30. Münchner Filmfest:Trends, Tratsch und Tragödien

Waum Melanie Griffith den falschen Blumenstrauß bekommt und Jasmin Gerat im Trend liegt: Beim Publikum kam das 30. Münchner Filmfest gut an. Und bei den Stars? Da gab es Diva-Allüren, anrührende Momente und auch einige Tragödien. Was abseits des roten Teppichs geschah.

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Verleihung des CineMerit Awards

Quelle: dapd

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Das Filmfest München kam in diesem Jahr beim Publikum gut an: Knapp 70.000 Eintrittskarten wurden nach ersten Schätzungen verkauft - fast so viele wie 2011. "Für uns stellt das einen großen Erfolg dar, weil wir weniger Filme und etwas weniger Vorstellungen hatten", sagte die neue Filmfestchefin Diana Iljine. Etwa 180 Filme aus aller Welt waren in der vergangenen Woche zu sehen - darunter viele Kino- und Fernsehproduktionen aus Deutschland. Zum Abschluss am Samstag gab noch einige Preise, darunter den mit 30.000 Euro dotierten Arri-Preis für den besten ausländischen Film: "La Pirouge" von Moussa Touré über Flüchtlinge, die es von Senegal aus in einem Fischerboot nach Europa schaffen wollen. Und natürlich gab es auch wieder einige Trends, viel Tratsch und auch ein paar Tragödien beim 30. Münchner Filmfest.

Zum Glück ist Melanie Griffith am Dienstagabend offenbar noch zu sehr gerührt, um den Fauxpas zu bemerken. Die Schauspielerin hat gerade eine hymnische Lobrede von Regisseur Dominik Graf gehört, sich Tränen aus dem Gesicht gewischt und anschließend ihre Cinemerit-Trophäe und den Blumenstrauß strahlend hochgehalten. Sie blickt auf die begeisterten Gäste im Carl-Orff-Saal und nicht auf die Blumen. Das ist gut so, denn die roten Rosen sind umrandet von gelbem Beiwerk. Gelb! Wo Griffith die Farbe nicht ausstehen kann. Da mussten vor ihrem Besuch sogar eigens die Blumenarrangements im Hotelzimmer ausgetauscht werden. Herrlich, dass es solche Diva-Allüren noch gibt.

Text: cro

Filmfest München - Movie meets Media

Quelle: dpa

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Um sich in einem Fotografenpulk durchzusetzen und die Aufmerksamkeit der Prominenten zu erhalten, muss man brüllen und drängeln. So lange, bis der Mensch an der Fotowand einem für einen kurzen Moment genau in die Linse schaut. Wenn dann mehrere der sogenannten Fotocalls hintereinander anstehen, kommt es manchmal zu Verwirrungen. So wie bei einem Kollegen am Montagabend, bei der "Movie Meets Media"-Einladung im P1. Als nach dem halbnackten Model Papis Loveday noch eine Halbbekanntheit vorbeistöckelt und sich in Pose wirft, ruft er: "Hier außen! Quatsch. Hier oben! Hier oben!" Sofort kippt die Stimmung. Statt sich gegenseitig niederzubrüllen, entsteht für ein paar Momente ein lustiges Miteinander. "Jetzt mal unanständig!", ruft der Nebenmann und grinst, "einmal anständig geradeaus!" ist der Konter, und dem Kollegen von "hier oben" ist es jetzt ohnehin schon egal, "jetzt einmal daneben!" wirft er ein. Das Stöckelmodelbild wird eh kein Mensch drucken. Da kann man auch mal etwas Spaß haben.

Text: cro

Ehemalige Bayern-Kaserne in München, 2012

Quelle: Florian Peljak

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Beim Filmemachen geht es nicht nur um Glanz und Schönheit, sondern auch ums Abbilden bitterer Wahrheiten. Und so stehen bei einem Festival nicht alle andauernd nur auf roten Teppichen herum. Regisseur Moussa Touré zum Beispiel, ein Star in seiner Heimat Senegal, hat seinen Film "La Pirogue" über afrikanische Bootsflüchtlinge vorgestellt und die Gelegenheit genutzt, seine asylsuchenden Landsleute in München zu besuchen. Viele der 40 Menschen, die in der Bayernkaserne (Foto) untergebracht sind, haben eine ganz ähnliche Flucht hinter sich, wie Touré sie schildert. Er traf sie bei einem Benefizkonzert, aus dessen Erlös Trommeln für die Musiker unter ihnen gekauft werden sollen. "Äußerlich geht es ihnen gut, aber im Inneren sind sie tief traurig", sagt Touré nach der Begegnung.

Text: her

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Quelle: Catherina Hess

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Patrick Huard (rechts) spielt in "Starbuck" einen Mann, der plötzlich erfährt, dass er dank seiner Samenspenden Vater von erwachsenen 533 Kindern ist. Die frankokanadische Komödie hat zur Eröffnung viele Zuschauer ebenso gerührt wie amüsiert. Der tragischste Moment des Films ist auf der Leinwand aber unsichtbar: Huard hat seinen eigenen Vater, zwei Wochen bevor der Film fertig war, verloren. "Für mich war das ungeheuer schlimm", sagt der gefeierte Autor und Komödiant. "Wie mein Vater mich angesehen hat, mit genau dieser Liebe im Blick, habe ich versucht, als Starbuck meine Kinder im Film anzusehen. Dass er meine Verbeugung vor ihm nicht mehr sehen konnte, trifft mich schwer."

Text: her

Renaudot-Peis 2009 für Frederic Beigbeder

Quelle: dpa

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Der Franzose Frédéric Beigbeder (Archivbild) ist schon wahnsinnig lässig und offenbar ein Typ, den Frauen prinzipiell interessant finden - sonst säßen am Donnerstagabend nicht so viele weibliche Fans im Kinosaal. Den Bart trägt er im Stil eines Dandys, das Hemd hat er übertrieben weit geöffnet, als er im Cinemaxx über seine Romanverfilmung "Das verflixte dritte Jahr" plaudert. "Ich hoffe, Sie werfen nach der Aufführung nicht mit Tomaten nach mir." Keine Sorge: Dafür ist die Beziehungskomödie einfach zu sommerlich-heiter, zu temporeich und zu verspielt - das hätte man dem einstigen Zyniker Beigbeder, der mit einem Buch über koksende Werber ("39,90") berühmt wurde, gar nicht zugetraut. Eine halbe Stunde lang unterhält er das Publikum mit Anekdoten aus seinem Doppelleben als Regisseur und Romancier. Ironie des Abends: Die junge Übersetzerin an seiner Seite ist genauso geistreich und hübsch wie die Hauptdarstellerin im Film, nur ein wenig schüchterner. Am Ende hat Beigbeder noch einen Wunsch: "Machen Sie mir jetzt noch ein Kompliment!"

Die Berliner Mauer ist weg, "es lebe die Münchner Sex-Mauer!": Frédéric Beigbeder entdeckt sie auf später Clubtour, im Heart Club in der Alten Börse. Ein Glück, dass dort wenigstens ein bisserl was los ist an diesem typischen gähn-langweiligen späten Münchner Donnerstagabend. Beigbeder selber, in Frankreich so bekannt wie Mick Jagger, blieb dort freilich völlig unerkannt.

Text: chrm/her

Filmfest München - Filmpremiere 'Der Bernd'

Quelle: dpa

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Noch eine Premierenfeier am Donnerstag, dieses Mal im Baader Café. "In den besten Familien" heißt der ZDF-Fernsehfilm von Rainer Kaufmann. Es geht auch abseits der Produktion sehr vertraut zu, es werden Notenblätter ausgeteilt. Notenblätter? Ja, hier wird nicht nur getrunken: Die Schauspieler Sophie von Kessel, Friedrich von Thun, Mišel Maticevic und Anneke Schwabe singen "Fly me to the Moon" von Frank Sinatra, die Band spielt im Baader die gesamte Filmmusik noch einmal live. Sieht so aus, als hätten sich hier alle so lieb, dass sie gleich den nächsten Film zusammendrehen wollen.

Prominente Festivalgäste wie Schauspielerin Hannelore Elsner und Regisseurin Doris Dörrie (von links) führen während des Filmfests ein Insektenleben: Nachtfaltergleich schlüpfen sie bei jedem Auftritt aus einem neuen Kokon, die Fotografen hängen an ihnen wie Fliegen.

Text: chrm/grü

Filmfest München - Shocking Shorts Award

Quelle: dpa

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Am Dienstag bei der Verleihung des Shocking Shorts Awards im Tivoli-Wasserkraftwerk an der Isar wartet dann eine neue Herausforderung, auch für Regisseur und Jury-Mitglied Dieter Wedel: Eine Mückenplage! Zum Glück verteilen die Gastgeber sofort Insektenschutzbänder.

Filmfest München - Empfang FFF Bayern

Quelle: dpa

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David Garrett, der blonde Geiger, macht beim Empfang des Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF) am Donnerstagmittag auf der Praterinsel vor, wie man schnell Kontakte knüpft, Speed-Networking. Er sagt zu Klaus Schaefer, dem FFF-Chef, mit perfekt gespielter Überraschung: "Ach, Sie spielen ja Cello, dann können wir doch mal zusammen spielen." Ach, wie schön.

Text: cro

Shocking Shorts Award, Tivoli-Kraftwerk

Quelle: Florian Peljak

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"Sind Sie von der Stasi?" Die Reporter-Kollegin mustert einen abschätzig und starrt auf den Notizblock. "Nein, ich hatte eine glückliche bayerische Kindheit", antwortet man. Neben der Reporterin steht der Schauspieler Alexander Fehling, er diktiert DDR-Kindheitserinnerungen in ihr Mikro. Seine Frisur ist makellos, das Hemd lässig, Freundin Peri Baumeister (links) eine Augenweide. Fehling will im DDR-Drama "Wir wollten aufs Meer" ebendort hin, die Stasi weiß das aber zu verhindern. Da kommt Ronald Zehrfeld, auch er stammt aus der DDR, auch er leidet im Film unter der Stasi. Müßig zu sagen, dass auch er super aussieht. Dann schweift der Blick auf Zehrfelds Füße: Der Schauspieler trägt Jesuslatschen! Egal ob in Ost oder West: Die Modepolizei ist überall unterwegs.

Text: grü

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Quelle: Robert Haas

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Und der Sieger am Buffet in diesem Jahr? Ganz klar: Tomate-Mozzarella-Spieß. Fast bei jedem Empfang, auch beim ZDF am Dienstag im H'ugo's mit Jasmin Gerat, wird der weiß-rote Klassiker gereicht. Allerdings hat 2012 ein anderer Spieß aufgeholt, der mit Fleischbällchen. Ob als bayerisches Pflanzerl oder exotisch scharf - das gibt im nächsten Jahr ein enges Rennen. Ähnlich oft sind nur Pfefferminzdrops, was man halt so braucht zum Netzwerken. Einmalig und damit am Ende der Liste liegt die Variante: Schokomüsli im Champagnerkübel, gesehen ebenfalls im H'ugo's.

Text: cro

© SZ vom 7./8.7.2012/afis
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