Supermarkt:Feneberg-Neueröffnung: "München ist für uns ein Fleischtopf"

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Der Markt ist von überschaubarer Größe, die Farbe Grün spielt bei der Innendeko eine prägende Rolle. (Foto: Catherina Hess)

Das Allgäuer Familienunternehmen behauptet sich in der umkämpften Lebensmittelbranche - und eröffnet nun seinen dritten Markt in München.

Von Stefan Mayr und Andreas Schubert

Irgendwo müssen sie ja einkaufen, die neuen und künftigen Bewohner des Wohnquartiers "Schwabinger Tor", wenn sie übers geölte Eichenparkett zu ihrer Design-Küche schlurfen, um sich mal was Gescheites zu kochen. Aber noch sind die Bauarbeiten an der Leopoldstraße nicht abgeschlossen. Dafür hat am Mittwoch schon mal ein neuer Supermarkt aufgemacht. Es ist der inzwischen dritte Münchner Markt des Allgäuer Unternehmens Feneberg.

Und wer am Eröffnungstag vorbeischaute, bekam erst mal eine weiße Rose zur Begrüßung in die Hand gedrückt. Der Markt ist von überschaubarer Größe, die Farbe Grün spielt bei der Innendeko eine prägende Rolle. Und auch Marktleiter Günther Plaschke trägt eine grüne Krawatte zum weißen Hemd. Das passt zum Feneberg-Konzept, das ein relativ umfangreiches Bio-Angebot vorsieht.

Dennoch ist Feneberg kein reiner Bio-Markt, es gibt dieselben Sachen zu kaufen wie anderswo auch. Was die Schwabinger Filiale von den anderen Feneberg-Märkten in München unterscheide, sei die Frischfisch-Theke, sonst sei alles gleich, sagt Plaschke.

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Alle Produkte des neuen Münchner Ladens sind bio, viele stammen aus der Region. Was nicht dabei ist: Fleisch.

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Früher stand am jetzigen Standort ein riesiger Metro-Markt. Heute schwäbelt es recht sympathisch an den kleinen Probierständen, die sie zwischen den Regalreihen aufgebaut haben und an denen man etwa Bio-Limonade, Bio-Käse oder Wurst verkosten kann.

Kein Wunder, einige der 14 Mitarbeiter stammen wie die Supermarktkette auch aus dem Allgäu und erklären gerne das Bio-Prinzip von Feneberg. So werden etwa alle Produkte der Bio-Eigenmarke "Von Hier" von etwa 600 Bauern produziert, einige der Hersteller lächeln in der Filiale die Kunden von großflächigen Fotos an.

Dies ist nach eigenen Angaben das Konzept des Familienunternehmens: Viele der Waren sind selbst produziert oder werden zumindest unter dem Label einer Eigenmarke selbst vermarktet. In Kempten betreibt die Feneberg Lebensmittel GmbH eine Großmetzgerei mit 200 Mitarbeitern und eine Bäckerei mit 150 Mitarbeitern. Von dort werden alle 76 Filialen beliefert, diese befinden sich längst nicht nur im Allgäu, sondern auch in Baden-Württemberg (Ulm, Ravensburg) oder Oberbayern (Garmisch-Partenkirchen, Erding). In München betreiben die Fenebergs bereits drei Filialen. "München mit seiner großen Kaufkraft ist für uns ein Fleischtopf", sagt Geschäftsführer Hannes Feneberg, 54. Er führt das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Christof, 50.

76 Filialen in Süddeutschland

Ihr Urgroßvater hatte einen Käse-Großhandel in Kempten, ihr Opa Theodor Feneberg übernahm 1933 in Kempten ein kleines Lebensmittel-Geschäft. 1955 eröffnete das Unternehmen dort nach eigenen Angaben "den ersten Supermarkt Schwabens". Im Laufe der Jahre wuchs die Firma auf 76 Filialen an, dazu kommen zahlreiche Tochterunternehmen. So betreiben die Fenebergs seit 2003 in Kempten die Veranstaltungs-Halle Bigbox Allgäu, in der regelmäßig namhafte Künstler auftreten.

So adelte Sänger Campino von den Toten Hosen die Halle einst vor 8500 Konzertbesuchern als "Europas schönstes Parkhaus". 2013 eröffneten die Fenebergs direkt daneben das Bigbox-Viersterne-Hotel mit 124 Zimmern. Zum Konzern gehört die Augsburger Metzgerei-Kette Reiter. Insgesamt beschäftigen die Fenebergs mehr als 3000 Menschen. Angaben zu Umsatz und Gewinn macht Hannes Feneberg nicht. Laut Handelsregister wies das Unternehmen im Geschäftsjahr 2013/2014 einen Umsatz von 363 Millionen Euro aus, bei einem Bilanzgewinn von 14 Millionen Euro.

Wie ein Familienunternehmen in der hart umkämpften Lebensmittelbranche gegen die großen Konzerne wie Rewe, Edeka, Lidl und Aldi bestehen kann? "Es gibt da ein Sprichwort", sagt Hannes Feneberg lächelnd, "je größer die Elefanten, desto besser können die Kleinen zwischen ihren Füßen herumlaufen." Mit der Marke "VonHier" setze Feneberg auf die "Kombination Bio und Regional", diese könnten die großen Konkurrenten "ganz, ganz schlecht nachmachen", sagt Feneberg.

Auch ihre Fertiggerichte stellen die Kemptener selbst her - und verkaufen sie unter dem Markennamen Gourmella. Die Produktion aus eigener Hand sei in dem harten Konkurrenzkampf ein großer Vorteil, sagt Hannes Feneberg. Man versuche ganz bewusst, sich von den Discountern durch Regionalität und Qualität abzusetzen. Dies werde durch die immer bewusster einkaufende Kundschaft gewürdigt - auch und vor allem in Städten wie München.

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Fenebergs Expansionslust ist noch längst nicht befriedigt, auch wenn sich Hannes Feneberg vordergründig bescheiden gibt: "Wir entwickeln uns vorsichtig weiter", sagt er. "Wenn sich in München eine Gelegenheit ergibt, greifen wir zu."

Was die Fenebergs unter vorsichtiger Weiterentwicklung verstehen, verdeutlicht ihre neueste Übernahme: Vergangenes Jahr wurde das Startup-Unternehmen Freshfoods GmbH geschluckt. Dieses betreibt in der City ein eigenes Frischelager und verkauft seine Lebensmittel via Internet. Mit vier knallgrünen Kühl-Lieferwagen wird im Stadtgebiet ausgeliefert, auch wenn dieses Geschäft noch keine Gewinne abwirft. "Wir lernen täglich dazu", sagt Hannes Feneberg, "aber wenn irgendwann der Zug mit den großen Anbietern rollt, dann springt man als Kleiner nicht mehr auf."

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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