München:50 000 Euro Hilfe für 211 Verletzte des Wiesnattentats

Bombenattentat beim Münchner Oktoberfest, 1980

Viele Opfer leiden bis heute unter den Folgen des Anschlags vor 39 Jahren.

(Foto: dpa)
  • Die Opfer des Oktoberfestattentats von 1980 bekommen erneut eine finanzielle Unterstützung der Stadt München.
  • Der Verwaltungs- und Personalausschuss stimmte am Mittwoch einstimmig einem Antrag zu, nochmals 50 000 Euro bereitzustellen.
  • Viele Opfer leiden mit steigendem Alter noch stärker unter den Folgen des schwersten rechtsextremen Anschlags in der Geschichte der Bundesrepublik.

Von Annette Ramelsberger

Die Bombe explodierte vor fast 39 Jahren, doch die Wunden, die sie riss, sind nicht verheilt - weder die seelischen noch die körperlichen. Im Gegenteil, je älter die mehr als 200 Verletzten des Oktoberfestanschlags von 1980 werden, desto mehr brechen die Verletzungen wieder auf. Viele spüren jetzt die Last des Traumas, das sie jahrzehntelang verdrängt haben.

Viele würden Gespräche mit Psychologen benötigen. Doch die Kosten dafür übernehmen weder das Landesversorgungsamt noch die Krankenkassen. Auch körperlich zehren die Jahre an den Opfern des Anschlags. Manche, die sich bis jetzt noch auf den Beinen halten konnten, brauchen nun Rollstühle und Rollatoren. Viele benötigen orthopädische Schuhe, die eigens angefertigt werden müssen für die von der Bombe schwer deformierten Füße. Doch selbst Schwerverletzten verweigerte das Landesversorgungsamt erst vor kurzem eine Kur, weil es sich nicht mehr zuständig fühlt.

Deshalb will die Stadt nun noch einmal 50 000 Euro zur Verfügung stellen, um den Opfern dieses größten rechtsradikalen Anschlags in der Geschichte der Bundesrepublik zu helfen - es ist nicht viel, aber zusammen mit den 50 000 Euro aus dem vergangenen Jahr doch mehr, als die Opfer jemals als Entschädigung bekommen haben. Am Mittwoch hat der Verwaltungs- und Personalausschuss des Stadtrats die Soforthilfe beschlossen, am 24. Juli muss die Vollversammlung noch zustimmen.

Ausgezahlt werden sollen die Hilfen über den Verein Before, der Opfer des Anschlags berät. Jeder Verletzte erhält maximal 5000 Euro, so wie im vergangenen Jahr. Der Fonds war sehr schnell ausgeschöpft.

Die Hilfe der Stadt ist offenbar auch eine Reaktion darauf, dass sich Bund und Land seit Jahren zurückhalten. Im Bundesjustizministerium wird noch immer über Hilfen für die Anschlagsopfer beraten - seit fast einem Jahr. Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte sich persönlich an die Regierung in Berlin gewandt.

Die Fonds, die es dort gibt, gelten erst für Menschen, die nach 1990 Opfer eines terroristischen oder extremistischen Anschlags wurden. Das zu ändern, könnte weitreichende Folgen haben. Denn ein positiver Bescheid für die Münchner Terroropfer würde auch Ansprüche von anderen Geschädigten nach sich ziehen. Es gibt ja auch Menschen, die durch die linksradikale RAF verletzt und traumatisiert wurden oder durch andere rechtsradikale oder islamistische Attentäter.

Mit einer Entscheidung ist noch nicht zu rechnen, erklärte eine Sprecherin des Justizministeriums der SZ. Und auch im bayerischen Landtag hat der Innenausschuss eine späte Entschädigung für die Opfer abgelehnt. Nur von der Stadt München sollen sie nun noch einmal ein wenig Geld bekommen: 50 000 Euro für 211 Verletzte.

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