Polizei:Die Wiesn soll "der sicherste Platz Münchens" sein

Wiesn: Blick auf das Oktoberfest

Das Sicherheitskonzept der Polizei soll die Wiesn so sicher wie nie machen.

(Foto: Imago)
  • Mit Kameras, Hubschraubern oder Super-Recognisern will die Münchner Polizei auf dem Oktoberfest für Sicherheit sorgen.
  • Erstmals werden auch die Mitarbeiter des städtischen Kommunalen Außendiensts (KAD) im Einsatz sein.
  • Für Sicherheitsexperten besteht "weiterhin eine hohe abstrakte Gefährdung". Konkrete Hinweise auf Gefährdungen gebe es allerdings nicht.

Von Martin Bernstein

Für mehr als 40 potenzielle Wiesn-Besucher ist das Oktoberfest schon vorbei, bevor es am Samstag überhaupt beginnt. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) hat ihnen ein "Betretungsverbot" für die Theresienwiese erteilt, die Polizei hat ihnen klar gemacht, was passiert, wenn sie trotzdem von einem der 600 eingesetzten Polizisten oder einem der rund 3000 Ordner erwischt werden: Dann begehen sie Hausfriedensbruch und damit eine Straftat. So ein verbotener Wiesnbummel kann dann statt im Bierzelt schnell im Gewahrsam enden. 28 der gebannten Delinquenten haben vergangenes Jahr brutal zugeschlagen, zwölf wurden erwischt, als sie in fremde Taschen langten, in einem Fall handelt es sich um einen Sexualstraftäter. Die Polizei weiß also, nach wem sie zu suchen hat.

Und diese Suche - nicht nur nach Übeltätern vom vergangenen Jahr, sondern vor allem nach Menschen, die aktuell Verbotenes tun - wird der Polizei noch leichter gemacht als in den Vorjahren. Die Zahl der Kameras auf der Wiesn wurde um zehn auf 47 erhöht.

Der von der Polizei dezent als "Westhügel" bezeichnete Ort rauschbedingten Tiefschlafs und häufig auch von Straftaten nördlich der Bavaria wird besonders überwacht und erstmals in helles Licht getaucht. Außerdem sind 20 Beamte mit Bodycams unterwegs. Etliche der 37 Super-Recogniser, Beamte des Polizeipräsidiums, die besondere Fähigkeiten beim Wiedererkennen von Gesichtern haben, werden die Wiesn 2018 für einen Testlauf unter Ernstfallbedingungen nutzen.

Kurz: Nach Einschätzung von Marcus da Gloria Martins, dem Pressesprecher der Polizei, wird in den 16 Tagen von Samstag an die Theresienwiese "der sicherste Platz Münchens" sein. Und das, obwohl für Sicherheitsexperten "weiterhin eine hohe abstrakte Gefährdung besteht". Polizeivizepräsident Werner Feiler übersetzt das so: "Es gibt keine konkreten Hinweise auf Gefährdungen." Dass auf die Wiesn niemand kommt, der dort nichts zu suchen hat oder anderes im Schilde führt, als dort zu feiern, das sollen drei Sperrringe, Sicherheitsüberprüfungen für alle Ordner und die mehr als 3200 Lieferanten, Einlasskontrollen und ein neuer Zaun garantieren.

Die Hubschrauberstaffel der Polizei überwacht den Luftraum über dem Festgelände. In einem Gebiet mit elf Kilometern Durchmesser über der Wiesn gibt es Flugbeschränkungen, Funkkommunikation ist für ein neunmal so großes Gebiet angeordnet. Das Flugverbot gilt auch für Drohnen.

Erstmals werden die Besucher der Wiesn auf Mitarbeiter des städtischen Kommunalen Außendiensts (KAD) in ihren polizeiähnlichen Uniformen stoßen - zwar nicht auf dem Festgelände selbst, aber in den Straßen des südlichen Bahnhofsviertels, in der Paul-Heyse-Unterführung und am Stachus. Die 40 KAD-Mitarbeiter sollen Ansprechpartner für Festbesucher sein, sie sollen laut Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle aber auch bei Ordnungswidrigkeiten einschreiten, Bußgelder verhängen und Platzverweise aussprechen. Böhle: "Die Streifen werden auch darauf achten, dass sich die Gäste insbesondere nach dem Wiesnbesuch nicht selbst gefährden."

Grundlage dieser Selbstgefährdung - und auch der 241 im vergangen Jahr wiesnbedingt eingezogenen Führerscheine - ist in der Regel übermäßiger Bierkonsum. Zwar wird beim Einschenken in der Regel drauf geachtet, dass der Eichstrich der Mass das Maß des Biers bleibt. 1,5 Zentimeter weniger tun es aber offenbar auch. Zumindest reicht die "Messtoleranz" der sieben Lebensmittelüberwachungskontrolleure so weit.

In täglichen Stichproben überprüfen sie mit einem geeichten Messstab, dass zumindest 0,9 Liter Festbier in jedem Literkrug sind. Erstmals sollen die Festwirte zusätzlich eigene Kontrollen durchführen. "Zwischen Einschenken und Messen müssen mindestens vier Minuten vergangen sein", lässt das KVR zur Versuchsanordnung verlauten. Bei Verstößen werden Festwirte und Schankkellner "in die Pflicht genommen". Bußgelder gibt's aber erst bei wiederholten Verstößen.

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