600 Komparsen für Paganini-Film gesucht:Die Truppe des Teufelsgeigers

In München wird die Lebensgeschichte von Paganini verfilmt. Eine Paraderolle für den Klassik-Popstar David Garrett. Doch weil Paganini alias Garrett ohne Fans undenkbar ist, sucht eine Casting-Agentur jetzt 600 Komparsen. Am besten mit Bart.

Christian Mayer

Auch Marc Körber war mal Komparse, und die Tage mit Gérard Depardieu wird er nie vergessen: Wie der damals noch halbwegs schlanke Franzose in der Rolle des Obelix brillierte, "das war toll". Selbstverständlich gab es beim Film "Asterix & Obelix gegen Caesar" anständige Schlachtenszenen zwischen Galliern und Römern - Körber war bei den Dreharbeiten 1998 in den Bavaria-Studios mittendrin, als römischer Fußsoldat.

David Garrett In Concert

David Garrett spielt die Hauptrolle im Kinofilm "Teufelsgeiger".

(Foto: Getty Images)

Inzwischen ist der 37-Jährige Geschäftsführer der größten bayerischen Casting-Agentur. Mit Hilfe der Firma "Producer's Friend", die in Geiselgasteig ihren Sitz hat, wird demnächst in den Bavaria-Studios gleich nebenan wieder ein Massenspektakel inszeniert. "Der Teufelsgeiger" heißt das Kinoprojekt, es geht um das Leben des Virtuosen Niccolò Paganini - eine Paraderolle für den Klassik-Popstar David Garrett. Und weil Paganini alias Garrett ohne Fans undenkbar ist, braucht man jede Menge Statisten - hier kommt Marc Körbers Firma ins Spiel.

"Momentan suchen wir 600 Leute aus der Region, denn ein großer Teil der Dreharbeiten findet vom 4. bis zum 20. September in den Bavaria Studios statt", sagt der Chef der Casting-Firma, die regelmäßig Komparsen für Kino- und Fernsehfilme sucht. Das Team von "Producer's Friend" kann für den aktuellen Dreh aus einer großen Kartei schöpfen: Etwa 25.000 Menschen aus ganz Bayern sind bei der Agentur registriert - das ist auch notwendig, bei durchschnittlich 500 Vermittlungen pro Woche. Trotzdem sollen neue Kandidaten ihre Chance bekommen: "Es ist immer ein Vorteil, wenn man Leute hat, die sich für das Thema des Films so richtig interessieren".

Und wie sieht der ideale Bewerber für das Projekt Teufelsgeiger nun aus? Na ja, sagt Körber, allzu modern und gestylt sollte man nicht daherkommen; Kurzhaarschnitte und Piercings sind ein Ausschlusskriterium. Die Komparsen müssen nach der Kostümprobe in die Zeit passen, schließlich spielt der Film in der vornehmen Gesellschaft im London des Jahres 1831, als man gerne mit der Kutsche direkt vor die Oper fuhr. Bei den Männern sind Bartträger im Vorteil, auch lange Haare sind nicht verkehrt, man muss ja nicht gleich so aussehen wie David Garrett, der mit Hilfe seiner Medienmaschine die Klassikszene aufmischt und nun auch den Film zum Erfolg fiedeln soll.

"So ein Dreh ist eine gute Kontaktbörse"

Agenturchef Körber hat übrigens festgestellt, dass es bei seinen Komparsen eine dominante Gruppe gibt: Viele sind richtige Filmfreaks und nicht selten freiberuflich tätig, da die Dreharbeiten unter der Woche stattfinden.

Es gibt auch eine große Zahl von Großstadt-Singles, die es immer wieder vor die Kamera zieht. "Das liegt daran, dass so ein Dreh eine gute Kontaktbörse ist. Man hat viel Zeit, Gleichgesinnte kennenzulernen", sagt Körber. Und ein wenig Geld kann man nebenbei ja auch noch verdienen: 60 Euro pro Drehtag, mit der Chance auf bezahlte Überstunden und ein paar belegte Semmeln.

Vielleicht zieht einer der Münchner Komparsen ja das große Los, wenn der englische Regisseur Bernhard Rose ("Mr. Nice") seinen Paganini in ein möglichst warmes Licht taucht. Es könne schon sein, sagt Körber, dass man schnell mal ein Filmdouble für David Garrett benötige - dazu braucht man ein wenig Glück, die richtige Statur und die Virtuosität eines braven Statisten.

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