Private Member Club:Voll connected im Separée

Private Member Club: Münchens erster privater Mitglieder-Club, in der Alten Börse am Lenbachplatz: Das "Hearthouse" mit apricot-farben hinterleuchteten Spiegeln.

Münchens erster privater Mitglieder-Club, in der Alten Börse am Lenbachplatz: Das "Hearthouse" mit apricot-farben hinterleuchteten Spiegeln.

(Foto: Robert Haas)

In der Alten Börse am Lenbachplatz hat das "Hearthouse" eröffnet - Münchens erster Private Member Club. Ein Konzept, das mit reichlich Verspätung nach München kommt.

Von Tom Soyer

Als Phileas Fogg in seinem Club darum wettet, es "in 80 Tagen um die Welt" zu schaffen, umgeben ihn Zigarrenqualm und der Lederduft eines Londoner Old-School-Interieurs. Und auch 1890 schon haben die Einflussreicheren, die Reichen und die Wagemutigen da ihre Köpfe zusammengesteckt, haben sich zurückgezogen von der Welt draußen in ihren "Club" und in ihrer exklusiven Luxuswelt "connected", wie Ayhan Durak, Daniel Laurent und Nikias Hofmann heute sagen würden.

Die drei haben gerade Münchens "ersten Private Member Club" am Lenbachplatz gegründet: das "Hearthouse", exklusive Räume für exklusive Mitglieder. Nutzen kann sie nur, wer im Club ist oder eingeladen wird.

Eintauchen in ein dunkles, verspiegeltes Labyrinth

Dieses VIP-Konzept ist neu - allerdings nur in München: In New York und London, aber auch Berlin gibt es seit langem solche Clubs, für viele sind sie die Hotspots des dortigen Nachtlebens. Die Ursprünge reichen aber letztlich in die Londoner Herrenclubs des 19. Jahrhunderts zurück. Wer aber ins Münchner "Hearthouse", in dieses dunkle, verspiegelte Labyrinth tritt, kann alle Anklänge an Jules Vernes' muffige Roman-Clubwelt gleich hinter sich lassen: Im Hearthouse ist man einfach 126 Jahre weiter.

Das beginnt schon damit, dass in den zwei Club-Etagen in der Alten Börse ausdrücklich auch Frauen willkommen sind. Aber auch sonst gehen die drei Inhaber mit ihrem Label DNA-Gastronomie das Thema nach zweijähriger Planungs- und Vorbereitungsphase ziemlich frontal und modern an, wenn man mal von der Bibliothek im "Social Room" im zweiten Stock absieht. Dort wurde ausschließlich solche Literatur in die breite Regalwand gestellt, die über repräsentative Lederrücken verfügt. Das Licht, die Dekors, der Style - ja, ohne Anglizismen kommt das "Hearthouse" nirgends aus. Die ganze Ausstattung kann als eine sehr, sehr moderne und teils auch kühle Interpretation von Gemütlichkeit bezeichnet werden, bei der nichts dem ästhetischen Zufall überlassen wurde.

Herzförmiges Logo und ein Séparée

Ursprünglich ist die Alte Börse ja ein Neurenaissance-Prachtbau, den sich eine Bank in den Jahren 1896 bis 1898 mit Säulen-Pomp, Dach-Balustraden und einer lustig-vielgestaltigen Fensterlandschaft hingestellt hat. Von 1963 bis 2007 residierte dann die Münchner Börse dort, und inzwischen kann man dort entweder mit den Bankern der Hessischen Landesband oder einer Privatbank konferieren, sich die Zähne in einem Dentalstudio richten lassen, einen Nobelfriseur im Erdgeschoss aufsuchen - oder die öffentlichen Räume des "Heart" im Erdgeschoss besuchen, einem Restaurant mit Bar und Nachtclub.

Das "Hearthouse" in den zwei Etagen darüber ist "die logische Erweiterung", sagen die Macher, und deshalb haben sie sich auch nicht daran gestört, dass das herzförmige Logo im Zusammenhang mit einem "Member Club", wo's auch ein Séparée zu reservieren gibt, irgendwie irreführend sein könnte. Zumal man das Haus durch ein Treppenhaus und Gänge betritt, die durchgängig in Schwarz gehalten sind, teils mit apricot-farben hinterleuchteten Spiegeln.

In seiner Eröffnungsrede am Samstagabend hat auch Münchens Wirtschaftsreferent und Bürgermeister Josef Schmid (CSU) gleich die "geheimen Zimmer" angesprochen - und ins allgemeine Gelächter hinein ergänzt: "Nicht, was Sie jetzt denken . . ." Nein, natürlich nicht, denn den "Entrepreneuren des Nachtlebens", wie Schmid die drei Inhaber nennt, gehe es darum, die Münchner Kreativwirtschaft durch eine neue Begegnungsmöglichkeit zu fördern. Und bei so etwas, da sei er immer sofort mit dabei.

Schmid ist "Member Founder", wie die Hearthouse-PR-Agentur stolz verbreitet, Gründungsclubmitglied also. Laurent, Hofmann und Durak hatten ihm das Projekt im Rathaus vorgestellt. Ja, er sei Hearthouse-Mitglied. Als städtischer Top-Müßiggänger will er dennoch nicht gelten, deshalb fügt er hinzu: "Wer mich kennt weiß, dass ich die wenigste Zeit hier verbringen werde, sondern im Rathaus und auf Terminen."

Jahresmitgliedschafts gibt es ab 600 Euro

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Natalie setzte sich Josef Schmid für den Rest des Eröffnungsabends in der kreisrunden, an der Decke komplett verspiegelten "Circle Bar" fest, einem der Schmuckstücke des neuen Clubs. Dort kann man dem ehemaligen Schumann's-Barkeeper Cihan Anadologlu bei seinen Tänzchen hinter der Bar zusehen. Das ist vielleicht die größte Schau, obwohl: Das "Kitchen Restaurant", ebenfalls nur Mitgliedern vorbehalten, ist mit seiner teilverglasten Schauküche auch hervorragende optische Unterhaltung.

900 Euro kostet die Jahresmitgliedschaft, 600 für Auswärtige, 1200 für Firmen, und für Großfirmen gibt's Arrangements auf Anfrage. Wer Mitglied wird, entscheidet aber erst ein 20-köpfiges "Member Board", ein Gremium aus ausgewählten Mitgliedern. Wer von denen nicht für wert befunden wird, kann sich ja an Groucho Marx halten. Der kehrte seinem Herrenclub einst mit den Worten den Rücken, er wolle keinem Club angehören, der einen wie ihn zum Mitglied mache.

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