Tradition in Corona-Zeiten:Der Nikolaus kommt nur unter Auflagen

Nikolaus in Videokonferenz

Zu manchen Familien kommt der Nikolaus heuer nur per Bildschirm.

(Foto: dpa)

Auch für den Nikolaus gelten in diesem Jahr strenge Corona-Regeln. Manche verlegen den Auftritt aus Sicherheitsgründen ins Internet - oder lassen ihn lieber ganz ausfallen.

Von Lea Arbinger

Eine weiße FFP2-Maske, versteckt unter dem weißen Rauschebart - auch der Nikolaus kommt in diesem Jahr an den Pandemie-Regeln nicht vorbei. Die weißen Handschuhe, die ohnehin zur Standardausrüstung des Mannes im roten Gewand gehören, sind diesmal auch Teil der Corona-Ausstattung. Und die Geschenke dürfen nur mit ausreichend Abstand übergeben werden.

Es ist keine einfache Zeit für den Nikolaus. Das spürt auch Günter Tobsch. Er betreibt normalerweise einen Nikolaus-Service in München und vermittelt mehrere Nikoläuse und Krampusse, die den Kindern Freude - und vielleicht auch ein kleines bisschen Furcht - ins Haus bringen. Der 6. Dezember ist also nicht nur für Kinder ein wichtiger Tag, sondern auch für Tobsch. Nur in diesem Jahr ist das - wie so vieles - anders. Dieses Jahr vermittelt Tobsch keine Nikoläuse.

Vereinzelt habe es Anfragen von Privathaushalten gegeben, berichtet Tobsch. Kindergärten, Altenheime oder Firmen aber hätten sich keine gemeldet. "Wir haben uns entschlossen, dieses Jahr keine Nikoläuse zu vermitteln. Es ist uns zu gefährlich, wir wollen auf der sicheren Seite sein", sagt Tobsch. Der virtuelle Besuch des Nikolaus per Video - diese Möglichkeit bietet Tobsch tatsächlich online an - sei nicht nachgefragt worden.

Schon im Sommer sei klar gewesen, dass es in diesem Jahr wohl nichts wird mit der Nikolaus-Vermittlung. "Als der zweite Lockdown kam, war das dann ganz passé", berichtet Tobsch. An Weihnachten darf zwar mit zehn Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis gefeiert werden, für den 6. Dezember aber gilt: Fünf Personen, zwei Haushalte, Kinder unter 14 Jahren ausgenommen. Das Risiko, dass der Nikolaus dann der dritte Haushalt, die sechste Person oder gar ein Superspreader wäre, ist für Günter Tobsch zu hoch. Vom Krampus ganz zu schweigen. "Das ist es nicht wert. Wenn ich 100 Euro einnehme, aber mehrere tausend Euro Strafe zahlen muss, lohnt sich das einfach nicht."

Laut einem Sprecher des Kreisverwaltungsreferats ist das Buchen von Nikoläusen als Dienstleistung zu sehen. Was in diesem Fall zu beachten sei, schreibe die Infektionsmaßnahmenschutzverordnung vor. "Da gebuchte Nikoläuse von Hausstand zu Hausstand ziehen, ist das Infektionsrisiko für alle Beteiligten gesteigert." Konkret gibt das Gesundheitsreferat vor, dass der Mindestabstand von anderthalb Metern jederzeit einzuhalten ist, Nikoläuse unter dem weißen Rauschebart eine FFP2-Maske tragen müssen und besser an der Tür stehen bleiben und nicht in die Wohnung kommen. Auch Geschenke sollten vor der Tür deponiert werden, um eine Übergabe von Hand zu Hand zu vermeiden.

Die Nikolaus-Gesellschaft Schwaben & Altbayern hat in regelmäßigen Vorstandssitzungen ein eigenes Hygienekonzept erarbeitet. Zum Schutzkonzept gehören laut Dennis Altmeier, dem Präsidenten der Nikolausgesellschaft: Der Besuch des Nikolaus findet nur im Freien statt, Eltern übergeben die Geschenke im Auftrag des Nikolaus, und Kinder dürfen dieses Jahr nicht den Stab halten. Zudem muss der Nikolaus nach jeder Familie seine Handschuhe und seine Maske wechseln und seine Hände desinfizieren. Familienevents mit mehreren Familien an einem Ort sind tabu.

Die Nikolaus-Gesellschaft hat derzeit 17 Mitglieder, davon ziehen neun als Nikolaus um die Häuser. "Von den Nikolaus-Kollegen, mit denen ich in Kontakt stehe - das sind einige mehr als im Verein -, wird dieses Jahr keiner zu Hause bleiben", erzählt Altmeier. Jeder habe für sich einen Weg gefunden, den Dienst im Einklang mit den Corona-Regeln und im Sinne des Nikolaus zu verrichten. "Dazu gehören auch Videochats oder eben der Besuch im Freien." Altmeier selbst ist seit 2012 als Nikolaus unterwegs, seit vier Jahren bildet er auch Nikolausdarsteller aus. Auch im Jahr 2020 werde er einige Familien und Kindertagesstätten besuchen. "In der Nikolauswoche nehme ich eine Woche Urlaub, um mich ganz auf die schönste Aufgabe des Jahres konzentrieren zu können."

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