrag für die Branche", sagt Geschäftsführer Christian Sailer. Natürlich hofft er wie der Verband insgesamt, damit auch das für die Buchbranche so wichtige Weihnachtsgeschäft ankurbeln zu können, der Impuls sei "elementar".

Dass davon in diesem Fall insbesondere Bestsellerautoren profitieren werden, kann man dem Verband in diesem Jahr der Ungewissheiten schwerlich vorwerfen. Man setzt beim Programm vom 12. bis 29. November jedenfalls auf bewährte große Namen: Unter anderen Charlotte Link, Ken Follett, Jonas Jonasson, Bas Kast und Alice Schwarzer werden live oder gestreamt zu erleben sein. Doch auch der Historiker Wolfgang Benz wird mit Jugendlichen über sein Buch "Vom Vorurteil zur Gewalt" diskutieren.

Überhaupt wird es wieder ein reichhaltiges Kinder- und Jugendprogramm geben. Wenn die Programmplanerin Edith Offermann von der "Verantwortung" spricht, etwas für Kinder und Schulen anzubieten, klingt das noch dringlicher als sonst. Prominente Autoren von Paul Maar bis Ute Krause sind live dabei, Cornelia Funke wird sich digital aus den USA melden. Ältere Jugendliche können Ursula Poznanski erleben oder beim Literarischen Jugendquartett diskutieren. Auch Schullesungen für jedes Alter sind geplant, allerdings "rein virtuell": Zwei Klassen sollen sich jeweils einwählen können, um Autorinnen wie Silke Schlichtmann oder Sarah Jäger zu erleben. Wie sich dann letztlich alles bei dieser besonderen Bücherschau zusammenfügen wird, lässt sich noch schwer vorhersagen. Da bleibt nur, wie auch Offermann positiv zu denken: "Jede Krise birgt eine Chance."

61. Münchner Bücherschau , 12.-29. November, Gasteig, Live & Streams, www.muenchner-buecherschau.de

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Quelle:
SZ vom 02.10.2020
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