Wiesn-Attraktion Höllenblitz:Wo die Hölle blitzt

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Eine Indoor-Achterbahn mit 42 Gondeln, 860 Metern Schienen und 80 Stundenkilometern: Im neuesten Fahrgeschäft wird es dem Gast heiß.

Claudia Wessel

Das Höllenfeuer verbirgt sich in einem blauen Stahlschrank. Dieser steht hinter dem Fahrgeschäft und wird von Inhaber Klaus Renoldi immer streng verschlossen. In vier jeweils 33 Kilogramm Flüssiggas fassenden Flaschen befindet sich das Gas, das während des Betriebs des "Höllenblitzes" durch eine Schlauchleitung an die Feuerwand geleitet und dort entzündet wird. An diesen Flammen sausen die Insassen der wild drehenden Gondeln dann vorbei - und sie spüren durchaus die Hitze der Hölle.

Der "Höllenblitz", eigentlich eine Goldmine, in die man von Goldgräber Rusty - er sitzt im ersten Wagen der Indoor-Achterbahn - hineingeleitet wird, ist neu auf der Wiesn. Manchen mag die Bahn zwar bekannt vorkommen. Begrüßte nicht hier einst ein überdimensionaler King Kong die Besucher? Renoldi hat jedoch sowohl Innenleben als auch Fassaden umgestaltet und auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

64 Antriebsmotorenpaare hat die Bahn: Jeweils zwei kleine Räder, die in den Schienen liegen und die Wagen auf Trab bringen. Jeder einzelne ist in der neuen Bahn mit dem Elektrocontainer im Inneren des "Höllenblitzes" verbunden. Durch diese Sicherheitsmaßnahme kann man einzelne Räderpaare oder auch nur den Motor eines Rades abschalten, und die Bahn kann trotzdem noch weiterfahren.

"Wir haben ohnehin mehr Antriebspaare eingebaut, als der TÜV verlangt", sagt Renoldi; er ist die sechste Generation in der Schaustellerfamilie. Wenn nun beispielsweise Feuchtigkeit in eines der Antriebspaare kommt, fliegt die Sicherung für dieses eine Paar raus, im Fahrerstand leuchtet eine Lampe auf.

Jeden Morgen gibt es eine Probefahrt auf den 860 Meter Schienen, über die die Gondeln mit einer Spitzengeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern fahren. Die Gondeln drehen sich je nach Fliehkraft - wer "Pech" hat, oder auch Glück, verpasst das etwa drei Meter entfernte Höllenfeuer, weil die Gondel gerade falsch herum steht.

"Ähnlich wie bei der Deutschen Bahn haben wir ein Blocksystem", erklärt Renoldi. Es können drei Zügen gleichzeitig fahren, jeder hat 14 Gondeln und kann 28 Personen aufnehmen. Der Fahrtweg ist in fünf Abschnitte eingeteilt. "Kein Zug verlässt seinen Abschnitt, ohne zu fragen, ob er freie Bahn hat." Diese "Frage" ist natürlich computergesteuert. Doch selbst, wenn die Elektronik einmal versagen sollte, gäbe es immer mehrere Sicherheitsfunktionen.

"An kritischen Stellen gibt es bis zu fünf Absicherungen." Diese lebenswichtige Elektronik, aber auch die Steuerung der Lichteffekte und der Figuren Ötzi und Rusty, die vor dem Höllenblitz stehen, verbirgt sich im Elektrocontainer: einem simplen Bauwagen inmitten der Mine, in dem sich Schalter über Schalter in den Stahlschränken verbergen. Hier dürfen nur die Insider Hand anlegen. Dann kann eigentlich gar nichts schief gehen.

© SZ vom 21.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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