Süddeutsche Zeitung

29. Open Art:Im Labyrinth der Farben

Bei der diesjährigen Ausgabe der Open Art blicken zahlreiche Galeristen in die Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre zurück.

Von Jürgen Moises

Als Maria Lassnig 1968 nach New York zog, nahm man ihre Gemälde dort als seltsam und morbide wahr. Mit der Folge, dass sich die österreichische Künstlerin in einer Siebdruckklasse am Pratt Institute in Brooklyn einschrieb.

Der Siebdruck war dank der Pop Art ziemlich populär, und er sollte Lassnig helfen, ihre bis dahin entwickelten, körperbewussten Themen in neuer Form zu präsentieren. Auch mit dem Zeichentrickfilm begann die Österreicherin im Jahr 1970 in New York zu experimentieren.

In der Galerie Barbara Gross sind ab 8. September ausgesuchte Beispiele ihrer selten gezeigten Trickfilme und Siebdrucke zu sehen. Und man könnte sie insofern als typisch für die 29. Open Art betrachten, als auch zahlreiche andere Galerieausstellungen in die Fünfziger, Sechziger- und Siebzigerjahre zurückweisen. So rückt etwa die Galerie Bernd Dürr mit Jürgen von Hündeberg und Walter Raum zwei Münchner Vertreter der "Avantgarde der 50er/60er Jahre" in den Blick, Christoph Dürr zeigt Bilder von Ernst Geitlinger aus derselben Zeit und Braun-Falco stellt Radierungen von Ad Reinhard aus dem Jahr 1966 aus.

Die Galerie Biedermann präsentiert Gemälde von Michael Goldberg, der mit abstrakt-expressionistischen Arbeiten in den 1950ern reüssierte, und bei Maulberger sind unter dem Titel "Black meets white" Werke von Künstlern wie Geiger, Piene oder Uecker aus den Sechzigern und Siebzigern zu sehen, die die Aussagekraft der Farbpole Schwarz und Schweiß in beeindruckender Vielfalt thematisieren.

Nun darf man annehmen, dass diese kunsthistorische Verdichtung nur ein Zufall ist. Aber man hofft eben wie jedes Jahr beim Kunstwochenende der Galerien, dass sich irgendwo stilistische, thematische oder historische Schneisen auftun, die einen durch das Dickicht aus rund 65 Ausstellungen führen. Damit man sich nicht wie die schwarze Figur auf dem hier abgebildeten Bild von Martin Assig im bunten Farbenlabyrinth verliert.

Ein geeignetes Gegenmittel sind auch die Rundgänge, die am Samstag und Sonntag in 90 Minuten jeweils durch vier bis fünf Galerien führen, oder die Sofas von Angela Clemens. Die Künstlerin wird diese vor einigen Galerien aufstellen, damit man dort Muße, Kraft oder interessante Gesprächspartner findet.

29. Open Art, Fr. bis So., 8. bis 10. Sep. (Fr., 16 Uhr, Eröffnung im Espace Louis Vuitton, Maximilianstr. 2a), Infos unter www.openart.biz

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SZ EXTRA vom 07.09.2017/amm
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