MVG:Die MVG braucht dringend U-Bahnen - doch die stehen im Depot

Neue U-Bahn mit Türbeleuchtung in München, 2016

Die MVG kann die neuen U-Bahnen des Typs C2 (mit Türkantenbeleuchtung) aktuell nicht einsetzen.

(Foto: Florian Peljak)
  • Die MVG hat vor Jahren bei Siemens U-Bahnen des Typs C2 bestellt. 2013 sollten sie bereits eingesetzt werden.
  • Daraus wurde nichts, weil sie keine Zulassung bekamen. Die technische Aufsicht bezweifelte, dass die Bahnen in Tunneln und an Bahnsteigen exakt Platz hatten.
  • Dieses Problem ist behoben, doch nun liegt ein neuer Defekt vor. Bislang konnte die MVG den aber nicht beheben.

Von Andreas Schubert

In der Chronik der Münchner Verkehrsgesellschaft wird in ferner Zukunft vielleicht ein eigenes Kapitel den U-Bahnen des Typs C2 gewidmet werden. Mögliche Arbeitstitel "Unendliche Geschichte" oder "Oh mei, C2". Denn schon wieder gibt es Ärger mit den neuen Zügen.

Seit Ende September stehen die U-Bahnen im Depot und dürfen nicht auf die Schiene. Sieben Stück von zwölf bisher gelieferten waren seit Mai im Einsatz auf der U 6. Und jetzt warten sie schon wieder auf ihren Einsatz.

Dafür gibt es laut MVG zwei Gründe: Der eine ist, dass die Wartung der Züge offenbar nicht ordentlich dokumentiert wurde. Dieses Problem sei inzwischen behoben, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Das zweite Problem allerdings bereitet den MVG-Technikern Kopfzerbrechen. Die Stromabnehmer der Züge fallen immer wieder aus. Grund dafür seien elektrische Überschläge, die aus bisher unerfindlichen Gründen immer wieder aufgetreten sind.

Während Trambahnen mit Oberleitung fahren, bekommen U-Bahnen ihren Strom aus einer Schiene neben dem Gleis. Es könnte an der Infrastruktur im Tunnel liegen, aber bisher hat die MVG den Fehler noch nicht gefunden. Dabei bräuchte sie die Züge für den täglichen Einsatz auf der viel genutzten U 6 dringend.

Dichtere Takte sind mit zu wenigen Zügen schlicht nicht möglich. "Wir fahren auf Kante genäht", sagt Korte. Wer jeden Morgen die U 6 für seinen Arbeitsweg nutzt, weiß, was das bedeutet: Es wird eng in den Bahnen. Und nicht jeder weiß diesen unfreiwilligen Kuschelfaktor ausreichend zu würdigen.

Die C2-Züge haben ein jahrelanges Zulassungsverfahren hinter sich. 2010 hatten die Stadtwerke bei Siemens 21 neue U-Bahnen für insgesamt 185 Millionen Euro bestellt. 2013 sollten die Züge bereits rollen, dann verweigerte die Regierung von Oberbayern als technische Aufsichtsbehörde die Zulassung.

Es gab Probleme mit den Türen - zudem mussten die Stadtwerke nachweisen, dass die Züge auch nach möglichen Abnutzungserscheinungen problemlos in die Röhre passen. Die Prüfer hatten befürchtet, die Züge würden irgendwann an der Bahnsteigkante entlang schrammen.

Zunächst durften die Züge nur oberirdisch zwischen Garching und Kieferngarten fahren, später erweiterte die Zulassungsbehörde die Genehmigung bis zur Münchner Freiheit. Seit das nach Aussage der MVG "theoretische" Problem mit den Bahnsteigen behoben wurde, indem an einigen U-Bahnhöfen die Bahnsteige minimal abgeschliffen wurden, dürfen die Züge auf der ganzen Linie fahren.

Wann die Züge wieder fahren dürfen, ist ungewiss

Bis zu 46 weitere C2-Züge könnten nach den Plänen der MVG in den nächsten Jahren dazukommen, 24 sind derzeit fest eingeplant. Zwischen 2019 und 2023 sollen die neuen U-Bahnen ältere Fahrzeuge ablösen und zur Taktverdichtung eingesetzt werden - nicht nur auf der Linie U 6. Schon länger ist auch vorgesehen, die C2-Bahnen auf der ebenfalls ausgelasteten Linie U 3 einzusetzen.

Auch dort mussten Bahnsteige abgeschliffen werden, damit die Regierung von Oberbayern ihre Genehmigung erteilt. Wann die bisher schon eingesetzten Züge wieder auf die Schiene dürfen, ist derzeit allerdings noch offen. Man arbeite fieberhaft an einer Lösung, sagt die MVG.

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