SZenario:Frühstück bei Buschkowsky

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Uschi Glas hat mit 52 Lebensmittelboxen für vier Münchner Grundschulen angefangen, heute verteilen 1100 Helfer Frühstück an etwa 8500 Kinder. (Foto: Johannes Simon)

Uschi Glas versorgt Kinder und erhält dafür den "Prix Courage"

Von Thomas Becker, München

Klar, Günther Maria Halmer als offizieller Laudator war auch nicht schlecht, aber als Heinz Buschkowsky, der ehemalige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, über Uschi Glas spricht, da muss die Geehrte in Reihe eins ein paar Mal heftig mit den Wimpern klimpern, um Tränen der Rührung zu unterdrücken. "Eine Frau, der die Gesellschaft dankbar sein muss, dass sie sich uns gegeben hat", sagte der für seine Integrationsbemühungen mehrfach ausgezeichnete SPD-Politiker über die Frau, deren Besuch er einst sehr skeptisch gegenüberstand, wie er zugibt. Zu viele habe er schon erlebt, die am einen Tag die Welt verändern wollten - und von denen er dann nie wieder etwas gehört hat. Nicht so Uschi Glas.

Die Schauspielerin erzählte ihm von ihrem 2009 gegründeten Verein "brotZeit e.V.", der bedürftige Kinder an Grundschulen mit einem ausgewogenen Frühstück versorgt, dank der ehrenamtlichen Hilfe von Senioren, die jeden Morgen Brote schmieren. Mit 52 Lebensmittelboxen für vier Münchner Grundschulen hat Glas angefangen, heute verteilen 1100 Helfer Frühstück an etwa 8500 Kinder in 175 Schulen in acht Förderregionen, darunter auch Neukölln. Eine Initiative, für die Glas nun in der Allerheiligen-Hofkirche mit dem "Prix Courage" ausgezeichnet wird. Der vom ZDF-Magazin "ML Mona Lisa" und einer französischen Kosmetikfirma gestiftete Preis wird seit 2005 verliehen, ist mit 20 000 Euro (und weiterer Projektförderung in den folgenden Jahren) dotiert.

Viele starke Frauen sind zum Gratulieren gekommen: Katerina Jacob, Emilia Müller, Nina Ruge, Susanne Wiebe, Jutta Speidel, die Preisträgerin von 2005, und viele mehr, alle voll des Lobes für Uschi Glas: "Die ist so mit Herz auf Fleck", schwärmt Nina Ruge, "deshalb lieben die Zuschauer sie: Weil sie authentisch ist. Sie geht mit Krisen mit einer großen Würde um, ohne sich zu verstecken." Designerin Susanne Wiebe, sonst nach eigenen Angaben "kein Glas-Fan", sagt: "Was sie da erreicht hat: Hut ab! Und zu funktionieren scheint's ja auch noch, Respekt!"

Und wie es funktioniert: "Wir sehen heute schon, dass sich damit die Leistungen der Kinder verbessern", sagt Glas und kündigt an, künftig für noch mehr Frühstück sorgen zu wollen. Wie hatte Heinz Buschkowsky gesagt: "Man muss entscheiden, ob man die Fakten zur Kenntnis nimmt oder sie unter die Haut lässt." Klar, zu welcher Kategorie er Uschi Glas rechnet. Dann schaut er noch einmal hinunter zu der so eleganten wie willensstarken Frau in Reihe eins und sagt: "So was in der Politik: Da hätten wir ein paar Sorgen weniger."

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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