Viertel-Stunde:Für Kirche und Krone

Viertel-Stunde: In diesem Haus an der Geroltstraße lebte die Familie Zott.

In diesem Haus an der Geroltstraße lebte die Familie Zott.

(Foto: Catherina Hess)

Joseph Zott, Widerstandskämpfer und Mitglied im Harnier-Kreis, wurde 1945 hingerichtet. Demnächst soll eine Tafel an seinem einstigen Wohnhaus an ihn erinnern

Kolumne Von Andrea Schlaier

Am Ende saß womöglich auch ein Spitzel der Gestapo unerkannt mit am Tisch von Joseph Zott. In seiner Wohnung an der Geroltstraße 24 auf der Schwanthalerhöhe, wo er mit seiner Frau Bettina lebte, traf sich der gläubige Katholik mit anderen führenden Kräften der monarchistischen Widerstandsgruppe um Adolf von Harnier. Zott, städtischer Bauaufseher, hatte sich 1935 dem Kreis angeschlossen. "Ziel war es", schreibt der Historiker und Autor Friedbert Mühldorfer, "möglichst in ganz Bayern ein Netz von verlässlichen Gesinnungsfreunden aufzubauen und Informationen weiterzuleiten". Beim 1901 in München geborenen Zott hätten sozialpolitische Überlegungen in der Tradition der katholischen Soziallehre und des christlichen Sozialismus' eine wichtige Rolle gespielt.

Nach Zotts Ideen sollte eine künftige bayerische Monarchie Teil eines Staatenbunds auf christlicher Grundlage sein und die Arbeiterschaft weitgehende Mitbestimmung erhalten. Im Unterschied zu vielen seiner Mitstreitern wollte er das nationalsozialistische Regime bekämpfen, entwarf Flugblätter und suchte den Kontakt zum sozialdemokratischen und kommunistischen Untergrund. Aber es ging nicht lange gut. Die Gestapo hatte Spitzel eingeschleust. Am 3. August 1939 wurde Zott verhaftet; innerhalb von 14 Tagen folgten mehr als 120 weitere Mitglieder des Harnier-Kreises.

Joseph Zott, so schildert es Historiker Mühldorfer, wurde zunächst in die Ettstraße gebracht und am selben Tag zur Gestapo ins Wittelsbacher Palais zu Verhören, bei denen er gefoltert wurde. Am 26. Oktober 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof in Berlin wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode. Am 15. Januar 1945 wurde Zott um 13.10 Uhr im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet. Seine Urne ist auf dem Münchner Westfriedhof beigesetzt. Die Stadt gedenkt ihres Widerstandskämpfers Joseph Zott am Samstag, 26. Januar, in einer kleinen Feier. Um 15 Uhr installiert der SPD-Stadtrat der Schwanthalerhöhe, Gerhard Mayer, in Vertretung des Oberbürgermeisters eine Tafel als Erinnerung am einstigen Wohnhaus der Zotts an der Geroltstraße 24.

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