Einkaufen in der Innenstadt:Nur Krawatten mit Weihnachtssymbolen will niemand

Einkaufen in der Innenstadt: Elisabeth Maier merkt in ihrem Krawattenladen nicht sehr viel vom Weihnachtstrubel.

Elisabeth Maier merkt in ihrem Krawattenladen nicht sehr viel vom Weihnachtstrubel.

(Foto: Catherina Hess)

Ansonsten machen nicht nur große Kaufhäuser und Elektromärkte am Adventswochenende gute Geschäfte, sondern auch kleine Händler und Standbetreiber.

Von Philipp Crone

25 Kilo Mandeln

Am Samstag um zehn Uhr bauen die Mandelverkäufer ihre Stände in der Fußgängerzone auf, zum Beispiel die beiden gegenüber vom Saturn. Die Sache ist relativ klar: An einem guten Tag verkauft man hier 25 Kilo gebrannte Mandeln, sagt einer der Betreiber. Die machen noch immer den allergrößten Anteil aus. 90 Prozent, vermutet seine Mitarbeiterin. Dabei sind derzeit auch viele Touristen unterwegs, und die haben oft andere Vorlieben. "Russen wollen immer Walnüsse, Amerikaner Cashew-Nüsse", sagt der Mann. Natürlich auch gebrannt. Und die "Ur-Bayern", die fragen nach gebrannten Erdnüssen. Insgesamt ist der Betreiber an einem Samstag wie diesem 16 Stunden auf den Beinen, um seine Mandeln an den Mann zu bringen. 25 Kilo, "dazu kommen dann aber natürlich auch noch 25 Kilo Zucker".

Zehn Krawatten

Wenn Elisabeth Maier in ihrem Krawattenladen einen guten Tag hat, dann bedeutet das: "Zehn Krawatten, acht Fliegen und zehn Einstecktücher." Das Fachgeschäft liegt zwar nahe bei der Fußgängerzone, aber man findet es nicht, wenn man nicht danach sucht. Zu den großen Krawattenzeiten in den Achtzigerjahren verkaufte sie an einem Adventssamstag mindestens 30 Stück, "mittlerweile sind vor allem Einstecktücher in". Und bei den Farben sei rot nicht unbedingt die Farbe der Weihnachtszeit, "das bilde ich mir wahrscheinlich eher ein". Krawatten mit Weihnachtssymbolen seien ohnehin total aus der Mode gekommen. "Die rote mit den kleinen Christbäumen drauf, da habe ich bislang eine einzige verkauft."

1000 verschwundene Tassen

Mit tausend verkauften Tassen Glühwein käme Erich Hochreiter nicht gerade gut hin an so einem Samstag. Er verkauft ein Vielfaches davon. Aber es seien allein tausend Tassen, sagt er, die seine Kunden am Stand in der Fußgängerzone einfach mitnehmen, trotz vier Euro Pfand. Hochreiter lächelt. Der Tassenschwund ist einkalkuliert. "Es ist eben ein schönes Souvenir, mit Bild und der Jahreszahl drauf." Wenn er seinen Tassenvorrat gut berechnet, dann kommt er nach den vier Wochen Weihnachtsmarkt genau so raus, dass er am Ende noch welche hat. "Die letzten Tage nehme ich dann nur noch welche ohne Jahreszahl, die bleiben eher da." 80 Prozent seiner Kunden bringen die Tasse zurück, 70 Prozent kaufen den ganz normalen Glühwein, der Rest sind nicht-alkoholische Varianten und Spezial-Angebote. Regelmäßig füllt Hochreiter den Tank auf, sein Bus mit dem Vorratstank parkt in der Nähe. Bei 0,2 Liter pro Tasse kommt man bei seinem Stand an einem guten Tag dann schon mal auf eine beeindruckende Menge von 1000 Liter Glühwein.

Fünf Kilo Maroni

Bei den Maroni-Ständen herrscht in München leichte Geheimniskrämerei, was die Zahlen angeht. Manchmal, sagt eine Verkäuferin in ihrem Stand vor dem Sport-Scheck-Haupteingang, verkaufe sie drei Stunden nichts. Das passiert allerdings selten und eher mal an einem Vormittag, denn die Maroni seien eher ein Nachmittagssnack. Manchmal aber verkauft sie in drei Stunden auch fünf Kilo, also ein halbes Vorratsnetz. Dann käme man bei einem Samstagseinsatz von zehn bis 21 Uhr auf knapp 20 Kilo. Wichtig ist die richtige Temperatur. Nicht der Maroni, die müssen heiß und durch sein, sondern die Außentemperatur. "Wenn es zu warm ist", sagt eine Verkäuferin an der Theatinerstraße, kauft keiner, "und wenn es zu kalt ist, kauft auch kaum jemand." Warum? "Weil die Leute dann ihre Handschuhe nicht ausziehen wollen zum Essen."

160 Christbäume

Christoph Wildmoser, 22, Statur eines Baumfällers, sieht sich am Samstagmittag einmal kurz um. Da stehen um ihn herum Nordmanntannen in allen Größen, und vorne bei der Auslage zur Theatinerkirche stehen Adventskränze und kleine Baumarrangements. "An einem guten Tag verkaufen wir zwischen 100 und 160 Bäume", sagt Wildmoser. Der Rekord habe an einem Vorweihnachtssamstag mal bei 250 gelegen. "Die meisten Münchner kaufen dann die Größe zwischen 1,80 Metern und 2,20 Metern, was eben in eine Wohnung passt." Frische Ware bekommt man hier, also maximal sieben Tage vorher in der Baum-Plantage bei Freising geschlagen. Eine 1,80-Meter-Tanne kostet dann etwa 50 Euro, es gibt aber auch Bäume bis zu vier Metern Höhe.

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