Werksviertel:Was von der Kultfabrik übrigbleibt

Kann man jetzt, wo die Bagger angerollt sind, auf dem einst legendären Partyareal am Ostbahnhof überhaupt noch feiern gehen? Welche Clubs geöffnet bleiben.

Von Laura Kaufmann

Nostalgisch war die Stimmung schon, sagt Otec-Sprecher Markus Wiegand, als diese Woche mit den Abrissarbeiten am Werk 2 begonnen wurde. Die Otec-GmbH ist die Firma von Werner Eckart, Enkel des Pfanni-Werke-Gründers, und somit verantwortlich für das Treiben auf dem ehemaligen Areal der Pfanni-Fabrik. Ein paar Kunstpark-Urgesteine seien dagewesen, man habe sich an legendäre Räusche erinnert. Babylon, Milchbar und Starskys waren in dem Gebäudekomplex Werk 2 beheimatet, das Roses, das Apartment 11. Aber die Nightlife-Zwischennutzung, die 1996 mit dem Kunstpark startete, sei nun eben in der Auflösung begriffen.

Mit dem Abriss des Werk 2, das früher 35 Jahre lang Pfannis Kartoffelpüreeproduktion beheimatete, ist der erste sichtbare Schritt Richtung Konzertsaal gemacht. Auf dem Gelände ist Baustelle, und das wird noch eine Weile so bleiben.

Das heißt aber nicht, dass dort nun tagsüber die Bagger regieren und das legendäre Feierareal nachts brach liegt. Im "Living4", im "Willenlos", im "Schlagergarten", im "Americanos" und im "New York Tabledance" läuft der Betrieb wie gewohnt weiter. Auch in der Tonhalle finden alle Konzerte wie geplant statt. Sie wird im Werksviertel verankert werden wie das Technikum, in dem im Juni beispielsweise Josef Hader auftritt. Die Nachtkantine, eine klassische Nachtgastronomie seit Kunstparkzeiten, darf ebenfalls bleiben.

Nebenan in den Optimolwerken, die eines Tages auch im Werksviertel aufgehen werden, ist Zusperren noch kein Thema: Der "Bullitt Club" etwa oder die "Tante Erna" mit ihrem elektronischen Line-Up ziehen dort nach wie vor Nachtschwärmer an.

Wer also gern am Ostbahnhof feiern ging, kann das nach wie vor - auch wenn das Gelände seit Silvester nicht mehr offiziell Kultfabrik heißt und und einige Clubs zum Jahreswechsel ihre letzte Party schmissen, der Q-Club etwa.

Von Juli an wird am neuen Eingang zum Werksviertel, an der Atelierstraße, eine Containerstadt entstehen, eine "Pop-Up-City" mit einer Mischung aus Gastro und Kunst, Handel und Musik. Ein Mix, wie er sich schlussendlich durch das ganze Werksviertel ziehen soll. "Das Gelände ist im Wandel, in einem sehr positiven und spannenden", sagt Markus Wiegand. Nachtleben soll im Werksviertel nach wie vor stattfinden. Aber anders als zuvor, weniger dominant. Das Groß der Partykaravane ist sowieso längst weitergezogen. Zur Sonnenstraße.

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