Umzug:Löwenbräu soll historischen Stammsitz verlassen - und zu Spaten ziehen

Umzug: Seit 1826 braut Löwenbräu sein Bier auf dem Areal an der Nymphenburger und der Sandstraße.

Seit 1826 braut Löwenbräu sein Bier auf dem Areal an der Nymphenburger und der Sandstraße.

(Foto: Robert Haas)
  • Löwenbräu soll seinen historischen Stammsitz in der Münchner Maxvorstadt verlassen und nebenan bei Spaten unterkommen.
  • Auf dem dann freien Areal sollen Wohnungen enstehen, diesen Plan hat der Ex-Brauerei-Besitzer Jobst Kayser-Eichberg entwickelt.
  • Einen Teilumzug gab es schon: Auf der alten Abfüllerei stehen heute die Nymphenburger Höfe.

Von Anna Hoben

Wo heute noch Bier gebraut wird, könnten in einigen Jahren Wohnungen in bester Lage entstehen - und Löwenbräu fände Unterschlupf bei Spaten. Es gibt Überlegungen, die Löwenbräu-Brauerei an der Nymphenburger Straße komplett auf das angrenzende Gelände der Spaten-Franziskaner-Brauerei an der Marsstraße zu verlagern. Insgesamt 75 000 Quadratmeter groß sind die beiden Grundstücke. Ein Drittel davon würde mit einem Umzug frei.

Ein Areal, auf dem Jobst Kayser-Eichberg Wohnungen bauen möchte. Der 76-Jährige sitzt dem Aufsichtsrat der Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA vor. Ihr gehört der Grund, auf dem die Brauereien der Spaten-Löwenbräu-Gruppe stehen. "Es ist noch ein langer Weg, aber es gibt Pläne", sagt der Unternehmer. Pläne, die offenbar langsam konkreter werden und an denen er zusammen mit Anheuser Busch InBev tüftelt. Dem weltgrößten Bierkonzern, der 2016 einen Jahresumsatz von 45,5 Milliarden Euro gemacht hat, gehört die Spaten-Löwenbräu-Gruppe seit 2004.

InBev, so berichtet Kayser-Eichberg, trage sich mit dem Gedanken, das Spaten-Gelände deutlich aufzurüsten. Er habe deshalb vorgeschlagen zu prüfen, ob nicht die gesamte Produktion, also auch die von Löwenbräu, auf dem Spaten-Gelände stattfinden könne. Bereits heute gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Brauereien. Auf dem Löwenbräu-Gelände wird noch gebraut und gelagert, von da wird das Bier zu Spaten gepumpt und dort abgefüllt.

Die einzig verbliebenen Gebäude der ursprünglichen Löwenbräu-Brauerei auf dem Areal an der Karlstraße, Nymphenburger Straße und Sandstraße sind das Sudhaus und der Gärkeller sowie der denkmalgeschützte Löwenbräukeller an der Ecke Dachauer/Nymphenburger Straße. Die Gebäude der Abfüllerei wurden 2007 für den Bau der Nymphenburger Höfe abgerissen, die nicht gerade Münchens günstigste Wohnungen beherbergen.

InBev habe seinen Vorschlag "interessiert aufgegriffen und verschiedene Modelle durchgerechnet", sagt Kayser-Eichberg. "Nach Auffassung der Techniker ist das durchaus denkbar." Man müsste freilich bei Spaten ziemlich aufrüsten und auch logistisch einiges verändern.

Was auf dem dann freien Gelände entstehen soll

Die Deutschland-Zentrale von InBev in Bremen äußert sich noch zurückhaltender. "Wir sind ganz am Anfang dieses Prozesses und können noch keine Details nennen", sagt Sprecherin Claudia Hauschild. "Einen geplanten Abriss von Löwenbräu können wir nicht bestätigen." Man überlege seit Langem, wie man den Standort optimal nutzen könne. "Das ist jetzt gerade eine intensivere Phase des Überlegens", so die Sprecherin.

Der Pachtvertrag des Braukonzerns mit der Sedlmayr Grund und Immobilien für die beiden Grundstücke läuft regulär bis zum Jahr 2034. Allerdings verzehnfacht sich vom kommenden Jahr an die Pacht. Deshalb sind die Überlegungen, was danach mit dem Areal geschehen soll, nicht neu. Ein ursprünglicher Plan sah vor, dass die Brauereien bis 2018 das Areal komplett verlassen und aus München fortziehen. Das sei aber vom Tisch, sagt Kayser-Eichberg.

Umzug: Löwenbräu (blau) könnte nebenan zu Spaten ziehen (rot). Der Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz (links unten) bliebe natürlich.

Löwenbräu (blau) könnte nebenan zu Spaten ziehen (rot). Der Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz (links unten) bliebe natürlich.

(Foto: Google Maps, Bearbeitung: SZ)

Setzte man das neue Vorhaben um, könne InBev ein Drittel der Kosten sparen. Er selbst wolle auf dem dann frei gewordenen Gelände Mietwohnungen bauen, keine Eigentumswohnungen. Der Unternehmer rechnet damit, dass Umzug, Abriss und Neubau etwa zehn Jahre in Anspruch nähmen. Allerdings müssen erst noch die Europazentrale und der Hauptsitz von InBev in New York zustimmen.

Jobst Kayser-Eichberg hielt bis 2003 die Mehrheit an der Spaten-Löwenbräu-Gruppe und ist heute noch Aufsichtsratschef von Löwenbräu. Er hatte die Gruppe 1997 über einen Aktientausch erworben, im Jahr 2003 wurde sie von der belgischen Interbrew-Gruppe übernommen. Bei der Übernahme wurden alle noch verbliebenen Spaten-Immobilien aus der Gruppe herausgelöst und unter anderem in die Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA überführt; sie besitzt heute etwa 300 Immobilien allein in München.

Im Jahr 2004 schlossen sich die brasilianische AmBev und Interbrew zu Anheuser Busch InBev zusammen, heute die weltgrößte Brauereigruppe. Für sie ist Löwenbräu, vor 100 Jahren noch Deutschlands größter Bierproduzent, nur eine kleine lokale Brauerei.

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